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Beitrag vom 09.01.2006
Die Puppen von Jerusalem
Karin Effing
Neben "Die Katze des Rabbiners" hat der avant Verlag mit "Professor Bell" eine zweite Serie des anerkannten französischen Comics-Stars Joann Sfar ins Deutsche übertragen.
Nach "Der Mexikaner mit den zwei Köpfen" ist dies der zweite Band der Serie. Vervollständigt wird sie durch "Der Affenkönig", der in Vorbereitung ist. Der Titelheld Professor Bell ist keine pure Erfindung des Erzählers, sondern hat tatsächlich gelebt. Er diente Sir Conan Doyle als historisches Vorbild für seine Detektivfigur Sherlock Holmes. Der Krimischriftsteller lernte Professor Bell an der Universität von Edinburgh 1877 während seines Medizinstudiums kennen. Doyle wurde später Assistent des außergewöhnlichen Wissenschaftlers, der angeblich schon am Gang, Beruf und sozialen Status einer Patientin bzw. eines Patienten erkennen konnte.
Joann Sfar nimmt sich in seinem Comic die Freiheit, Professor Bell´,s dunkle Seiten zu zeigen. Der esoterisch angehauchte und gelangweilte Hofarzt vertreibt sich seine Zeit mit Drogenkonsum und abgefahrenen, finsteren Parties und Versammlungen, bis er sich auf die Suche nach dem Bösen macht. Er reist mit seinem Assistenten, einem Geist, der auch schon mal in der Gestalt Holmes erscheint, nach Jerusalem, um gegen den Teufel zu kämpfen. Schaitan, der Name des Teufels im Koran, streift mit seinem Fotoapparat durch die Stadt und kommt ins Gespräch mit den Vertretern der drei großen Religionen. Der Teufel disputiert mit ihnen über die verschienen Religionen und ihre Bräuche. Die Gespräche sind witzig, erfrischend und immer wieder überraschend. Höhepunkt ist die Auseinandersetzung zwischen Schaitan und einem christlichen Priester in seiner Kirche. Ob der Priester dem Teufel die Buße abnehmen würde, möchte der Vertreter des Bösen wissen. Natürlich rein hypothetisch, denn er gibt sich nicht zu erkennen. Woraufhin ihn der Priester belehrt, dass es den Teufel, das absolut Böse, gar nicht geben könne.
"Der Teufel ist ein Konstrukt, mein Sohn.", belehrt er seinen Gesprächspartner...
Der Autor
Johann Sfar wurde für "Die Katze des Rabbiners" mit dem Max und Moritz-Preis als bester internationaler Szenarist ausgezeichnet. Er wurde 1971 in Nizza geboren, studierte Philosophie und Malerei in seinem Geburtsort und Morphologie in Paris. Seine ersten Veröffentlichungen hatte er in dem von der französischen Künstlervereinigung "L´Association" herausgegebenen Magazin "Lapin". Heute arbeitet er zusammen mit Emmanuel Guibert, Tronchet und weiteren Comic-ZeichnerInnen in einem gemeinsam geführten Atelier.
AVIVA-Tipp: "Professor Bell - Die Puppen von Jerusalem" ist ein weiterer großartiger Comic des Zeichners Joann Sfar. Sowohl Bild als auch Text fesseln, die historischen und religiösen Bezüge sind amüsant und intelligent. Comic von seiner allerbesten Seite.
Johann Sfar
Professor Bell
Die Puppen von Jerusalem
avant-verlag, April 2005
ISBN: 3-9809428-1-3
14,95 Euro
Kartoniert, 46 Seiten90008115&artiId=3054804"