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Beitrag vom 13.05.2003
Endspiel der Mastercard German Open, belgisches Finale an der Hundekehle
Marie-Louise Leinhos
Ob Kim Clijsters oder Justine Hénin-Hardenne siegen würde, konnte dem belgischen Finanzminister egal sein. Vorjahressiegerin Justine Hénin-Hardenne verteidigte aber mit 6:4, 4:6 und 7:5 ihren Titel.
Eine schöne Kulisse bot an diesem Muttertagssonntag die Tennisanlage an der Hundekehle.
Bei warmem Sonnenschein versammelten sich zahlreiche Tennisbegeisterte, darunter auch Alt-Bundespräsident Richard von Weizäcker, Ex-Bürgermeister Eberhard Diepgen und der amtierende Bürgermeister Klaus Wowereit.
Das Endfinale der 96. German Open hatte in diesem Jahr eher den Charakter von belgischen Landesmeisterschaften. Denn im Endspiel standen sich 2 Freundinnen gegenüber. Kim Clijsters (20), die sich zuvor gegen Jennifer Capriati durchsetzen konnte, und Justine Hénin-Hardenne (19), Titelverteidigerin der Mastercard German Open, lieferten sich ein hervorragendes Duell, das definitiv für die Abwesenheit der Williams-Schwestern entschädigte.
Nach ihrem Turniersieg vom Sonntag hat Justine Hénin-Hardenne wieder Rang 2 der internationalen Tennisliste eingenommen. Damit steht sie nun zwischen Serena (Platz 1) und Venus Williams (Platz 3).
Vom sonst sehr freundschaftlichen Umgang miteinander war auf dem Centercourt nichts zu spüren. Zwar beteuerte Kim Clijsters später der Presse gegenüber, dass es ihr vorrangiges Ziel war, Belgien zu vertreten. Dennoch milderte dies nicht den Kampfesgeist der Tochter eines Fußballnationalspielers. Auch nachdem sie im ersten Satz zwei Aufschlagspiele an Justine Hénin-Hardenne verlor, fand sie ab dem vierten Spiel zu ihrer gewohnten Stärke zurück und zauberte Passierbälle über das Netz, gegen die Justine Hénin-Hardenne nicht die geringste Chance hatte. Sie musste aber dennoch den Satz an eine sehr starke und souverän spielende Justine Hénin-Hardenne abgeben.
Etwas in Atem gehalten wurde das Publikum, als Kim Clijsters nach dem ersten Satz eine Verletzungspause einlegen musste. Frisch von ihrer Physiotherapeutin mit einem Verband am linken Bein versorgt, betrat sie erneut den Centercourt. Zu Anfang sah es auch stark danach aus, als ob Justine Hénin-Hardenne nun leichtes Spiel mit der Verletzten hätte.
Nachdem der erste Satz von Breaks und Rebreaks geprägt war, gewann Justine Hénin-Hardenne im Zweiten klar ihre Aufschlagspiele und ging mit 4:2 in Führung.
Gegen die gewaltigen Aufschläge und die überraschenden Stoppbälle hatte Kim Clijsters zuerst keine adäquate Antwort. Sie konnte jedoch ihr Aufschlagsspiel durchbringen, und im 6. Spiel des Satzes gelang ihr das überraschende Break.
Justines Konzentration ließ nach und Kim Clijsters erkannte ihre Chance. Auf einmal schien sie ihre Bälle in das gegnerische Feld, unerreichbar für eine verdutzte Justine Hénin-Hardenne, zaubern zu können. Als sie dann auch noch erneut ihrer Gegnerin das Aufschlagsspiel abnehmen konnte, welches tragischerweise von Justine mit einem Doppelfehler beendet wurde, fiel die Entscheidung für einen dritten Satz.
Zu Beginn des dritten Satzes dominierte keine der beiden Spielerinnen. Justine hatte jedoch den Vorteil, durch laute Anfeuerungsrufe des Berliner Publikums unterstützt zu werden. Beide brachten ihre Aufschlagsspiele präzise durch. Als es beim 5:4 für Kim Clijsters zunehmend eng für die aufschlagende Justine Hénin-Hardenne wurde, wehrte die Vorjahressiegerin jedoch drei Matchbälle in Folge ab. Im anschließenden Aufschlagspiel von Kim Clijsters verteidigte Justine ihre Favoritenrolle dominant und gewann die German Open zum zweiten Mal in Folge. Eine Titelverteidigung, die zuvor nur Steffi Graf gelang.
Die Zukunft der Mastercard German Open ist weiterhin ungewiss. Im Zeitalter der Formel Eins gilt das Interesse der ZuschauerInnen eher quietschenden Reifen als durchtrainierten Beinen. ARD und ZDF scheinen an den Übertragungsrechten für 2004 nicht wirklich interessiert. Ein Schaukampf Anfang Mai 2004, für den auch Steffi Graf ihre Teilnahme zugesichert hat, soll die finanziellen Verluste des diesjährigen Turniers ausgleichen.
Sehr schade wäre es für Berlin und den weiblichen Tennissport, wenn dieses hochkarätige Turnier nächstes Jahr nicht stattfinden könnte.