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Beitrag vom 13.12.2010
1. deutsche Meisterinnenschaft im Roller Derby: Roll DMC 2010 in Berlin
Britta Meyer
Am Samstag, den 11. Dezember 2010 war es endlich soweit: Fünf Teams aus ganz Deutschland traten in der Arena Berlin gegeneinander an, und kämpften um den ersten deutschen Platz...
... im Roller Derby.
Im Kampf um den Titel traten an und schrieben Geschichte:
Die "Berlin Bombshells", die "Stuttgart Valley Rollergirlz", die "Devil Dolls" aus Essen, die "Barockcity Rollergirls" aus Ludwigsburg sowie die "Hanse-Connection" aus Hamburg und Bremen.
Ein eigentlich gar nicht neuer Sport
Bereits 1935 wurde das erste Roller-Derby-Rennen in Chicago veranstaltet. In den frühen 1940er-Jahren bekam der Sport neue Regeln, ein Punktesystem und einen deutlichen Schwerpunkt auf publikumswirksame Rempeleien und Schubsereien. Diese spektakuläre und rasante Art des Roller-Derbys wurde in den darauf folgenden über 40 Jahren in den USA zum Publikumsmagneten. Doch in den 1980er-Jahren geriet der Sport in Vergessenheit und kam erst 1999 wieder zurück. Im Gegensatz zu den früheren Ligen, in denen die Vermarktung einer Show im Vordergrund gestanden hatte, war diese Neugründung von weiblichen Amateurinnen dominiert, von denen viele in Verbindung zur Punk-Bewegung und dem Third-Wave-Feminism standen.
Im Jahr 2006 wurde das erste deutsche Team, die "Stuttgart Valley Rollergirlz", gegründet. 2007 folgte die zweite deutsche Mannschaft, die "Barockcity Rollerderby Girls" aus Ludwigsburg. Ein weiteres Jahr später kamen die "Berlin Bombshells" dazu. Weitere Vereine in Europa finden sich in London, Helsinki, Stockholm, Malmö, Kopenhagen, Aarhus, Amsterdam, Gent, Paris und Zürich. Der erste Bout in Deutschland fand 2007 in Stuttgart statt, im Jahr 2009 der erste europäische Wettkampf, "Roll Britannia", in London, bei dem insgesamt zwölf Teams antraten. Als erste europäische Siegerinnen ging das klar überlegene Team der "London Rollergirls" aus dem Turnier hervor.
Der Wahnsinn hat Methode
Das rasante Gerempel ist anspruchsvoller, als es auf uninformierte ZuschauerInnen wirken mag, folgt es doch komplexen Regeln, deren Einhaltung von den ebenfalls rollenden "Referees" (SchiedsrichterInnen) penibel überwacht wird. In jedem Team spielen:
eine "Jammer". Sie startet hinter dem Pack und versucht sich durch den Pulk von Spielerinnen hindurch zu manövrieren. Ab dem zweiten Durchlauf holt sie für jede ohne Foul überholte Gegnerin einen Punkt für ihr Team. Die Jammer ist mit einem Stern auf ihrem Helm gekennzeichnet. Die erste Jammer, die ohne Fouls durch das Pack kommt, wird "Lead Jammer" und kann den Jam vorzeitig abrechen.
eine "Pivot". Sie startet an der Spitze des Packs, kontrolliert dessen Geschwindigkeit und koordiniert die Zusammenarbeit untereinander. Sie trägt einen breiten Streifen auf ihrem Helm.
drei "Blockers". Sie fahren im Pack, ihre Aufgabe ist es, der eigenen Jammer durch die Reihen hindurch zu helfen und die gegnerische Jammer aufzuhalten – zum Beispiel durch Rempeln, Bodychecks oder "Tripples" (Beinestellen). Schlagen, Treten und Festhalten sind verboten und gelten als Fouls.
Ein Spiel wird "Bout" genannt, jeder Bout ist in zwei "Periods" zu je 30 Minuten unterteilt. Jede Period besteht aus einer unbegrenzten Anzahl von "Jams", jeder Jam dauert maximal zwei Minuten.
Style and Substance
Ein markantes Merkmal des Sports sind die provokanten Outfits der Rollergirls. Sowohl Spielerinnen als auch Referees pflegen ihre individuellen und herrlich schrillen Stile: Wilde Mischungen aus Punk, Rockabilly und Grunge, Kriegsbemalung, zerrissene Strümpfe an Spitzenstrapsen, bunt gefärbte Haare, Nietengürtel und martialische KünstlerInnennamen sind allesamt bei Frauen wie auch Männern zu sehen. Die Kombination von femininem Styling und knallhartem Vollkontaktsport überrollt hier genüsslich Geschlechterstereotype jeder Couleur. Die Berliner Arena war randvoll mit Frauen auf Rollschuhen und noch voller von deren Support-Teams aus dem ganzen Land: FreundInnen, Verwandte, Fans und natürlich dem Berliner Maskottchen, einem fahnenschwenkenden jungen Mann im Ganzkörper-Bärenkostüm. Das ist wahrer Einsatz.
Showdown in der Arena
Nach fünf Vorrunden mussten sich die Ludwigsburgerinnen verabschieden und die Essener "Devil Dolls" verwiesen die "Hanse-Connection" auf Platz Vier. Für das Finale konnten sich die "Berlin Bombshells" und die von einer großen Fangemeinde unterstützten "Stuttgart Valley Rollergirlz" qualifizieren.
Der entscheidende Bout "Stuttgart vs. Berlin" schließlich fand nach einem langen Derby-Tag vor vollbesetzten Rängen und in aufgepeitschter Atmosphäre statt: Die Fans der "Bombshells" und die AnhängerInnen der "Rollergirlz" feuerten ihre Teams mit Schlachtrufen an, provozierten sich gegenseitig und lieferten sich sogar Handgreiflichkeiten mit einer schwäbischen Spielerin, bis die Security sie trennte.
Was auf dem Rollfeld stattfand, entwickelte sich zum regelrechten Derby-Krimi: fast die gesamten 60 Minuten Spielzeit teilten beide Teams gleichermaßen aus, zwei Minuten vor Ende stand es gar unentschieden. Eine Minute vor Ablauf der Spielzeit schafften es die Stuttgarterinnen, sich doch noch in Führung zu setzen und das Finale ging trotz heftigem Kampf der "Bombshells" mit 124:128 für Berlin verloren.
Und die ersten deutschen Meisterinnen im Roller-Derby sind... die "Stuttgart Valley Rollergirlz"!
Herzlichen Glückwunsch und bis zum nächsten Mal!
Weitere Informationen finden Sie unter:
Die Berlin Bombshells auf MySpace: www.myspace.com/berlin_bombshells
www.bearcityrollerderby.de
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