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Beitrag vom 14.07.2004
Sophia Deeg - Ich bin als Mensch gekommen
Julia Rohrbeck
Spannende Reportage über den Nahostkonflikt aus der Sicht einer Friedensaktivistin, die sich gemeinsam mit internationalen MenschenrechtlerInnen für die palästinensische Bevölkerung einsetzt.
Sophia Deeg reiste Ostern 2002 mit ihrer Tochter in die Westbank. Gemeinsam mit MenschenrechtsaktivistInnen aus Frankreich, Italien, England, Brasilien und anderen Ländern stellten sich die beiden Frauen an die Seite der palästinensischen Bevölkerung, die seit Jahrzehnten massiv unter der israelischen Besatzungsmacht leidet.
Allerdings gelingt es ihr leider kaum, der ebenso betroffenen israelischen Bevölkerung Beachtung und Toleranz entgegenzubringen. Ihre Art der Darstellung ist zu sehr mit dem pro-palästinensischen Standpunkt vernetzt und lässt eine neutrale Sichtweise nur schwer zu.
Die Autorin informiert mit Überzeugungskraft über den Nahostkonflikt und enthüllt der Leserin bisher unbekannte strategische Interessen der von den USA unterstützten israelischen Politik. Leider jedoch lässt sie außer Acht, dass auch die militanten palästinensischen Gruppen finanzielle Unterstützung von der arabischen Liga erhalten und folglich sowohl Israelis als auch PalästinenserInnen für das Scheitern des Friedensprozesses verantwortlich sind.
Während ihrer Reise setzt sie sich gegen die israelische Politik der Unterdrückung, der Dominanz und der Gewalt ein. Als Teilnehmerin einer zivilen Kampagne dringt sie mit anderen AktivistInnen in den belagerten Amtssitz von Jassir Arafat ein, um von dort aus Schutz für die Menschen in Palästina vor der Armee zu fordern und um die Weltöffentlichkeit auf die humanitäre Katastrophe, die sie am eigenen Leib erfährt, aufmerksam zu machen.
Die couragierte Autorin schildert neben unmittelbaren politischen Ereignissen auch die Ängste und Hoffnungen der AktivistInnen, die sich unter lebensbedrohlichen Bedingungen im besetzten Ramallah aufhalten.
Viele Fotos und Zusatzmaterialien ergänzen ihren Bericht, der auf spannende Weise die Gründe für die eskalierende Gewalt beleuchtet. Das Buch ist informativ, jedoch nicht mit Fakten überladen. Zahlreiche Dokumente, Stellungsnahmen und Briefe runden die gelungene Darstellung ab.
AVIVA-Tipp: Lesenswerter Bericht, der auf andere Art über den Nahostkonflikt informiert und LeserInnen zu direkten AugenzeugInnen werden lässt.
Zur Autorin:
Sophia Deeg wurde 1951 geboren und studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in München. Sie arbeitete als freie Journalistin und Übersetzerin und engagiert sich in der Anti-Kriegsbewegung Attac und im Münchener EineWeltHaus Nach ihrem Aufenthalt in Nahost baute sie ihre Kontakte zum weltweiten Netzwerk der Globalisierungskritiker und zur internationalen Friedensbewegung aus.
Sophia Deeg
Ich bin als Mensch gekommen
Internationale Aktivisten für einen Frieden von unten
Aufbau Taschenbuch Verlag, 1. Auflage 2004
Taschenbuch, 296 Seiten
ISBN 3-7466-7043-8
9,95 Euro"