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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 02.12.2005


Der gemalte Kuss. Ein Biografieroman von Elizabeth Hickey
Sabine Grunwald

Emilie Flöge wurde durch ihr Portrait für KunstliebhaberInnen zur Ikone des Fin de Siécle und weltberühmt. Wer war jene geheimnisvolle Frau, deren Leben eng mit dem Maler Gustav Klimt verbunden war?




Der Roman beginnt im Jahre 1944. Emilie ist mit ihrer Nichte Helene überstürzt aus dem vom Krieg bedrohten Wien in das Sommerhaus an den Attersee geflüchtet. Hier verlebte sie wunderschöne, erholsame Sommer mit ihren Eltern und dem Maler Gustav Klimt. Ihre Erinnerungen an den genialen Künstler begleiten sie bis in die Gegenwart. In geschickt ineinander verwobenen Passagen werden wir Zeuginnen einer untergegangenen Zeit, in der Kunst und Literatur in den Salons der feinen Gesellschaft im Mittelpunkt des Lebens standen.

Emilie wächst als jüngste Tochter eines Fabrikanten für Meerschaumpfeifen und einer Mutter auf, die ihre Wunschkarriere als Pianistin der Ehe geopfert hat. Das Leben der jungen Mädchen ist geprägt von strengen Konventionen und Vorschriften. Doch in Einem sind sich die Eltern einig: die Töchter sollen eine gute Ausbildung erhalten.

Für die 12jährige, wissbegierige Emilie eröffnet sich eine neue Welt, als sie die Bekanntschaft des Malers Klimt macht. Er wird ihr Zeichenlehrer und öffnet ihr die Augen für die Kunst. Zusammen mit ihrer Schwester Helene heckt sie einen tollkühnen Plan aus. Sie besuchen Klimt und dessen jüngeren Bruder im Atelier und stehen für die Künstler Modell.

Helene verliebt sich in Ernst, den jüngeren Klimt, und heiratet diesen nachdem die Eltern endlich ihr Einverständnis gegeben haben. Für Emilie ist Gustav Klimt als zukünftiger Schwager jetzt ein angemessener Begleiter. Emilie wird in die feinen Kreise der Gesellschaft eingeführt, unter denen sich die MusikerInnen, SchriftstellerInnen und KünstlerInnen Wiens protegiert von den Reichen der Gesellschaft zusammen finden. Hier trifft Emilie auf die wechselnden Geliebten Klimts, die ihre ersten Kundinnen werden, als sie sich entschließt einen Modesalon zu eröffnen.

Die Räume, eingerichtet von dem Architekten Josef Hoffmann, kühl und modern, widersprechen gänzlich dem zeittypischen Plüsch und Prunk. "Die Wände waren weiß, das Mobiliar schwarz, der Teppich grau." Kolomann Moser entwarf die Einladung, die allen Mitgliedern der Secession und der Wiener Werkstätte zugeschickt wurde. Der Salon war vom ersten Tag ein Erfolg und blieb es, bis der erste Weltkrieg die ersten Einbrüche des Geschäftes verzeichnete. Gustav Klimt erleidet einen Schlaganfall uns stirbt am 6. Februar 1918 an den Folgen einer Lungenentzündung.

Die Kundschaft schmolz mehr und mehr zusammen. Einige starben oder wanderten nach Amerika und England aus. Eine paar der Stammkundinnen wechselten zu neuen Häusern und neuen Modeschöpfern. In den dreißiger Jahren wurde die politische Situation für die jüdische Bevölkerung immer schwieriger. Als die Deutschen Wien besetzten wurden diejenigen, die noch nicht geflohen waren, deportiert.

AVIVA-Tipp: Ein historisch interessanter Roman, der Fiktion und Wahrheit eng miteinander verknüpft. Wir werden Zeuginnen einer Epoche, die als Fin de Siécle in die Kunstgeschichte eingegangen ist, machen die Bekanntschaft historischer Figuren wie Adele Bloch-Bauer, Alma Schindler, und erhalten einen genauen Einblick in die Künstlerseele Gustav Klimts. Last but not least erfahren wir die Geschichte Emilie Flöges, die seelenverwandt mit einem genialen Maler verbunden war, doch für sich erkannte, dass eine gelebte Liebesbeziehung nicht in Frage kam. Sie verzichtete auf eine standesgemäße und konventionelle Ehe und realisierte tatkräftig ihren Traum.

Zur Autorin:
Die Kunsthistorikerin Elizabeth Hickey
lebt in Portland, Orgeon. "Der gemalte Kuss" ist ihr erster Roman.


Elizabeth Hickey
Der gemalte Kuss

Originaltitel: The Painted Kiss.
Aus dem Englischen von Anke und Eberhard Kreutzer
Bloomsbury, Berlin, erschienen September 2005
ISBN 3-8270-0627-9
19,90 Euro
Gebunden, 374 Seiten90008115&artiId=3584330"



Literatur

Beitrag vom 02.12.2005

Sabine Grunwald