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Beitrag vom 14.05.2004
Wenn du lächelst, bist du schöner. Claudia Seifert
Sabine Grunwald
Acht Frauen aus Ost und West, geboren in den Jahren 1950-1957 berichten freimütig über ihre Kindheit. Die Mädchen in den 50er und 60er Jahren hatten vor allem gehorsam und schön zu sein
Die 50er Jahre werden häufig in den Medien als bunt und friedlich verklärt, ausgestattet mit Tütenlampen und Nierentisch wird diese Epoche präsentiert. Bei dem Rückblick wird leicht übersehen, dass auch diese Zeit ihre großen Schattenseiten hatte und die Kindheit dieser Generation keineswegs ganz einfach und problemlos war.
Acht Frauen aus der ehemaligen DDR und aus der Bundesrepublik berichten subjektiv und offen über ihre Kinder- und Jugendzeit. Private und öffentliche Photos und Plakate, führen der Leserin eine Zeit vor Augen, in der vor allem Wohnungsnot und andere Einschränkungen wie finanzielle Engpässe und Lehrstellen- und Arbeitsmangel zu meistern waren. Eingestreute Statistiken sprechen von mehr als 2 Mio. Arbeitslosen in Westdeutschland. Der durchschnittliche Arbeitslohn in der Industrie betrug 53,50 DM. Die 45-Stunden-Woche wurde erst 1956 durchgesetzt.
Die Zahl der arbeitenden Frauen nahm im Westen zwischen 1950 und 1962 um beinahe zwei Millionen zu. Viele arbeiteten mangels Ausbildung in "Frauenlohngruppen" zu Niedriglöhnen. Gewerkschafterinnen prozessierten im Jahr 1955 erfolgreich dagegen. Frauen waren die billige Arbeitsreserve. Dies erklärt das fehlende Rollenverständnis und mangelnde Selbstvertrauen vieler Frauen der Elterngeneration.
"Die gute 50er-Jahre-Mutter zeichnete sich aus durch einen picobello geführten Haushalt und Kinder, die sie tipptopp im Griff hatte. Der Nachwuchs sollte ordentlich, adrett und sauber sein"....Die Mütter standen unter einem enormen Druck und gaben ihn nicht selten an die Kinder weiter. Sprüche wie: "Mädchen, die pfeifen, und Hühnern, die krähn, denen soll man beizeiten die Hälse umdrehn." "Kinder, die was wollen, die kriegen was auf die Bollen." "Aus Jungen werden Leute, aus Mädchen werden Bräute." sind uns noch immer allzu bekannt und verweisen auf eine Ära, in der Wohlanständigkeit und Anpassung bedeutende Werte darstellten.
Der 2. Weltkrieg und Hitlerdeutschland wurden tabuisiert, darüber wurde nicht gesprochen. Der Rückzug in die Familie war angesagt. Der abwesende Vater war das strafende und autoritäre Oberhaupt, das sich für den wirtschaftlichen Aufschwung abmühte. Die Mutter hatte beides zu bewältigen, den Arbeitstag und den mühevollen Haushalt, in dem die modernen Geräte noch kaum Einzug gehalten hatten.
AVIVA-Tipp: Für Frauen der 50er Jahrgänge ein Muss mit vielen Aha-Erlebnissen. Aber auch und gerade für die jüngere Generation ein informatives und unterhaltsames Buch über ein Stück deutscher Vergangenheit.
Claudia Seifert
Wenn du lächelst, bis du schöner!
Kindheit in den 50er und 60er Jahren
Deutscher Taschenbuch Verlag, Mai 2004
ISBN 3-423-24411-9
14,50 Euro
255 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen200267011975"