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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 02.05.2004


Ein gefährliches Geschenk
Anne Winkel

Ein Diamantenraub, ein hässlicher Porzellanhund, attraktive Detektive, schöne Frauen, gute und böse Gauner. Ein zweiteiliger Roman von Nora Roberts und ihrem Künstlerinnen Alter Ego J. D. Robb




Teil I des Romans:
Laine Tavish lebt in der gutbürgerlichen amerikanischen Kleinstadt Angel´s Gap in Neuengland. Sie betreibt einen Antiquitätenladen und bewohnt ein hübsches Haus. Ihre Vergangenheit als Tochter des Kleinkriminellen Jack O´Hara glaubt sie hinter sich gelassen zu haben. Doch eines Tages steht ein Gaunerkollegen und Freund von "Black Jack" in ihrem Laden. Unmittelbar nach Verlassen des Geschäfts stirbt "Onkel Willy" durch einen Verkehrsunfall. Seine letzten Worte zu Laine lauten: "Versteck den Köter."

Laines beschauliches Leben wird mit Onkel Willys Besuch abrupt beendet, denn wieder einmal konnten die im Grunde ihres Herzens anständigen Ganoven "Black Jack" und "Onkel Willy" dem Reiz des Diebstahls nicht widerstehen. Diesmal haben sie sich allerdings mit einem skrupellosen Verbrecher zusammengeschlossen, der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Glücklicherweise bringt der Diamantenraub für Laine auch den äußerst attraktiven Versicherungsagenten Max Gannon in die Stadt...

Teil II:
Auch 2059, 50 Jahre später, konnten die gestohlenen Juwelen nicht vollständig wiedergefunden werden.
Die Enkelin von Laine und Max Gannon, Autorin Samanthan Gannon hat ein Buch über den sagenumwobenen Raub verfasst. Wie bereits ihre Großmutter bringt auch Shannons Interesse für die Juwelen sie in große Gefahr. Nach einer Lesereise findet die junge Autorin ihre Haushüterin ermordet auf dem Schlafzimmerbett vor. Die Ermittlerin Eve Dallas übernimmt den Fall.

Vorhersehbarkeit statt Spannung:
"Ein gefährliches Geschenk" verspricht ein "ungewöhnliches Liebespaar auf die Spur eines spektakulären Diamantendiebstahls - und eines skrupellosen Mörders"
zu schicken. "USA Today" spricht von einem "romantischen Spannungsroman". "Cosmopolitan bescheinigt dem Buch die Attribute "spannend, romantisch, sexy und geheimnisvoll". Was noch Romantik ist und was schon in schwer erträglichen Kitsch abdriftet ist streitbar. Spannung jedoch sollte in jedem Fall Überraschungen und unerwartete Wendungen im Plot beinhalten. Zwar verfügt der Roman über klassische Elemente eines Kriminalromans - wie Raub, Einbruch und Mord - jedoch bleiben Verstrickungen, Geheimnisse und Rätselhaftigkeit zu Gunsten einer Liebesbeziehung auf der Strecke. Im zweiten Teil kommt eine recht undurchdachte Zukunftsszenerie, sowie eine platte Rollenbild-der-Frau-Thematik (eine betont männlich-agieren-wollende "Leutnant", die Zimmer mit Frauen gerne als "Raum voller Tränen und Lippenstift" bezeichnet) hinzu. Während die Verquickung von Gefahr und Liebe bei anderen Autorinnen (wie Mary Higgins Clark, Joy Fielding, Carlene Thompson) ganz gut funktioniert - dank psychologischem Gespür und unerwarteten Entwicklungen - misslingt Nora Roberts die Vereinigung ihrer beiden Verfasserinnen-Identitäten.

Wer aber Sätze liebt wie "Sie bestellt einen Drink und beim ersten Schluck begegnen ihre Augen denen eines hinreißenden Mannes, der gerade dem Wasser entsteigt. Nasse Muskeln, tolles Lächeln", wird mit diesem Roman unbedingt glücklich werden. Für alle anderen gilt: Entgegen der Assoziation mit James Bond-Streifen fehlt in dieser winzigen Wasserentsteigungssequenz jegliche Ironisierung.

AVIVA-Tipp: Ein Roman für hoffnungslose RomanzenanhängerInnen, die sich aber dennoch nicht von der Schilderung einer Ermordung scheuen. Statt durch Mord und Totschlag werden LeserInnen mittels ständigem Geturtel von Frischverliebten und den damit einhergehenden Pseudo-Schlagabtausch-Gesprächen geschockt.




Ein gefährliches Geschenk
Nora Roberts ist J. D. Robb

Roman, 509 Seiten
Erschienen im Limes Verlag: München 2003.
ISBN: 3-8090-2481-3
21,90 Euro200869368475"



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Beitrag vom 02.05.2004

AVIVA-Redaktion