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Beitrag vom 05.02.2005
Falsche Zungen
Sharon Adler
Ingrid Noll´s schwarzer Humor und makabre Beschreibungen seltsamer Menschen amüsiert immer wieder auf´s Neue. Die gesammelten Geschichten erzählen von vielerlei diebischer Freude und tragischem Leid
Ungewöhnliche Menschen bevölkern die Geschichten der erfolgreichen Krimiautorin.
Da wäre die vor Mutterliebe Blinde, eine verliebte Hündin, eine ungewöhnliche Halbschwester, die biedere Domina, Autogramme sammelnde, angelnde, Pullover strickende, ihre Schülerinnen nach Hause einladende oder auf elegante Weise ihre Frauen um die Ecke bringende Männer - sonderbare Leute suchen hier nach Glück und Leid.
"Die Zunge ist ein Dolch aus Fleisch", so ein spanisches Sprichwort.
Ingrid Noll kreiert eine Idylle, um sie auf äußerst subtile Art zerstören zu können. Denn nicht allein um Mord geht es in ihren Geschichten, auch wenn kaum alles gut ausgeht. Denn - keine Idylle ohne Engelszungen - und falsche Zungen
AVIVA-Tipp:
Ingrid Noll´s gesammelte Geschichte eignen sich hervorragend dazu, einen faulen Nachmittag auf dem Sofa einzulegen, um sich vom ungewöhnlichen Ende einer jeden Story überraschen zu lassen. Absolut kurzweilig!
Zur Autorin:
Ingrid Noll
Geboren am 26.9.1935 in Shanghai. "Ich wurde am 29. September 1935 in Shanghai geboren, das ist aber auch das einzig Exotische an mir. In meiner Kinderzeit in Nanking, in einem Haus mit altmodischen Büchern, großem Garten und vielen Tieren, begann ich mir versponnene Spiele und kleine Geschichten auszudenken, die ich aus Angst vor Enttarnung bei einem Umzug im Garten vergrub. 1949 mußte meine Familie Shanghai verlassen, in Bad Godesberg kam ich in ein Mädchengymnasium. Ich haßte die Schule. Die gute Note in Deutsch konnte das regelmäßige Versagen in Mathematik notdürftig ausgleichen. Halbherzig begann ich nach dem Abitur ein Studium der Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Bonn. Die Heirat rettete mich vor dem Examen und dem Lehrerinnenberuf, drei Kinder in dreieinhalb Jahren dienten fortan als Ausrede für ein Leben hinter dem Kochtopf. Als der Nachwuchs flügge war, konnte ich mich nicht mehr verstecken." Ingrid Noll war 54 und hatte bereits Erzählungen für Kinder verfaßt, die "positiv und nicht gerade erfolgreich waren", als plötzlich die Lust sie packte, hundsgemeine Geschichten zu schreiben. Warum, das weiß sie bis heute nicht. Zwischen Bügelbrett und Bratpfanne erfand sie Mordgeschichten und schrieb ihren ersten Roman. "Der Hahn ist tot" wurde sofort ein Bestseller und in mehrere Sprachen übersetzt. Für ihr zweites Buch, "Die Häupter meiner Lieben", erhielt sie den "Glauser" für den besten Kriminalroman des Jahres 1993, ihr dritter und bislang letzter Streich, "Die Apothekerin", hielt sich über ein Jahr auf der Bestsellerliste des Spiegel. Deutschlands "erfolgreichste" (Der Spiegel) und "ungewöhnlichste" (Focus) Krimiautorin über ihre schriftstellerische Arbeit: "Ich schreibe nicht mit Herzblut, sondern mit leidenschaftlichem Vergnügen, und es freut mich vor allem, daß viele meiner Leser einen ähnlichen Spaß bei der Lektüre haben."
(Quelle: Diogenes Verlag)
Falsche Zungen -Gesammelte Geschichten
Ingrid Noll
Diogenes Verlag, erschienen im August 2004
ISBN 3-257-06463-2
Leinen, 256 Seiten
Euro 18.90 / sFr 32.90
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