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Beitrag vom 27.03.2004
Ich habe einfach Glück + Woher ich komme – Alexa Hennig von Lange
Anja Kesting
ihrem dritten Roman erzählt die Autorin in frecher Sprache das Leben der 15jährigen Lelle. Der Sommer der Erkenntnis einer Anfang 30jährigen ist Gegenstand ihres vierten Werks.
Der mit dem deutschen Literaturpreis 2002 in der Sparte Jugendbuch ausgezeichnete Roman „Ich habe einfach Glück“ gibt Einblick in das Dasein einer „anständigen“ deutschen Durchschnittsfamilie im "sauberen" Reihenhausidyll. Doch der äußerliche Anschein trügt.
Die Mutter, überfürsorglich und ständig überfordert, sehnt sich nach einem Herzinfakt, der aber läßt auf sich warten. Deshalb zwitschert sie sich im Nähzimmer gern einen, um dem Kleinkrieg zwischen ihrem Ehemann Berni und ihrer ältesten Tochter Cotsch (17 Jahre alt) zu entkommen. Die Erstgeborene, therapieresistent, cholerisch, fortwährend mit Suizid drohend, redet ihren Vater nur mit "Arschloch" an. Dieser emotional verkümmerte Wicht flüchtet, um dem häuslichen Drama zu entschwinden, zum sinnlosen, mechanischen Schuhe putzen in den Keller.
Und mittendrin Lelle, magersüchtig, einsam, Kette rauchend, nach außen immer lachend, aber innerlich manchmal so verzweifelt, dass sie ihren Kopf gegen die Wand schlagen muß, versucht ihrer Familie zu helfen. Doch da gibt es schon lange nichts mehr zu retten. Die Lage entspannt sich für Lelle, als der Nachbarsohn Arthur in ihr Leben tritt...
AVIVA-Tipp: In rotzfrechem Ton erzählt Alexa Hennig von Lange von den Abgründen einer typischen deutschen Kleinfamilie, pubertierenden Teenagern und Eltern, die nur die Fassade nach außen hin waren wollen. Ein Buch, das gleichermaßen Jugendliche und Erwachsenen begeistert, die einen, weil sie diese Phase gerade durchleben, die anderen, weil sie an ihre eigene Jugend erinnert werden.
Ich habe einfach Glück
Alexa Hennig von Lange
ISBN/EAN 3-499-21249-8
Preis 12,90 EURO
Erschienen Dezember 2002
Rowohlt Taschenbuch Verlag 200367449575" target="_blank">
ihre Anfang 30jährige Ich-Erzählerin mit den Schatten der Vergangenheit. Gemeinsam mit ihrem Vater reist diese an den Ort, an dem sie als Kind ihre Ferien verbrachte.
Dort dümpeln Erinnerungen wie Treibholz am Strand. Aus der zeitlichen Distanz betrachtet, bekommen die als Mädchen erlebten Ereignisse eine ganz andere Dimension. Die Eltern erscheinen nicht mehr übermächtig und unfehlbar. Sie erkennt, dass die Ehe ihrer Eltern nur noch Fassade war. Was wäre, wenn ihr Vater vor 17 Jahren ihre Mutter und ihren kleinen Bruder bewußt im Wattenmeer hat ertrinken lassen?
. So läßt auch die Autorin die LeserInnen mit manchmal abgründigen, manchmal melancholischen Shortcuts durch das Leben der Ich-Erzählerin springen.
1973 in Hannover geboren, zählt Alexa Hennig von Lange seit ihrem Debütroman "Relax" (1997) zu den erfolgreichsten Autorinnen ihrer Generation. Es folgten die Romane "Ich bin’s" (1999) und "Ich habe einfach Glück" (2001), außerdem veröffentlichte sie zahlreiche Erzählungen und verfaßte Theaterstücke, unter anderem für die Volksbühne in Berlin und das Schauspielhaus Hannover. Im Herbst 2002 wurde sie mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Sie hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Alexa Hennig von Lange erzählt in ihrem Roman „Woher ich komme“ lakonisch und darum umso berührender die Geschichte einer 30jährigen, die versucht, ihre bruchstückhaften Kindheitserinnerungen zu einem Ganzen zusammenzufügen.
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109 S.