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Beitrag vom 23.05.2005
Deutsche Musliminnen klagen an
Sarah Ross
AVIVA-Berlin stellt zwei Bücher vor, in denen muslimische Frauen in Deutschland das Wort ergreifen. Sie schreiben über ihren Gehorsam unter Gott und die Familie und plädieren für ihre Befreiung.
Eigentlich hätte die Autorin Ayaan Hirsi Ali sterben sollen. An sie war der Brief adressiert, der an die Brust des ermordeten Filmregisseurs und Mitautors Theo van Gogh geheftet war. Mit ihrem Buch "Ich klage an. Ein Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen" beweist sie, dass sie ihren lebenslänglichen Kampf für die unterdrückten muslimischen Frauen nicht aufgeben wird.
Ayaan Hirsi Ali, die mitten in Europa nur noch unter Polizeischutz leben, reden und schreiben kann, bricht mit den Texten in ihrem aktuellen Buch Tabus: Sie kritisiert den Islam und macht deutlich, dass die Integration hauptsächlich durch die frauenfeindliche Kultur und die Religion des Islam gescheitert ist.
Von klein an wird allen Mädchen beigebracht, sich unterzuordnen: unter Gott, Vater, Bruder, Familie und Clan. Je besser ihnen das gelingt, für desto tugendhafter hält man sie. Die Frauen im Islam haben die Funktion einer so genannten "Söhnefabrik". Ayaan Hirsi Ali, die einer Zwangsheirat nur durch Flucht und den Bruch mit ihrer Familie, ihren bisherigen FreundInnen und ihrer gesamten Umgebung entkommen konnte, kämpft seitdem für ihre Schicksalsgenossinnen, damit diese studieren und endlich ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Auch die Autorin Inci Y., eine Türkin in Deutschland, beschreibt in ihrem Buch "Erstickt an euren Lügen" wie die Familien muslimischer Frauen die Gesetze machen. Nur unter der Verwendung des Pseudonyms Inci Y. ist es der Autorin möglich, als Türkin das Schweigen zu brechen. Stellvertretend für Hunderttausende Frauen erzählt sie ihr Leben: "als Mädchen eingesperrt, als Frauen gedemütigt, geprügelt, vergewaltigt".
Egal wo sie leben, Inci Y. kennt die Schattenseite des scheinbar ganz normalen Lebens türkischer Frauen: Auch in Deutschland, dem Land der Verheißung, bestimmt die Familie das Leben dieser Frauen. Für sie besteht ein normales Leben aus einer erzwungenen Heirat, aus der Vergewaltigung durch den eigenen Mann vor der Hochzeitsnacht, aus dem Betrug mit dem Jungfrauentuch, aus Mordandrohungen, Gewalt und vor allem Schweigen. Doch gerade letzteres bricht Inci Y., die eine Türkin in Deutschland ist, mit ihrer Veröffentlichung.
AVIVA-Tipp: Inci Y. und Ayaan Hirsi Ali sind zwei besondere Autorinnen, die den Mut aufbringen, über das wahre Leben muslimischer Frauen in Europa zu schreiben. In ihren Büchern brechen sie nicht nur das Schweigen, sondern auch Tabus: Öffentlich kritisieren sie den frauenfeindlichen Islam.
Ayaan Hirsi Ali: Sie wurde 1969 in Somalia geboren und floh 1992 in die Niederlande, um einer von der Familie arrangierten Heirat zu entfliehen. Sie ist Abgeordnete im niederländischen Parlament und Autorin. Trotzt ständiger Todesdrohungen islamistischer FanatikerInnen kehrt die "meistgefährdete Person der Niederlande" Anfang 2005 aus ihrem Versteck in die Öffentlichkeit zurück, um weiter für ihre Sache zu kämpfen.
Inci Y.: Sie schreibt unter einem Pseudonym. 1970 wurde sie als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie bei der Großmutter in Ankara, mit 11 Jahren kehrte sie nach Deutschland zurück. Mit 16 wurde sie zwangsverheiratet, mit 26 geschieden. Nach einer weiteren Zwangsheirat lebt sie heute als ungelernte Arbeiterin mit ihren Kindern in einer deutschen Kleinstadt.
Ayaan Hirsi Ali
Ich klage an. Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen
Piper Verlag GmbH: Mai 2005
ISBN 3-492-04793-9
224 Seiten, Paperback
13,90 Euro200799774475"
Inci Y.
Erstickt an euren Lügen. Eine Türkin in Deutschland erzählt
Piper Verlag GmbH: Mai 2005
ISBN 3-492-04794-7
288 Seiten, Paperback
14,90 EURO200295293975"