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Beitrag vom 08.08.2005
Ich war Hitlerjunge Salomon. Von Sally Perel
Sabine Grunwald
Um zu überleben ändert ein jüdischer Junge seine Identität. Er gibt sich als "Volksdeutscher" aus, kommt in ein nationalsozialistisches Heim. 40 Jahre später reflektiert er seine Erinnerungen
Sally wächst als jüngstes von vier Geschwistern in Peine, nahe Braunschweig auf. Vater und Mutter hatte es 1918 nach der Oktoberrevolution in Russland in das kleine Städtchen verschlagen. Seine Eltern hatten ein kleines Schuhgeschäft, mit dem sie die Familie ernähren konnten. Als am 30. Januar 1933 die nationalsozialistische Partei die Macht übernahm, änderte sich ihr Leben schlagartig. 1935 wurde Salomon der Schule verwiesen und sein Vater zu Zwangsarbeiten bei der Straßenreinigung und Müllabfuhr herangezogen. Jüdische Geschäfte wurden boykottiert und die Familie entschloss sich, nach Lodz in Polen zu emigrieren.
Das Emigrantenkind brauchte eine Weile, um sich an die andere Sprache und Mentalität zu gewöhnen. Nach drei Jahren Volksschule sollte der Junge auf das hebräische Gymnasium wechseln. Doch durch den Einmarsch von Hitlers Armeen im September 1939 wurde das Leben der Juden zum Alptraum.
Die Eltern entschieden sich, den 14jährigen zusammen mit dem 29 Jahre alten Bruder Isaak auf die Flucht nach Russland zu schicken. Nach einer beschwerlichen und abenteuerlichen Reise erreichten die beiden Bialystok, das von Flüchtlingen aus Westpolen überfüllt war. Salomon landete in einem sowjetischen Waisenhaus in Grodno, während sich sein Bruder weiter nach Wilna durchschlug.
1941 beginnt der Angriff der Deutschen und die jüdischen Heiminsassen werden auf die Flucht geschickt. Bei seiner Gefangennahme gibt sich der Junge geistesgegenwärtig als Volksdeutscher aus und landet als Dolmetscher im deutschen Heer. Von nun an ist er Josef Perjell aus Litauen. Die 12. Panzerdivision der deutschen Wehrmacht betrachtet ihn als eine Art Maskottchen, er wird von allen verwöhnt und der Kompaniechef Hauptmann von Münchow findet Gefallen an dem aufgeweckten Jungen. Josef wird nach Deutschland, welche Ironie des Schicksals, in ein nationalsozialistisches Internat nach Braunschweig geschickt. Hier wird er zu einem "richtigen" Hitlerjungen erzogen und muss im Unterricht die Rassentheorie vertreten.
AVIVA-Tipp: Wie es Salomon alias Josef oder Jupp gelingt, diesen Identitätswechsel, der eine Glanzleistung ohnegleichen ist, zu überstehen, ohne sein seelisches Gleichgewicht völlig zu verlieren, erzählt der Autor aufrichtig und eindringlich. Es ist eine unglaubliche, doch wahre Geschichte, die jeder Leserin zu Herzen gehen wird.
Ãœber den Autor:
Sally Perel wurde 1925 als Salomon Perel im niedersächsischen Peine geboren. Als Zehnjähriger flüchtet er mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten nach Lodz. Als die deutschen Truppen in Polen einmarschieren schicken ihn die Eltern zusammen mit dem älteren Bruder auf die Flucht nach Russland wo er als 14jähriger zum Komsomolzen erzogen wird. Die Eltern bleiben im Ghetto zurück, wo sie später umkommen. Bei Beginn des Blitzkriegs gegen Russland fällt Sally in die Hände der Wehrmacht. 1948 wandert er nach Israel aus. Nach mehr als 40 Jahren ist er bereit seine Geschichte zu erzählen und reist, um seine Erfahrungen an Jugendliche weiterzugeben und mit ihnen zu diskutieren.
"Hitlerjunge Salomon" wurde 1989/90 unter der Regie von Agnieszka Holland, produziert von Artur Brauner verfilmt und löste eine große Kontroverse aus. Das zuständige Gremium weigerte sich, den Film als deutschen Beitrag für den Oscar zu nominieren, obwohl er unter dem Titel Europa, Europa Erfolge bei Publikum und Kritik in den USA erzielt.
DarstellerInnen: Salomon Perel, Marco Hofschneider, René Hofschneider, Piotr Kozlowski, Klaus Abramowsky u.a.
Sally Perel
Ich war Hitlerjunge Salomon
Nicolai Verlag
ISBN 3-87584-424-6
196 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, gebunden mit Schutzumschlag
14,90 Euro200692176075"