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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 09.05.2008


Blood Red Shoes – Box Of Secrets
Tatjana Zilg

Der Punk-Szene in Brighton ist das Duo entsprungen. Der Punk hinterließ auch tiefe Spuren in ihrer Musik. Laut und lärmig kommen ihre Songs daher, und doch fehlt es nicht an der richtigen ...




... Durchmischung mit melodiösem Pop.

Beim ersten Blick auf die Zusammensetzung der Blood Red Shoes bewegen sich die Gedanken fast automatisch zu den White Stripes: Eine Frau, ein Mann, E-Gitarre und Schlagzeug. Doch dann zeigen sich schnell die Unterschiede. Nicht nur, dass Laura-Mary Carter die E-Gitarre drangsaliert, während Steven Ansell die Drums schlägt, auch der Sound klingt nicht sehr von den White Stripes inspiriert: Viel härter, schneller und weniger glam-rockig toben die Songs der Blood Red Shoes aus den Lautsprecherboxen.

Zudem ist bei den Blood Red Shoes der Drummer der extrovertierte Teil des Duo. Steven lässt sein Schlagzeug gerne dicht am Bühnenrand platzieren - wie beim Auftritt im Berliner Lido. Von dieser Position feuert er den indie-pop-pogo tanzenden vorderen Teil des Publikums an, den Schweiß kräftig treiben zu lassen. Laura dagegen konzentriert sich die meiste Zeit auf ihre E-Gitarre - um so intensiver sind dann die Momente, in denen sie die Interaktion mit dem Publikum aufnimmt. Bei den Auftritten ist die Verbundenheit zur Punk-Schule fast noch spürbarer als beim Hören ihres Debut-Studioalbums. Sie legen großen Wert auf unmittelbare Nähe zum Publikum anstelle von aufwendigen technischen Show-Effekten und sehen sich so konträr zum bombastischen Sound der großen Stadionbands. Damit wollen sie sich aber keinesfalls musikalisch auf den Drei-Akkorde-Punk der alten Schule festlegen, sondern sind offen für neue Einflüsse und haben schon längst ihr Herz für den Pop entdeckt. Als eines ihrer großen Vorbilder nennen sie Sonic Youth, deren Sound sie als noisy und unberechenbar, aber zugänglich beschreiben.

Bevor sie die Blood Red Shoes ins Leben riefen, spielten beide in verschiedenen Bands in Brightons Punk-Szene und kannten sich schon länger vom Sehen. Ihr Zusammenschluss als Duo ermöglichte es ihnen, zu ihrem eigenen Sound zu finden, der sie bald über die Grenzen Brightons hinaus bekannt machte. Unter anderem traten sie als Teil der NME Music Tour 2007 auf und waren in Deutschland als Support von Maximo Park unterwegs.

Über das berauschende Gefühl, einem einengenden Umfeld zu entkommen, handelt ihr Song "It´s Getting Boring By The Sea". Er ist einer der Songs, der mit treibenden Drums, schnittigen Heavy-Riffs, Shout-Wechselgesängen und nervkitzelndem Suspense-Faktor extrem nach vorne explodiert. Die Worte des prägnanten Textes der aktuellen Singleauskoppelung "I Wish I Was Someone Better" jagt Steven über den superschnellen Rhythmus in einem atemberaubenden Tempo vor sich hin. Der Opener "Doesn´t Matter Much" lässt ohnehin gleich zu Beginn keine Zweifel an den Qualitäten der Blood Red Shoes aufkommen: Laut, markant, turbulent, und doch erstaunlich melodiös erobert sich ihr Sound einen Spezialplatz im Musik-Gedächtnis.

Weiterhören: Metric und Forward Russia

Blood Red Shoes im Netz: www.bloodredshoes.co.uk und auf Myspace.

AVIVA-Tipp: Das Duo aus Brighton benannte sich nach einer Anekdote über Ginger Rogers. Während des Drehs mit Fred Astaire musste der Musical-Star die Schuhe tauschen, da sie sich die Füße blutig getanzt hatte und sich das Weiß rot verfärbte. Diese Vermischung vom blutigen Willen zur musikalischen Bestleistung und jugendlicher, ungestümer Wut lässt das Debut der Blood Red Shoes zu einem puls-hochjagenden Erlebnis werden, bei dem auch die pure Freude an ausgelassenen Pop-Rhythmen und leicht mitsingbaren Refrains nicht zu kurz kommt.

Blood Red Shoes
Box Of Secrets

Label: V2, VÖ April 2008



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Beitrag vom 09.05.2008

AVIVA-Redaktion