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Chanukka 5785




AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 13.04.2005


Vergissmeinnicht heisst auf japanisch Wasurenagusa
Karin Effing

Aki Shimazaki beschreibt in dem schmalen und schönen Band die Geschichte des Herrn Kenji Takahashi, der sich gegen althergebrachte Konventionen wendet und sich aus den Fängen seiner Eltern befreit.




"Sie ist zweifelhafter Herkunft" sagt die Mutter des kleinen Kenji über seine Amme, die Person, die ihm Wärme und Zuneigung gibt. Mit diesen Worten wird sie auch prompt aus seinem Leben entfernt. Er trifft sie jedoch wieder und hält den Kontakt heimlich mit ihr. Sie ist es, die dem erwachsenen und geschiedenen Mann einen Brief mit einem Vergissmeinnicht schickt. Die Blume leitet wie ein roter Faden durch den weiteren Text.

Kenji Takahashi stammt aus einer alten und ehrwürdigen Familie. Seine erste Ehe bleibt kinderlos. Das Drängen der Mutter, er solle sich von der "unfruchtbaren" Frau trennen, belastet die Ehe, bis es zur Trennung kommt. Die Ex-Frau wird jedoch in ihrer neuen Ehe schwanger, so dass sich der Protagonist mit seiner eigenen Unfruchtbarkeit konfrontiert sieht.
Es folgt die innere Wandlung des Herrn Takahashi und eine neue Liebe.
Wieder lehnt die Mutter die dem Sohn nahestehende Person mit den Worten ab: "Sie sind von zweifelhafter Herkunft, nicht wahr?". Der Sohn aber hat sich verändert und nimmt sein Leben nun selbst in die Hand.

Der schmale Band ist schnell durchgelesen. Die Sprache ist karg, besteht aus einfachen Sätzen, ohne Schnörkel. Satz folgt auf Satz und zieht einen in den Bann des Textes.
Auf Psychologisierungen und Innenschau wird größtenteils verzichtet.
Auf den ersten Blick mag der Stil ungewohnt und hölzern erscheinen, man sollte sich aber einfach auf diesen "fremden" Blick einlassen und seine eigene Schönheit genießen.
Am Schluss wird die Geschichte rund und alle Fragen sind beantwortet.
Ob der Stil zeitgemäß ist, ist eine andere Frage.

AVIVA-Tipp: Besonders das Buchcover ist sehr schön gestaltet und die paar Stunden, die man es in der Hand hält und liest, erscheinen wie eine kleine kostbare Zeit.

Zur Autorin:
Aki Shimazaki wurde 1954 in Japan geboren und lebt seit über 20 Jahren in Kanada. Nach einigen in Japanisch geschriebenen Büchern wurde sie mit einer in Französisch geschriebenen Folge kurzer Romane über das Schicksal einer japanischen Familie bekannt, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Auf Deutsch liegen vor: "Tsubaki" (2003), "Tsubame" (2004)."
(Verlagsauskunft)


Aki Shimazaki
Wasurenagusa

Aus dem Französischen von Bernd Wilczek
Antje Kunstmann Verlag, März 2005
ISBN 3-88897-380-5
14,90 Euro
118 Seiten, Hardcover200733483475"


Literatur

Beitrag vom 13.04.2005

AVIVA-Redaktion