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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 01.05.2006


Lysander - Bettina Gundermann
Agnes Winklarz

"Gott liebt jedes Kind" - außer Lysander, Riccardo und Kira, die auf der Flucht vor der Barbarei ihrer Kindheit feststellen müssen, dass sie sich der Vergangenheit nicht entziehen können.




"Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Kinder nicht" - sagt Lysanders Mutter, hält das Feuer an die Decke und zündet sie an. In ihr befindet sich ihr Sohn.

Vor zwei Wochen gebar sie ihn im Dreck des Waldes, während sie "schwitzte, stank, japste und schrie" und anschließend die Nabelschnur durchbiss.
Zuerst wollte sie ihn "Hass" nennen, entschloss sich jedoch, seinem Leben ein Ende zu bereiten, indem sie ihn, nicht weit von der Stadt entfernt, zu verbrennen versuchte.

Ein junges Paar ist es, das den Jungen findet, ins Krankenhaus bringt und sein Schicksal in die Hände des Chirurgen legt.
Der Arzt hätte das "abartige Wesen" am liebsten getötet, rettet ihm jedoch in einer sechsstündigen OP das Leben.

Sein Gesicht und sein Körper sind vollständig entstellt, weshalb das "Monster" von seinen Mitmenschen nur Ekel, Abscheu und Hass erfährt.

Erst in der Psychiatrie findet Lysander seinen ersten Freund, einen Menschen, der ihm mit Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit begegnet.
Riccardo ist Hässlichkeit gewohnt: neben der Leiche seiner Mutter kauerte er eine Nacht lang, bevor er sich Jahre später "stark traumatisiert" auf den Weg machte, mit der Waffe seines Ziehvaters in einem Einkaufscenter in die Menge zu schießen.

Gemeinsam überstehen die beiden den Aufenthalt in der Anstalt. Ermutigen sich gegenseitig, die Fassade der Unauffälligkeit aufrechtzuerhalten, um die verhasste Einrichtung möglichst schnell verlassen zu können.

An einem Neujahrsmorgen wird Lysander in die Freiheit entlassen. Sozialarbeiter zerren ihn von seinem Freund weg und bringen ihn in seine erste eigene Wohnung.
Hier muss er sein Dasein alleine fristen, lässt sich nur regelmäßig mit Essen versorgen und entwickelt eine Liebe zur Musik.
Ein Jahr vergeht bis er Riccardo wiedersieht, um mit ihm zusammen die Hürde Leben bewältigen zu können.

Doch während Lysander sich seiner musikalischen Obsession, dem Klavierspiel, widmet, entdeckt Riccardo die Vorzüge der Freiheit für sich:
er stürzt sich ins Nachtleben, trinkt Unmengen an Alkohol, genießt den unverbindlichen Sex.

Bis er eines Tages Kira kennen lernt, deren Milde und Güte ihn ändert und die er fortan mit jedem Atemzug aufsaugen möchte.
Doch das Glück ist nicht von langer Dauer, denn ein Gefühl ist stärker als die Liebe zu ihr: die Angst, die auch Lysander einholt.
Doch während dieser sich zunehmends von der Zivilisation zurückzieht, wird Riccardo von dem Zwang verfolgt, Blut zu sehen.
Blut, das er sowohl neben der malträtierten Leiche seiner Mutter, als auch bei den Opfern seines Amoklaufs vermisste.

AVIVA-Tipp: "Lysander" beeindruckt zwar durch seine rohe und derbe Sprachgewalt, lässt den/die LeserIn jedoch aufgrund einer Übersättigung an Brutalität und Perversion eher abstumpfen, statt ihn/sie zu sensibilisieren.

Zur Autorin:
Bettina Gundermann
wurde 1969 in Dortmund geboren, wo sie heute als freie Autorin lebt. 2001 erschien ihr erster Roman "lines".


Bettina Gundermann
Lysander

Schoeffling + Co., erschienen Februar 2005
Gebunden - 151 Seiten
ISBN: 3895613606
EAN: 9783895613609
17,90 Euro90008115&artiId=3126967"



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Beitrag vom 01.05.2006

AVIVA-Redaktion