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Beitrag vom 01.11.2003
Das Pesttuch
Hilde Meier
In ihrem ersten Roman entführt uns die amerikanische Journalistin und Sachbuchautorin Geraldine Brooks ins Mittelalter und unterhält uns brillant mit einer Geschichte über den Kampf gegen die Pest
Dem Thema ihres ersten historischen Romans "Das Pesttuch" begegnete sie auf der Straße. Unterwegs in Peak District in England wurde die Journalistin Geraldine Brooks durch ein Hinweisschild "Pestdorf" auf diese Geschichte aufmerksam.
Im 17. Jahrhundert brach in dem kleinen Dorf im Norden Englands die Pest aus. Um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern, begaben sich die Menschen freiwillig in Quarantäne.
Im Frühjahr 1665 klopft es bei der jungen Witwe Ann Frith an der Tür.
Diese nagt nach dem Tod ihres Mannes in den Bleigruben im wahrsten Sinne des Wortes am Hungertuch, als Magd des Pfarrers verdient sie gerade genug, um ihre Kinder durchzubringen. Da erscheint der Schneidergeselle George Viccars aus dem fernen London als zahlender Untermieter und Gelegenheitsliebhaber wie ein Geschenk des Himmels. Zudem bringt er einen Stoffballen mit in das Dorf zur großen Freude aller Frauen, die so zu neuen Kleidern kommen.
Doch bald nach Georges Ankunft erscheint eine riesige lila-gelbe Eiterbeule auf seiner Stirn. Kurz darauf stirbt er. Die kleinen Kinder folgen ihm, dann das halbe Dorf.
Der Pfarrer und die Dorfgemeinschaft entwickeln unterschiedliche Vorstellungen, was zu tun sei. Die Ereignisse fordern schnelles und überlegtes Handeln, die "Entscheider" streiten sich.
Anna Frith, eine einfache Frau aus dem Volk, die lesen kann, entwickelt eine Menge Energie. So zeichnet der historische Roman, der an die Bilder Breughels erinnert, mit Spannung und geschichtlichem Sachverstand die Geschichte einer "Heilerin" auf. Mutig geht sie im Alleingang gegen den Schwarzen Tod vor, als nur noch Angst und Verzweiflung das Zusammenleben bestimmen und alles verloren scheint.
Geraldine Brooks ist in Sidney geboren. Sie bereiste elf Jahre lang als Auslands-Korrespondentin des Wall Street Journal verschiedene islamische Länder, darunter Bosnien, Somalia und den Mittleren Osten. Die 48-jährige Autorin wurde für ihre Reportagen über die palästinensische Intifada, den Iran-Irak-Konflikt und den Golfkrieg bereits mehrfach ausgezeichnet.
Mit ihrem ersten Roman "Das Pesttuch", in dem die starke Anna Firth die Zügel in die Hand nimmt und gegen starke gesellschaftliche Widerstände mit ihrer Heilkunst gegen die Pest ankämpft, beweist Geraldine Brooks ihr Können als Romanschreiberin.
Gut gelungen ist auch die Übersetzung von Eva L. Wahser in´s Deutsche.
Zum guten Schluss halten auch die Liebe und Freundschaften die Gemeinschaft im Dorf auf Leben und Tod zusammen. "Das Pesttuch" ist ein schaurig-schöner Schmöker mit Mittelalterflair für die kommenden Winterabende.
Aviva-Tipp: Ein Bonbon für Fans historischer Romane, eine lesenswerte Geschichte mit wahrem Background.
Geraldine Brooks
Das Pesttuch
Deutsch von Eva L. Wahser
C. Bertelsmann Verlag, München, 2001
351 Seiten, gebunden
Euro 21,90
ISBN 3-570-00673-5200901595775"