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Beitrag vom 14.06.2004
Jenni Zylka. Beat Baby, beat!
Tatjana Zilg
Nach dem ersten Erfolgsroman der Autorin "1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kann" kommt jetzt eine fiktive Autobiographie über eine Berliner Frauenband
Das Resultat einer zweijährigen Musikerinnenkarriere kann sich sehen lassen: Eine grandiose CD, circa 80 Konzerte im In- und Ausland, ein einnahmeträchtiger Werbespot, drei Chart-Hits. Der Traum, von der eigenen Musik leben zu können, geht ein Jahr lang für Brenda, Conny, Nathalie, Frederike und Julia in Erfüllung.
Geburtsort der All-Frauen-Instrumentalband "Beat Bande" ist die Kreuzberger Hinterhaus-Anderthalb-Zimmerwohnung der Endzwanzigerin Brenda Böhm. Zwischen ihrer umfangreichen Plattensammlung und einer fast ebenso großen Stiefelkollektion entwirft sie mit ihrer Freundin Conny Mitte der neunziger Jahre Pläne zur Gründung einer Musikband.
"Wir sollten, sagt sie schließlich und schnippt mit dem Finger zwei hässliche Plastiktierchen vom Tisch, die aus alten Überraschungseiern stammten, wir sollten sowieso eine Frauenband aufmachen. Und zwar eine Instrumentalband. Dann spart man sich den Terror mit Gesang und Text und Bühnenneurosen. Lass uns doch Beat, Soul und Surfquatsch spielen, vielleicht mal´n paar eigene Stücke komponieren, aber nur mit Frauen!...Ist also abgemacht, ja? Wir machen eine Ladies-Only-Instrumentalband auf. Lass uns bald mal treffen und ein bisschen darüber reden. Ich sage dir, Conny: Mit meiner preußischen Disziplin und deinem Aussehen, Talent und Geschmack mischen wir die gesamte Musikgeschichte auf!"
Nachdem sie die beiden blonden und sehr vorzeigbaren Nahezu-Zwillingsschwestern Frederike und Julia überzeugt haben, als Bassistin und Gitarristin einzusteigen, steht den ersten gemeinsamen Proben nichts mehr im Wege. Stammkneipe für das gemeinsame Ausklingenlassen der Probetreffen, die zweimal die Woche stattfinden, wird der Ruby Club. Dort begegnen sie auch ihren zukünftigen Manager:
Der Barmann Michael outet sich als Absolvent der Medien- und Kommunikationswissenschaften. Aufgrund seiner einschlägigen Branchen-Erfahrung wird er als Manager akzeptiert.
Mit Nathalie wird die Besetzung der Band zu einer perfekten Zusammenstellung, die professionell bestehen kann: Bei einem Theaterjob trifft die gelernte Tontechnikerin Brenda die studierte Musikerin Nathalie. Die Vielseitigkeit, mit der sie die Hintergrundmusik entworfen hat, weckt Brendas Neugier. Nathalie nimmt das Angebot, bei der Beat Bande einzusteigen, freudig an.
Eine Phase des Tingelns in kleinen Clubs und auf dubiosen ländlichen Festivals folgt. Doch dann kommt ein überraschendes Angebot: Eine Kosmetikfirma ist von dem Renner auf den Konzerten - "Mascara!" - so fasziniert, dass sie die Coverversion des Champs-Klassikers "Tequila!" unbedingt als Soundtrack für einen Mascara-Werbespot haben möchte. Brenda kämpft mit etlichen moralischen Bedenken gegen die kommerzielle Verwertung der Beat Bande-Musik. Aber das Angebot ist zu lukrativ, um es auszuschlagen. Der Spot bringt den Durchbruch: "Mascara!" stürmt die Charts. Eine CD-Veröffentlichung, internationale Konzerte und viele Fans folgen. Mit dem Erfolg kommen jedoch auch die großen Streitereien innerhalb der Band und ihren Manager, die nach einem Jahr zum Aus führen.
Zur Autorin:
Jenni Zylka wurde 1969 in Niedersachsen geboren und lebt in Berlin.
Früher arbeitete sie als Standup-Comedian und schriebt nun Kolumnen für die Taz (Sex und Lügen).
Aviva-Tipp: Die Autorin Jenni Zylka schildert das schnelle Auf- und Absteigen der Frauenband in all seinen schönen, skurrilen und traurigen Seiten. Flott und detailreich geschrieben wird der Traum einer Musikerinnen-Karriere für die Leserin erlebbar.
Lesen Sie hier unser Ausgelesen - Interview mit Jenni Zylka.
und hier erfahren Sie mehr über: Ich habe ein Quatsch-Buch geschrieben, eines, das amüsieren soll
Beat Baby, beat!
Jenni Zylka
Rowohlt-Verlag, Juni 2004
ISBN: 3-499-23619-2
12,00 Euro
222 Seiten, kartoniert200967858175"