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Beitrag vom 07.06.2005
Das erste Mal und immer wieder
Ursula Schatzl
Nach ihrem Ausstieg aus der Prostitution hat Lisa Moos ein fesselndes Buch über ihren Liebes- und Leidensweg als Hure verfasst, das zum 30. Internationalen Hurentag Anfang Juni 2005 erschienen ist.
Lisa Moos hat in ihrem Erstlingswerk ihr Leben als Prostituierte niedergeschrieben, ohne Co-AutorIn und mit entwaffnender Ehrlichkeit. In nur 3 Wochen entstand ihr Buch: "Das erste Mal und immer wieder - die autobiographische Schilderung einer Prostituierten".
Als 11-jährige vom eigenen Großvater vergewaltigt, schafft Lisa es nicht, ihrer schwerkranken Mutter davon zu erzählen und verliert durch die Last dieses Geheimnisses das Vertrauen in die Sicherheit und Geborgenheit ihres Elternhauses. Mit 16 Jahren wird sie schwanger und verkauft zum ersten Mal ihren Körper, um die Abtreibung bezahlen zu können. Bald darauf empfängt sie in einer Erotikbar ihrer Heimatstadt die ersten Freier, denen viele weitere folgen:
"In meinem Leben habe ich circa sechstausendmal sexuelle Handlungen jeder Art mit Männern vorgenommen. Fünfmal wurde mir Gewalt angetan, davon zweimal in meiner eigenen Familie."
Doch ist "das erste Mal und immer wieder" kein Klagelied auf die Prostitution, es finden sich auch Episoden über wahre Freundschaft, Hoffnung und Geborgenheit, die das Milieu seinen Schützlingen bietet: "Alle meine Freunde und Feinde habe ich da getroffen und zolle ihnen hiermit gleichsam größten Respekt. Dem einen für seine Liebe und seinen unerschütterlichen Glauben an die Freundschaft, an die Treue, an die Liebe und vor allem an mich. Dem anderen jedoch für seine Beharrlichkeit, seinen Mut, seinen Hass. Für Schmerzen, die mir und anderen mit beneidenswerter Leichtigkeit und Oberflächlichkeit zugefügt werden konnten."
Wer einmal mit dem Lesen anfängt, legt das Buch so schnell nicht wieder aus der Hand. Man mag bei der Lektüre angesichts mancher Entscheidungen irritiert die Stirn runzeln, gerade wenn es um ihre beiden Söhne geht, doch eines muß man Lisa Moos zugute halten: Sie ist eine Kämpferin, die ihre Fehler erkennt und die Verantwortung dafür übernimmt. Trotz zahlreicher Tiefschläge versucht sie mit aller Kraft, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und dafür hat sie allergrößten Respekt verdient.
Intim und detailliert erzählt Lisa Moos von ihrem Leben als Straßenhure und Edeldirne, von schönen und erschreckenden Erfahrungen aus dem Rotlichtmilieu und der Welt der käuflichen Liebe, wie sie ihren Körper in Hinterhöfen für 50 Mark verkauft, von Sex Orgien mit reichen Geschäftsmännern, Sado-Maso-Parties und anderen Obsessionen ihrer zahlreichen Stammkunden und Freier.
Prostitution ist ein Dienstleistungsgewerbe, mit dem allein in Deutschland jährlich Milliardenumsätze erzielt werden. Huren haben mittlerweile gesetzliche Rechte und steuerliche Pflichten und doch ist Prostitution kein gewöhnlicher Beruf, es gibt keine Ausbildung, keine Tarifverträge und die "Karrieren" der Frauen sind oftmals von Gewalt, Unterdrückung und Zwang geprägt.
Auch für Lisa Moos war es nicht der Traumberuf, 20 Jahre "anschaffen" zu gehen und erst vor kurzem hat sie den Ausstieg geschafft. Die ehemalige Edelhure und Domina, die heute auf Mallorca ihre eigene Internet Medien Agentur führt, bereut ihre Vergangenheit nicht.
Momentan schreibt sie bereits ihr nächstes Buch, eine Art "Gebrauchsanweisung für Männer" aus der Sicht einer Professionellen.
AVIVA-Tipp: Wenn es also um Risiken und Nebenwirkungen des anderen Geschlechts geht, dann fragen Sie besser nicht Ihren Arzt oder Apotheker, sondern lesen Sie Lisa Moos.
Lesen Sie mehr zum Interview mit Lisa Moos auf AVIVA-Berlin.
Das erste Mal und immer wieder
die autobiographische Schilderung einer Prostituierten
Lisa Moos
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin Juni 2005
ISBN 3-89602-656-9
9,90 Euro
272 Seiten, kartoniert, Taschenbuch
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