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Beitrag vom 20.06.2005
Monika Geier - Stein sei ewig
Tatjana Zilg
Die alleinerziehende Kommissarin Bettina Boll wird von ihren Kollegen drangsaliert. Während der Aufklärung eines komplizierten Mordfall im Architektenmilieu beweist sie ihr berufliches Können
In Ludwigshafen vollbringt ein psychopathischer Messerstecher sein düsteres Werk. Bereits zwei junge Männer mussten sterben und wurden mit mysteriösen Ornamenten beritzt. Widerwillig lauscht Bettina Boll, die einzige weibliche Angestellte der Spezial-Abteilung "K 11", den weitschweifenden Ausführungen des Polizei-Profilers Silberstein. Seine Theorien über Leidenschaft und Erotik, die er in den Motiven des Mörders zu entdecken glaubt, erachtet sie als nicht besonders hilfreich für die Stellung des Täters. Doch die böse Überraschung kommt erst im Anschluß: Ihr Vorgesetzter Härting zieht sie und ihren Kollegen Willenbacher von diesem Fall ab und beauftragt sie mit der Aufklärung eines Kunstraubes in der Provinz. In der Uni-Kleinstadt Lautringen wurden mehrere Kunstplakate aus einer Schauvitrine auf offener Straße entwendet. Erst scheint sich zu bestätigen, was die rothaarige Kommissarin vermutet: Ihr Chef ist wütend und will sie "strafabschieben", weil sie seit der Adoption der beiden Kinder ihrer toten Schwester weniger Überstunden machen konnte. Tatsächlich fordert er sie auf, sich bei der Untersuchung dieses Falles Zeit zu lassen und zu überdenken, ob sie in Zukunft der Doppelbelastung standhalten kann.
Bettina Boll ist verständlicherweise gekränkt, ärgerlich und etwas verzweifelt, weil sie mit der Kinderbetreuung im Moment wirklich etwas überfordert ist. Die einzige Tagesmutter, die sich in der Schnelle hat finden lassen, zeigt sich nach kurzer Zeit als wenig einfühlsam und lieblos. Auch bei ihrem Kollegen Willenbacher stößt sie auf wenig Verständnis. Mürrisch begibt er sich mit ihr nach Lautringen, um den Kunstverein aufzusuchen.
Schnell zeigt sich jedoch, dass mehr hinter der ganzen Sache steckt. Kriminalrat Dr. Leonhardt nimmt das "Böllchen", der Spitzname der Kommissarin im Männerteam, am nächsten Tag unerwartet zur Seite, um ihr ausführlich das Verschwinden von Valerie Ötting, der Ehefrau des Provinz-Stararchitekten und Uni-Dozenten Thomas Kußler, darzustellen. Ihre Vermutung bestätigt sich: Leonhardt ist überzeugt, dass es sich um einen Gattenmord handelt und fordert sie auf, den Kunstraub zur Kontaktaufnahme mit Kußler zu nutzen.
Zurück in Lautringen überstürzen sich die Ereignisse: Als Bettina Boll mit ihrem Kollegen an der Architekturfakultät der Uni Ermittlungen anstellt, wird ein studentisches Aktmodell, die wundersame Estin Florentine Ausammas, im Kunstunterricht erstochen.
Nun beginnt ein Verwirrspiel par Excellenze bis die feingesponnen Fäden des detailreichen und psychologisch fundierten Kriminalromans langsam, aber ungemein spannend zusammengeführt werden. Der Autorin gelingt es meisterhaft, sich in die Innensicht ihrer Figuren zu versetzen und die Leserin abwechselnd die Spuren jedes Einzelnen der sehr ausgeprägten Charaktere verfolgen zu lassen. Ein besonderer Genuss ist hierbei die Darstellung der Studentin Ella Coressel, die mit ihren zerrissenen Klamotten und einem am Leib getragenen Revolver erst sehr fremdartig wirkt, aber immer sympathischer wird, doch lange Zeit sehr unklar in ihrer Bedeutung für die Mordfälle bleibt. Ein wenig Außenseiterin im edlen Architektenmilieu fällt es leicht, sich mit ihr zu identifizieren und mit kühlen, aber begehrenden und neugierigen Blick, die Verstrickungen der meist schwarz gekleideten Intellektuellen zu verfolgen, bis die Mordmotive von der engagierten Bettina Boll ans Licht gezerrt werden.
Zur Autorin: Monika Geier wurde 1970 in Ludwigshafen geboren. Nach dem Abitur folgte eine Ausbildung zur Bauzeichnerin. Für ihr Krimi-Debüt "Wie könnt ihr schlafen" wurde Geier mit dem renommierten deutschen Krimipreis "Marlowe" geehrt. Inzwischen lebt sie in Kaiserslautern und arbeitet als Diplom-Ingenieurin für Architektur, freie Künstlerin und Schriftstellerin.
AVIVA-Tipp: Auf jeden Fall ein fesselnder und spannungsreicher Kriminalroman mit vielen unerwarteten Komplikationen, äußerst interessanten Charakteren und unzähligen Herausforderungen an den Detektiv-Spürsinn der Leserinnen. Sehr angenehm ist, dass Bettina Boll eine sehr menschliche Kommissarin ist, die Probleme hat, die viele Frauen zu genüge kennen: Die Doppelbelastung von Kindererziehung und anspruchvollen Beruf und die Schwierigkeit, sich in einem männlich dominierten Beruf durchsetzen zu müssen.
Monika Geier
Stein sei ewig
284 S., kartoniert
Argument- Verlag GmbH, Ariadne-Reihe, erschienen Januar 2004
ISBN/EAN: 3-88619-880-4
11,00 Euro200896018675"