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Beitrag vom 08.09.2006
Sie lebten wie sie wollten. Den Frauen nach. Spaziergänge zur Berliner Frauengeschichte
Sabine Grunwald
Die zahlreichen Friedhöfe Berlins oder Spaziergänge am Landwehrkanal bieten vielfältige Möglichkeiten, Grabstätten und Spuren berühmter Frauen aufzusuchen.
Wer gerne auf den Spuren der Vergangenheit wandelt, der seien die Berliner Friedhöfe ans Herz gelegt, die, teilweise idyllisch gelegen, die Ruhestätten berühmter Frauen wie Hildegard Knef, Renée Sintenis, Anna Seghers, Helene Weigel und Grete Weiser beherbergen.
Aber auch weniger bekannte Frauen, die eher lokale Größen waren und eher in Berlin eine Rolle spielten, werden im Wegweiser von Rosemarie Köhler vorgestellt.
Trotz aller Unterschiede hatten diese Frauen gemein, dass sie unbeirrbar ihren Weg verfolgten, wussten, was sie wollten und ihrer Zeit voraus waren
Henriette Herz begründete die Salonkultur, Rahel Varnhagen, Verfasserin zahlreicher literarischer Briefe, führte diese Tradition fort. Im 20. Jahrhundert setzten sich Frauen wie Helene Jacobs für verfolgte Juden ein und kamen dafür ins Gefängnis. Maria Elisabeth Lüders widmete ihr Leben der Politik und kämpfte für die Gleichberechtigung der Frau. Künstlerinnen wie die Sängerin Frieda Hempel oder die Tänzerin Tatjana Gsovsky lebten allein für ihre Kunst und bezahlten dies ihr Leben lang mit eiserner Disziplin.
Zur Autorin: Rosemarie Köhler ist Journalistin und war lange in der Berliner Kulturszene aktiv, u.a. an der Akademie der Künste Berlin. Zu ihren Publikationen gehören "Der Jüdische Friedhof Schönhauser Allee" sowie vier dokumentarische Nachkriegskochbücher für die Regionen Berlin, Bayern, Sachsen und das Rheinland. Sie lebt in Berlin und führt dort sowie in Potsdam regelmäßig kunsthistorische Stadt-, Park- und Friedhofsführungen durch.
Infos zu Führungen unter: www.rosemariekoehler.de
AVIVA-Tipp: Da die Übersicht sicher nicht den Anspruch der Vollständigkeit erhebt, sei es der Autorin nachgesehen, dass sie Marlene Dietrich nicht mit aufgenommen hat, die in Friedenau an der Stubenrauchstraße ihre letzte Ruhe gefunden hat. Auch die skandalträchtige Tänzerin Anita Berber (gest. 1928) ist in Berlin, Hermannstr. 179 - 185 in Neukölln begraben. Die etwas kurz geratenen Portraits können durch weiterführende Literatur vertieft werden. Das Buch ist mit zahlreichen Fotos und Friedhofsplänen ausgestattet.
Rosemarie Köhler
Sie lebten wie sie wollten
Berliner Friedhofspaziergänge zu Grabstätten außergewöhnlicher Frauen
Orlanda Frauenverlag, erschienen Mai 2006
ISBN 3-936937-39-7
Kartoniert, 199 Seiten mit über 50 Fotos und Abb.
17,50 Euro90008115&artiId=5205729"
Spaziergänge zur Berliner Frauengeschichte: Den Frauen nach - Ein Spaziergang am Landwehrkanal heißt ein Buch, das die Berliner Geschichtswerkstatt herausgegeben hat, erschienen im be.bra Verlag.
Hier werden ebenfalls Persönlichkeiten aus der Berliner Frauengeschichte vorgestellt, deren Leben und Wirken sich in die Stadtgeschichte Berlins eingeschrieben hat. Entlang des Landwehrkanals werden 43 Stationen "angesteuert", aber auch Straßen und Plätze, die nach Frauen benannt wurden.
Frauen am, im und auf dem Wasser: Schifferinnen und eine Schleusenmeisterin, Frauenrechtlerinnen, Dienstmädchen, Arbeiterinnen und bürgerliche Frauen, Künstlerinnen, Unternehmerinnen und Hausbesetzerinnen werden in diesem Buch porträtiert. In einem breit angelegten Spektrum beschreiben wir nicht nur Biografien, sondern auch historische Frauenorte und Frauenbewegungen.
Das Buch ist als Spaziergang entlang des Landwehrkanals konzipiert und über diesen Wasserlauf läßt sich die Geschichte der Stadt erschließen. Je nach Lust und Laune, allein oder gemeinsam, kann jede und jeder dem Uferweg folgen, sich dabei von informativen Geschichten unterhalten lassen und manch erstaunliche Entdeckung machen. Eine Vielzahl von Fotos vervollständigt die Sammlung. Ein Ortsplan hilft bei der Orientierung. ...
Aus dem Vorwort der Herausgeberinnen
Einige Stationen geben Anlass zu sozialgeschichtlichen Rückblicken.
Im Hauptpostamt am Tempelhofer Ufer etwa saßen die "Fräuleins vom Amt", die Telefongespräche noch von Hand vermitteln mussten.
Die "Suchlandsche Badeanstalt" gehörte zu den ersten Freibädern in Berlin, in denen auch das Damenschwimmen zugelassen war, bevor Ende des 19. Jahrhunderts das gemeinsame Baden beider Geschlechter erlaubt wurde.
Unterwegs begegnet man auch der ersten weiblichen Direktorin des Berliner Zoos, Katharina Heinroth, die die im Krieg völlig zerstörte Anlage unter größten Mühen wieder aufbaute.
Die Adresse "Am Karlsbad 10" war Sitz des Frauenbundes der Deutschen "Kolonialgesellschaft, der sich um die Vermittlung "sittlich einwandfreier" und "wirtschaftlich tüchtiger" deutscher Frauen in die Kolonialgebiete sorgte.
In der heutigen Genthiner Straße wohnten Mildred und Arvid Harnack.
Sie gehörten zu den aktivsten Mitgliedern der Widerstandsorganisation "Rote Kapelle". An der heutigen Admiralstraße 16 befand sich der "Damenklub Erato", Sitz einer der zahlreichen Vereinigungen lesbischer Frauen im Berlin der zwanziger Jahre. Die Friedhöfe am Halleschen Ufer sind letzte Ruhestätte von Fanny Hensel, der Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy. Unweit davon befinden sich die Gräber von Rahel Varnhagen und Henriette Herz, deren Salons Treffpunkt der preußischen Kultur- und Geistesgrößen ihrer Zeit waren.
(Quelle: Landespressedienst, 2006)
Der mit etlichen S/W Abbildungen ausgestattete 127 Seiten starke Band kann gegen Entrichtung von 2 Euro in der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin abgeholt werden. Zusendungen sind leider nicht möglich
An der Urania 4-10
10787 Berlin-Schöneberg
Tel.: 90 16 25 52
Informationen auch unter:
www.landeszentrale-politische-bildung-berlin.de
Cornelia Carstens
Den Frauen nach
Ein Spaziergang am Landwehrkanal
be.bra Verlag
128 Seiten. Pb., 39 Abbildungen
ISBN: 3-930863-69-3
9.90 Euro