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Beitrag vom 12.05.2004
Mauresmo startet in Athen 2004
Sylvia Rochow
Siegerin der diesjährigen Ladies German Open wurde die Französin Amélie Mauresmo. Im Finale kam es zu keinem Ballwechsel, weil ihre Gegnerin, Venus Williams, verletzungsbedingt aufgeben musste.
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© Brigitte Dummer |
AVIVA-Berlin: Amélie, ist es ein besonderes Gefühl für Sie, wieder in Berlin zu sein?
Amélie Mauresmo: Ja, natürlich. Ich bin sehr froh, wieder in Berlin zu sein, hier, wo für mich vor sechs Jahren sozusagen alles begonnen hat. Und, ich 2001 ja auch gewonnen habe. Eigentlich lief es hier immer sehr gut für mich, und es ist schön, wieder in Berlin zu sein.
AVIVA-Berlin: Unabhängig vom Turnier, was gefällt Ihnen an Berlin? Haben Sie Zeit für ein bisschen Sightseeing?
Amélie Mauresmo: Nein, leider nicht wirklich. Meistens sieht man während der Turniere nicht viel von den Städten. Aber ich gehe abends gerne Essen, und da kenne ich hier schon ein paar nette Restaurants. Was mir an Berlin auch sehr gefällt, ist, dass die Stadt so grün ist. Es gibt viele Parks, in denen ich dann gerne mal Joggen gehe.
AVIVA-Berlin: Was bekommt man als Spielerin eigentlich vom Publikum mit? Registrieren Sie da überhaupt Unterschiede in den verschiedenen Städten?
Amélie Mauresmo: Ja, natürlich! Es ist immer angenehm, wieder in eine Stadt zu kommen, von der man weiß, dass das Publikum einen dort unterstützt. Ich habe da ein paar Orte, in denen ich mich sehr wohl fühle und in die ich gerne zurückkehre. Montreal gehört zum Beispiel dazu, und natürlich Berlin.
AVIVA-Berlin: Im letzten Jahr haben Sie das französische FedCup-Team zum Titelgewinn geführt. Werden Sie Frankreich in diesem Sommer auch bei den Olympischen Spielen in Athen vertreten?
Amélie Mauresmo: Ja, im Einzel auf jeden Fall! Und wenn wir ein Doppelteam stellen, würde ich da natürlich auch gerne spielen. Aber bis dahin ist ja noch Zeit und vorher stehen viele Turniere an. Ich versuche, alles nacheinander, Schritt für Schritt, anzugehen.
AVIVA-Berlin: In diesen Tagen sind Bomben in Athen explodiert. Beeinflusst Sie das?
Amélie Mauresmo: Nein. Ich weiß, dass es einige
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© Brigitte Dummer |
Drohungen gegen die Olympischen Spiele gibt, aber ich glaube, es ist keine Lösung, deshalb nicht nach Athen zu fahren. Wenn einem sein Heimatland erlaubt, an Olympia teilzunehmen, sollte man das meiner Meinung nach auch tun.
AVIVA-Berlin: Erwecken solche Ereignisse trotzdem Ängste bei Ihnen?
Amélie Mauresmo: Nein, eigentlich nicht.
AVIVA-Berlin: Die German Open sind ja auch eine wichtige Vorbereitung auf das Grand Slam-Turnier in Roland Garros. Was erwarten Sie sich dieses Jahr in Paris?
Amélie Mauresmo: Bisher konnte ich die Erwartungen dort nie erfüllen -
AVIVA-Berlin: Ihre eigenen Erwartungen, aber natürlich auch die Erwartungen Ihrer Landsleute. Hilft Ihnen das heimische Publikum eher, oder setzt es Sie noch mehr unter Druck?
Amélie Mauresmo: Sowohl als auch. Aber ich glaube, je mehr Erfahrung ich sammele, je mehr ich mich daran gewöhne, umso mehr empfinde ich das Publikum als Hilfe. Ich muss einfach abwarten, wie ich dieses Jahr bei den French Open zurechtkomme. Mal sehen, jedes Jahr bedeutet eine neue Erfahrung, auch diesmal. Ich hatte ja in dieser Saison eine ganz andere Vorbereitung.
AVIVA-Berlin: Vor allem dadurch, dass Sie seit Ihrer Rückenverletzung bei den Australian Open im Januar lediglich sehr wenige Turniere spielen konnten.
Amélie Mauresmo: Ja, ich mußte lange pausieren und konnte erst im April 2004 mein Comeback feiern.
AVIVA-Berlin: Was wäre für Sie persönlich das größte Ziel? Bei den Olympischen Spielen zu siegen, mal die Nummer 1 der Weltrangliste zu sein, oder doch, in Roland Garros zu triumphieren?
Amélie Mauresmo: Bei den French Open – zu hause – zu gewinnen, das wäre eindeutig das Größte. Nummer 1 zu sein, na ja, ich glaube, das würde dann sowieso beinahe automatisch kommen, wenn ich einen Grand Slam gewonnen hätte.
AVIVA-Berlin: Haben Sie manchmal eine Vorstellung davon, wie es dann wäre, wenn Sie tatsächlich bei den French Open gewinnen würden?
Amélie Mauresmo: Ja, klar geht mir das manchmal durch den Kopf. Aber so eine konkrete Vorstellung habe ich eigentlich nicht. Mal gucken.
AVIVA-Berlin: Wer sind für Sie die Favoritinnen auf den Titel in Paris?
Amélie Mauresmo: Ich denke, vier, fünf Spielerinnen haben die Chance auf den Sieg. Die Williams-Schwestern, Justine Henin-Hardenne, Lindsay Davenport – und ich.
AVIVA-Berlin: Im Moment scheint es vor allem darum zu gehen, welche gesund ist?
Amélie Mauresmo: Ja, natürlich. Ich kann nur immer wieder sagen, die Tour wird immer härter, das Level, auf dem wir spielen wird höher und höher. Wir müssen viel tun, um diese Leistungen halten zu können. Manchmal verlangen wir dann zu viel von unserem Körper, bis er streikt. Nicht nur ich hatte in der Vergangenheit dadurch mit Verletzungen zu kämpfen, auch viele andere Spielerinnen. Aber wir müssen das beste daraus machen.
AVIVA-Berlin: Glauben Sie, die Athletinnen müssen zu viel spielen? Liegt es daran?
Amélie Mauresmo: Vielleicht. Wir haben so viele Turniere über das Jahr verteilt, und möglicherweise fällen wir da manchmal die falschen Entscheidungen und treten zu oft an, weil wir einfach zu gerne spielen wollen. Ich würde mir wünschen, dass die Saison etwas früher aufhört, so dass wir im Winter ein bisschen länger Pause hätten. Aber das müsste man mit der WTA
(Anm.: Women’s Tennis Association) diskutieren.
AVIVA-Berlin: Können Sie denn persönlich etwas dafür tun, erneute Verletzungen besser vorzubeugen?
Amélie Mauresmo: Na ja, ich arbeite jetzt seit ein paar Wochen speziell mit einem Physiotherapeuten zusammen. Außerdem habe ich angefangen, ein bisschen Yoga auszuprobieren. Mal sehen, es kann sich natürlich nicht gleich von heute auf morgen auswirken, das braucht Zeit.
AVIVA-Berlin: Yoga hilft ja nicht nur physisch, sondern auch psychisch.
Amélie Mauresmo: Ja, das stimmt. Es ist einfach mal eine andere Herangehensweise, die viel mit Konzentration und Geduld zu tun hat.
AVIVA-Berlin: Sind Sie denn eine geduldige Person?
Amélie Mauresmo: Nein, definitiv nicht
(lacht).
AVIVA-Berlin: Da verwundert es ja auch nicht, dass Sie gerne schnelle Autos und Motorräder fahren. Was machen Sie ansonsten in Ihrer Freizeit, sofern Sie mal welche haben?
Amélie Mauresmo: Ja, viel Zeit ist leider wirklich nicht. Aber wenn ich mal Freizeit habe, verbringe ich sie natürlich am liebsten mit meinen Freunden und versuche, mich mit so vielen Leuten
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© Brigitte Dummer |
zu treffen, wie möglich.
AVIVA-Berlin: Und was hören Sie für Musik?
Amélie Mauresmo: Dido oder Robbie Williams zum Beispiel.
AVIVA-Berlin: Singen Sie auch selbst?
Amélie Mauresmo: Ja - unter der Dusche, und in meinem Auto
(lacht).
AVIVA-Berlin: Ihr Landsmann Yannick Noah hat nach dem Ende seiner Tenniskarriere eine erfolgreiche Musiklaufbahn eingeschlagen. Wäre das vielleicht auch was für Sie?
Amélie Mauresmo: Stimmt, er ist wirklich sehr erfolgreich mit seiner Musik, aber ich glaube nicht, dass das auch etwas für mich wäre
(lacht).
AVIVA-Berlin: Sie wohnen nun schon seit ungefähr dreieinhalb Jahren in Genf. Was hat Sie dazu bewogen, in die Schweiz zu ziehen?
Amélie Mauresmo: Zum einen hatte sich mein Privatleben zu dieser Zeit gerade ein bisschen verändert, da dachte ich, es wäre vielleicht gar nicht so schlecht, ein bisschen Abstand zu finden (lacht). Dass es mich in die Schweiz gezogen hat, hing vor allem damit zusammen, dass viele andere französische (Ex-)SpielerInnen dort wohnen, wie zum Beispiel Guy Forget – und weniger mit den geringen Steuern, wie man vielleicht vermuten könnte. Es ist einfach wunderbar still dort, und ich genieße die Ruhe sehr, gerade, wenn man in Frankreich doch ein ganz klein bisschen bekannt ist
(lacht).
Vielen Dank für das Interview