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Beitrag vom 02.03.2005
Jenny Hirsch
Sarah Ross
Marianne Büning stellt in ihrem Buch die Frauenrechtlerin, Redakteurin und Schriftstellerin vor, die eine bedeutende Rolle im Kampf um die Selbstbestimmung der Frau durch Arbeit spielte.
In der Reihe "Jüdische Miniaturen" erschien Marianne Bünings kurze, aber präzise Darstellung der Frauenrechtlerin Jenny Hirsch. Auf gerade einmal 62 Seiten umreißt die Autorin das Leben der Frau, die eine der führenden Persönlichkeiten der frühen bürgerlichen Frauenbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war: Büning schildert auf unkonventionelle Art und Weise ihren biographischen Hintergrund, die harten Lehrjahre, Jenny Hirschs Zeit als Frauenrechtlerin und Mitarbeiterin im Lette-Verein, als Übersetzerin, Journalistin, Redakteurin und Romanschriftstellerin.
Jenny Hirsch wurde 1829 in einem rechtgläubigen jüdischen Elternhaus im anhaltischen Zerbst geboren. Entgegen aller Konventionen ihrer Zeit verfolgte sie als Frau energisch das Ziel selbständig zu werden, sowie geistig und materiell unabhängig und fördernd zu wirken. Auf diese Weise trug ihr Leben entschieden dazu bei, dass die Existenz der Frauen in Deutschland nachhaltig verändert wurde. Der Berliner Lette Verein, ehemals der "Verein zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts", dessen Mitbegründerin und erste Schriftführerin sie war, bot Jenny Hirsch eine ideale Plattform, die Selbstbestimmung der Frau durch Arbeit durchzusetzen. Seit 1866 stellte dieser Verein eine wichtige Berliner Bildungsinstitution dar.
Heftige Diskussionen über die soziale und politische Gleichberechtigung der Frau in Deutschland, löste sie vor allem durch ihre Übersetzung der Kampfschrift "The Subjection of Women" von John Stuart Mill aus. Jenny Hirsch war jedoch auch selbst als Feuilletonistin und Autorin tätig. Auf diese Weise verdiente sie sich nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern sie nutzte die ihr zugänglichen Medien zum Aufruf für mehr Toleranz im Umgang der Menschen miteinander. Als Frau und als Jüdin wurde auch ihr eigenes Leben zum Schlachtfeld der herrschenden Vorurteile ihrer Zeit.
Im Jahr 1902 starb Jenny Hirsch und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhäuser Allee beigesetzt. Ihr Grabstein wurde vom Lette-Verein zu ihrem 175. Geburtstag restauriert.
AVIVA-Tipp: Marianne Bünings Miniaturausgabe von Jenny Hirschs Biographie eignet sich hervorragend für spontane Leser, die sich in einem Zuge ein präzises Wissen über Jenny Hirschs Persönlichkeit aneignen möchten.
Zur Autorin: Marianne Büning ist in Berlin geboren. Ihr Studium der Germanistik, Anglistik und Soziologie absolvierte sie in Hamburg, Göttingen und Berlin. Bis 1998 war sie Oberstudiendirektorin am Fichtenberg-Gymnasium in Berlin-Steglitz.
Veröffentlichung: "Werte im Wandel. Gesichter eines Berliner Gymnasiums: Fichtenberg-Oberschule 1904-2004", Berlin 2003.
Marianne Büning
"Jenny Hirsch. Frauenrechtlerin - Redakteurin - Schriftstellerin"
(Jüdische Miniaturen, Bd. 23)
Teetz: Verlag Hentrich & Hentrich, 2004
5,90 Euro
ISBN 3-933471-81-8200787298475