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Beitrag vom 01.02.2005
Die entführte Prinzessin. Karen Duve
Sharon Adler
Der märchenhafte Roman um "Drachen, Liebe und andere Ungeheuer" ist absolut originell, komisch, gespickt mit allerhand sarkastischen Seitenhieben, herrlich romantisch, wunderbar realistisch
Mit "Die entführte Prinzessin" gelingt Karen Duve ein märchenhaftes Glanzstück:
Hier zeigt sie sich erstmals von ihrer urkomischen Seite, und doch bleibt sie mit ihrer einmaligen Sprache ganz dem Duve-Style treu.
Alles ist anders als erwartet in dieser phantastisch- realistischen Geschichte: Eine starrsinnige Prinzessin, selbstverliebte Väter, frostige Mütter, Sturheit, Stolz, Eifersucht, Liebe, schräge Zusammenstöße, Zaudern und Minderwertigkeitskomplexe bestimmen die Gefühle der Roman-HeldInnen.
Auf ihrer Reise in´s Innere der Märchenwelt begibt sich die Leserin in ein trostloses, karges und noch dazu bettelarmes Land mit dem unaussprechlichen Namen Snögglinduralthorma, das so hoch oben im Norden liegt, dass es von Oktober bis tief in das Frühjahr hinein nicht mehr richtig hell wird und der König Rothafur ohne Unterlaß die immer gleichen Rentierwitze erzählt, damit sein Hofstaat nicht in monotoner Melancholie versinkt. Doch das ist auf Dauer nicht lustig und so kommt ein wenig Abwechslung allen Anwesenden sehr gelegen, als eines Tages eine Delegation aus dem unbeschreiblich reichen, mittelmeerischen Baskarien auftaucht, weil der stets schwarzgewandete Prinz Diego es sich in den Kopf gesetzt hat, die überirdisch schöne Nordlandprinzessin Lisvana zu ehelichen und in sein Paradies mitzunehmen. Nicht zuletzt, um seine Mutter zu ärgern, die sich schon seit jeher mehr für ihre Gärten interessiert hat, als für ihren aufmüpfigen Sohn.
Leider kommt es ziemlich rasch nach der Ankunft der Baskarier zu einem rabiaten Handgemenge, in deren Verlauf die Prinzessin kurzerhand auf das Schiff der verfrachtet und in´s Hochzeitsland entführt wird.
Die entführte Prinzessin weigert sich jedoch beleidigt, standhaft und störrisch, den Prinzen zu heiraten, voller Hoffnung auf Rettung durch einen edlen Nordlandritter.
Bis zum Schluss dann alles doch komplett anders kommt.
AVIVA-Tipp: Ein phantastisches Märchen zum Festlesen. Bitte, bitte Karen Duve, schreiben Sie ein Drehbuch! Das müsste dann mit Inga Busch in der Rolle der Lisvana verfilmt werden...
Zur Autorin:
Karen Duve, 1961 in Hamburg geboren. Lebt mit ihrer englischen Bulldogge, zwei Hühnern und einem Maultier auf dem Lande. Ihre beiden ersten Romane "Regenroman" (1999) und "Dies ist kein Liebeslied" (2002) waren Bestseller und wurden in 13 Sprachen übersetzt.
Veröffentlichungen:
1995 erschien eine Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel Im tiefen Schnee ein stilles Heim, 1997 der Comic Bruno Orso fliegt ins Weltall und 1999 das Lexikon berühmter Pflanzen sowie nach einem Stipendium in Schöppingen ihr Kurzgeschichtenband Keine Ahnung.
Im Eichborn Verlag gab sie 1997 - zusammen mit Thies Völker - Das Lexikon berühmter Tiere heraus, in dem vom Bismarck-Hering bis zum Ikea-Elch die ganze Tierprominenz versammelt ist. Der Regenroman (1999) ist Karen Duves erster Roman, mit dem sie deutschlandweit Aufsehen erregte: 2002 erschien bei Eichborn ihr Roman Dies ist kein Liebeslied. Im Herbst 2003 veröffentlichte Karen Duve bei Eichborn.Berlin ihr Buch Weihnachten mit Thomas Müller.
Die entführte Prinzessin
Von Drachen, Liebe und anderen Ungeheuern
Karen Duve
Eichborn Verlag, erschienen Februar 2005
ISBN/EAN 3-8218-0952-3
24,90 Euro
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