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Beitrag vom 23.04.2005
Jiddisch im Berliner Jargon
Sarah Ross
Maloche, Zocken, Mumpitz, Tacheles - Jiddisch ist nicht nur die Sprache der osteuropäischen Juden. Dr. Andreas Nachama informiert über die Relikte des Jiddischen in unserem heutigen Sprachgebrauch.
Seit der Philosoph Moses Mendelssohn den Aufbruch der jüdischen Bevölkerung aus dem Ghetto initiierte, sprechen die in Deutschland lebenden Juden sowohl zu Hause als auch im Geschäftsverkehr Deutsch. Durch die damit einher gehenden, gegenseitigen Einflüsse der jüdischen (Sprach)-Kultur Mittel- und Osteuropas auf unsere Kultur, entwickelte sich das so genannte "Judendeutsch", bzw. Jiddisch. Heute wird die deutsch-jüdische Sprache rückblickend als Jiddisch bezeichnet, jedoch gibt es einen wesentlichen Unterschied zum Ostjiddisch polnischer oder russischer Herkunft. Was also ist dann das Jiddische im Berliner Jargon?
In seinem informativen wie unterhaltsamen Buch macht Dr. Andreas Nachama nicht nur mit der Vorstellung Schluss, dass die Muttersprache der Juden Hebräisch sei, und sie demzufolge auch keine im Ausland lebenden Israelis sind. Stets mit einem Augenzwinkern behandelt er auch die aus Bibelübersetzungen in den deutschen Sprachgebrauch eingegangenen Hebraismen, und skizziert im dritten Teil seines Buches, was als Jiddisch im Berliner Jargon bezeichnet werden kann: "Wenn also vom Beitrag des Hebräischen oder Jiddischen am Deutschen oder am Berliner Jargon die Rede ist, geht es nicht um etwas Fremdes, Eingesetztes, sondern um Teilhabe, einen aktiven Anteil an der Sprachentwicklung".
Nicht alles, was der Autor schreibt, ist bierernst gemeint, aber dennoch nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Er erklärt den LeserInnen die etymologische Herkunft bekannter Wörter anhand kleiner Anekdoten: "Hallo Kalle, kommste gerade von de Maloche?" "Nee, ick komme vom Zocken!"..."Wat sagt´n dein Mischpoke dazu?" "Wenn ick Masel hab´ und genügend Moos mit nach Hause bringe, nimmt meine Ische den Schlamassel in Kauf, wenn nicht, dann gibt es Zoff".
AVIVA-Tipp: In amüsanten Wortgeschichten, die mit überraschenden Erklärungen und historischen Fakten gespickt sind, erklärt der Berliner Rabbiner Dr. Andreas Nachama nicht nur die Herkunft dessen, was als das Jiddische im Berliner Jargon bekannt ist, sondern vermittelt den LeserInnen auch einen Einblick in das Alltagsleben der Juden in Berlin.
Zum Autor: Dr. Andreas Nachama, geboren 1951 in Berlin, promovierte in Geschichte und Judaistik an der Freien Universität Berlin. Seit 1994 ist er geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors und seit 2000 auch Rabbiner in Berlin. Von 1997 bis 2001 war er Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Er veröffentlichte u.a.: Jiddisch im Berliner Jargon (1994), Juden in Berlin (2001) und Jüdische Berliner - Leben nach der Schoa (2003).
Jiddisch im Berliner Jargon
Dr. Andreas Nachama
Jaron Verlag, erschienen März 2005
ISBN/EAN 3-89773-523-7
4,95 Euro
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