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Beitrag vom 25.10.2005
Schwarze Katzen - Bunte Katzen
Maren Westensee
"Künstlerinnen und Schriftstellerinnen & ihre Katzen", vorgestellt von Britta Jürgs, Herausgeberin des AvivA-Verlags. Exemplarische Bild-Texte dokumentieren den immensen Einfluss...
...der Tiere auf die Frauen und ihr Schaffen. Hanna Höch, Paula Modersohn-Becker, Katherine Mansfield, Leonor Fini, Alice Schwarzer, Rita Mae Brown und viele andere kreative Frauen kommen zu Wort und zeigen ihre Kunst. Gemälde, Fotografien und Zeichnungen geben neben Briefen, Gedichten und Kurzgeschichten Einblicke in das Wesen der Katzen und ihrer Freundinnen.
Mascha Kaléko beschreibt in ihrem Gedicht die Ähnlichkeit beider Charaktere: "Die Katze
Ist so lebenstüchtig,
So launisch und so eifersüchtig,
So taubensanft,
so schlangenschlau
Wie eine nur zweibeinje Frau." Ricarda Huch hält dagegen: "Es ist mir immer unbegreiflich gewesen, dass viele Menschen Katzen und Frauen vergleichen, wobei sie an eine gewisse Art zierlicher und koketter junger Mädchen denken, denn nichts liegt der Katze ferner als Eitelkeit, Bewusstheit, Gefallsucht. Der Mensch ist ihr dazu viel zu gleichgültig". Auch die Meinungen unter Katzenliebhaberinnen gehen auseinander.
Viele Künstlerinnen fühlen sich aber nicht nur zum Charakter der freiheitsliebenden Katzen hingezogen, auch das Äußere fasziniert sie. Anmutige Bewegungen, seidig schimmerndes Haar, große, hypnotische Augen ziehen fast unwiderstehlich an. Die Aufnahme von Wanda Wulz aus dem Jahr 1932 "Ich + Katze" zeigt die Verschmelzung der Künstlerin mit dem geliebten Tier. Den dunklen, vollen Mund umgibt weißes Fell mit langen Schnurrhaaren, Weiß verdeckt auch die Konturen der Nase. Aus der schattigen Gesichtshälfte leuchtet ein schräg gestelltes Katzenauge hervor. Daneben das Auge des Ich, kleiner und dezenter in seiner Wildheit, als letzter Halt des menschlichen Blicks.
Wie viel Ähnlichkeit Katzen wirklich mit Frauen haben, bleibt eine zwiespältige Frage. Vielleicht sollten statt dessen lieber die Frauen mit den Tieren verglichen werden. Immerhin projizieren sie gerne die Eigenschaften der Katzen auf sich selbst. "Ich habe Katzen wahnsinnig gern,
wegen ihrer Schönheit,
ihrer diskriminierenden Leidenschaften,
ihrer vielgelobten Unabhängigkeit
und ihrer Fähigkeit zur Hingabe.", schreibt Joyce Carol Oates. Wen sprechen diese Eigenschaften nicht an? Ricarda Huch ergänzt: "Ihre Seele bleibt im Grunde unabhängig von den Beziehungen, die sie eingehen muss." Im Gegenteil zu den Menschen, die doch alles tun, um ihre Katze glücklich zu machen. Rosa Luxemburg vertraut einer Bekannten ihre Katze an und gibt in ihrem Brief aus dem Gefängnis genaue Anweisungen, auf welche Art die Katze transportiert werden soll, nämlich im Arm gehalten und "nicht etwa im Körbchen oder Sack!!!" und erinnert daran, ja den "roten Plüschsessel"des Tieres nicht zu vergessen. Wer Katzen liebt, ist ihnen verfallen. Das bezeugt auch Elke Heidenreichs Liebesgeschichte, die von ihren verflossenen Katern handelt. Sie hatten zwar alle ihre Macken, einer schlug sogar manchmal zu, doch wo die Liebe hinfällt, da ist kein Kraut gewachsen.
Herausgeberin Britta Jürgs , selbst ehemalige Katzenbesitzerin, ist bekannt für die Publikation von Portraitbänden über Künstlerinnen und Schriftstellerinnen des Surrealismus, Dadaismus, Expressionismus, der Jahrhundertwende und der Neuen Sachlichkeit.
AVIVA-Tipp: In diesem Buch geschieht "Alles für die Katz". Die Künstlerinnen widmen ihre Werke dem geliebten und vergötterten Tier, beschreiben sie, bitten für sie, malen sie und lassen sich stolz und glücklich mit ihnen ablichten. Kurzbiographien der Frauen runden das Schmökern ab. Für alle Katzenfans, die gerne literarisch Unterhaltsames über ihre Lieblingstiere lesen und interessante und schöne Katzen-Portraits betrachten.
Schwarze Katzen - Bunte Katzen
Künstlerinnen und Schriftstellerinnen & ihre Katzen
Hrsg: Britta Jürgs
AvivA-Verlag, August 2005
Gebunden, 128 Bild-Text-Seiten
18,00 Euro
ISBN: 3-932338-25-190008115&artiId=3588560" target="blank">