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Beitrag vom 22.07.2008
Martina Topley Bird – The Blue God
Tatjana Zilg
Kein Remake aus vergangenen glamourösen Tagen verbirgt das schmucke Cover, sondern die "schwarze Marlene Dietrich des Soul" ist ganz und gar dem neuen Jahrtausend zugehörig. Trip Hop Meets ...
... Vintage Soul.
Vor der Wende ins dritte Jahrtausend war die grazile Britin, die mit ihren mittlerweile blondgefärbten Haaren äußerlich der jungen Grace Jones ähnelt, die bessere Hälfte des TripHop-Genies Tricky. Obwohl dieser den Genre-Begriff selbst nie verwendete, ging er mit seinem Meisterwerk "Maxinquaye" als dessen Begründer in die Pop-Geschichte ein. Martina Topley Bird beteiligte sich an dem Album als Gastsängerin sowie mit ihren Ideen. Auch privat waren die Beiden ein Paar. Nach einigen Jahren war es aber vorbei mit der musikalischen und persönlichen Chemie und sie gingen fortan getrennte Wege.
Ihr Gesang, der sich so wunderbar magisch, zwischen lieblich süß und verrucht lasziv, dahin schlängelt, hatte die Aufmerksamkeit einiger Musik-Profis auf sich gezogen. 2003 veröffentlichte sie ihr Debut "Quixotic", unterstützt von Primus und David Holmes sowie Josh Homme von Kyuss und Mark Lenegan. Ihr Fusion-Sound aus Vintage Soul, Rock Noir und Blues nahm schnell einen ganz speziellen Platz in der Musikszene ein. Sie erhielt eine Nominierung für den Mercury Prize, der jährlich von einer Jury für das beste britische Album der vergangenen zwölf Monate vergeben wird.
Dennoch war sie in den Folgejahren wieder vor allem als Gastsängerin aktiv - auf den Alben von Son Of Dave, Jon Spencer Blues Explosion, Diplo, Gorillaz und den Gutter Twins. Ihren Erstling brachte sie 2004 in überarbeiteter Form unter dem Namen "Anything" erneut auf dem Markt. Aber erst 2008 erscheint ihr zweites Soloalbum mit dem verheißungsvollen Titel "The Blue God".
Vier Jahre Abstand zwischen zwei Soloalben – das verwundert schon ein wenig. Sie sagt dazu, "es sieht auf den ersten Blick fast so aus, als wäre ich Hobby-Musikerin, aber ich warte einfach auf die richtigen Konstellationen." Diese erfüllte sich, als sie auf Brian Burton traf, bekannt als Danger Mouse und Soundgehirn von Gnarls Barkley. Gemeinsam entwickelten sie neue Songs. Martina brachte bereits einige fertige Songs mit ins Studio in Los Angeles, von denen aber nur "Poison" aufs Album übernommen wurde. Für alle anderen Songs verflochten Produzent und Protegierte Martina´s Vergangenheit und die visionären Klänge von Danger Mouse mithilfe von live eingespielten Instrumenten und eleganten Arrangements kunstvoll ineinander.
Entstanden ist ein beeindruckendes Meisterwerk von zwölf Songs, garniert mit vielen Raffinessen, filigranen Schmuckstücken, kraftvollen Rhythmen und stimmungsvollen Sound-Sphären. Höhepunkte sind die Electro Meets Spooky Rock–Episode "Something To Say", das unvergessliche "Poison", das fast kindlich dahin geträllerte "Baby Blue", das melodramatisch schöne "Valentine", das dadaistische "Da Da Da Da" und die bizarren, leichtfüßigen Dissonanzen von "Yesterday".
Martina Topley Bird im Netz: www.martinatopleybird.com
Weiterhören: Moloko und Wrongkong
AVIVA-Tipp: "The Blue God" bietet ein außergewöhnliches Musikerlebnis, das nicht nach lauten Sensationen greifen muss, um seine hypnotisierende Wirkung zu erzielen. Martina Topley Bird setzt ganz auf die Schwingungen ihrer samtig zarten, ausdrucksstarken Stimme und umgibt sie mit auditiven Fangnetzen, die sich unaufdringlich, aber unwiderstehlich in die Sinnes-Membrane einschmiegen.
Martina Topley Bird
The Blue God
Label: Independiente, PIAS, VÖ Juli 2008