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Beitrag vom 11.10.2005
Die Emanzipationsfalle - Erfolgreich, einsam, kinderlos
Stefanie König
Laut Susanne Gaschke ist die Frauenbewegung schuld am Verschwinden der Familien. Ein provokantes aber leider wenig überzeugendes Plädoyer für neue Rollen- und Leitbilder in unserer Gesellschaft.
"Der Bevölkerungsschwund in Deutschland geht auch auf das Konto der Frauenbewegung."
(Susanne Gaschke)
Dank der Frauenbewegung der ´68er Generation müssen Frauen heute laut der Redakteurin und Autorin Susanne Gaschke in keiner Weise mehr hinter den Männern zurückstecken.
Sie machen bessere Schulabschlüsse und studieren erfolgreicher als Männer, dadurch entscheiden sie sich heutzutage aber auch lieber für Studium, Beruf und Karriere anstatt für Kinder.
Vorbei ist die Zeit in der sich Frauen nur über Kinder und Ehemann definiert haben, im Gegenteil:
Nicht mehr Beruf, Bildung oder Politik, sondern Männer und Kinder seien heute die wirklichen Probleme und Hindernisse einer gebildeten, emanzipierten Frau.
Die Erfolge der Frauenbewegung hätten also auch negative Konsequenzen: kein festes Rollengefüge, keine Beziehungen und keine Kinder mehr.
Die Leitbilder unserer Gesellschaft sind vor allem Jugendlichkeit, Attraktivität und beruflicher Erfolg. All das lässt sich mit Familie und Kindern allerdings nur schwer verbinden.
Oder doch? Susanne Gaschke plädoyiert für neue Rollen- und Leitbilder in unserer Gesellschaft, für sie hat die Frauenbewegung versagt, "weil sie am Verhalten der Männer nichts geändert hat."
Die weibliche Lebensweise hat sich in den letzten dreißig Jahren immer mehr der männlichen angeglichen, umgekehrt aber nicht.
Sind also auch die Männer für die Geburtenkrise verantwortlich?
Und warum fällt es ihnen so schwer sich auf die "neuen Frauen" einzustellen?
Obwohl sich die Autorin auch an Männer wendet, bleibt es doch wieder mal ein Buch adressiert an Frauen, mit dem Vorwurf: "warum bekommt ihr keine Kinder mehr?!"
Sie verpackt ihre Botschaft zwar sehr positiv, hin zur neuen "Weiblichkeit" und zu neuen "Leitbildern", doch egal wie man es auslegt, laut Susanne Gaschke sind wir Frauen schuld am Desaster der Kinderlosigkeit und die Emanzipationsbewegung hat uns mehr geschadet als genützt.
Früher hatten wir nur keine Arbeit, heute haben wir auch, dank unseres hedonistischen Lebensstils, keine Männer und keine Kinder mehr.
AVIVA-Bewertung: Wie Frauen die Retterinnen der Gesellschaft werden können und wie wir wieder zu mehr Kindern, glücklichen Beziehungen und einem erfüllten, langen Leben kommen, schildert die Autorin mit teils sehr persönlichen und provokanten aber leider wenig überzeugenden Gedanken über das Rollenverständnis von Männern und Frauen.
Das Buch ist trotz des wissenschaftlichen Bezugs verständlich und amüsant geschrieben, verfällt aber immer wieder in überholtes Klischeedenken über das Rollenverhalten der Geschlechter und verliert sich in alten Jugenderinnerungen der Autorin.
Susanne Gaschkes Ziel, zum Nachdenken über die Zukunft unserer Gesellschaft anzuregen, wird sie mit diesem Buch zumindest nicht erreichen.
Zur Autorin:
Susanne Gaschke (Jahrgang 1967) ist Redakteurin bei der Wochenzeitung DIE ZEIT und selbst Angehörige der Generation um die es hier geht.
Sie setzt sich immer wieder mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinander und kritisiert dabei oft den Traditionsfeminismus.
Sie ist verheiratet, hat eine vierzehnjährige Tochter und lebt in Kiel.
Zuletzt veröffentlichte sie "Die Erziehungskatastrophe" (2001) und "Hexen, Hobbits und Piraten" (2002).
(Quelle: Verlagsinformation)
Susanne Gaschke (Hrsg.)
Die Emanzipationsfalle
Erfolgreich, einsam, kinderlos.
C. Bertelsmann Verlag, erschienen August 2005
ISBN: 3-570-00821-5
16,00 Euro
Gebunden, 223 Seiten90008115&artiId=3555882"