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Beitrag vom 29.07.2003
Anna Seghers. Eine Biographie 1947-1983 von Christiane Zehl Romero
Sabine Grunwald
Schreiben war die Aufgabe, der sie ihr Leben widmete. Eine Künstlerin im Spannungsfeld zwischen politischem Engagement und literarischer Leidenschaft.
Anna Seghers (1900 - 1987) kehrt 1947 über Stockholm und Paris nach 14 Jahren aus ihrem Exil in Mexiko zurück. Als Kommunistin und Jüdin trifft sie 1950 bewusst die Entscheidung, im Ostteil von Berlin zu leben.
Vom Kommunismus verspricht sie sich soziale Gerechtigkeit und die Vision einer besseren, humaneren Welt. Zeit ihres Lebens engagiert sie sich für den Weltfrieden und unternimmt in dieser Mission zahlreiche Reisen. Was sie sich sehnlichst wünscht sind Bewegungsfreiheit und eine gewisse Autonomie bei gleichzeitiger Treue "zur Sache".
Die erfolgreiche Schriftstellerin und Präsidentin des Schriftstellerverbandes, wird für die DDR zu einer Ikone - die mehrfach geehrt - und für viele junge Künstlerinnen zum Vorbild wird.
"Als Erzählerin identifizierte sich Seghers erneut und entschieden mit den Schwachen der Erde, ihren Leiden, ihren Hoffnungen und ihrer daraus entspringenden Kraft", schreibt Romero.
Einer ihrer bekanntesten Romane "Das siebte Kreuz", ist bereits1942 erschienen. Ein weiteres Buch, "Der Ausflug der toten Mädchen" (1946), wurde, wie viele andere ihrer Erzählungen, in den 70er und 80er Jahren verfilmt
Sie ist sich ihres eigenen Talentes bewusst und stellt einen hohen Anspruch an ihre Kunst. Immer wieder versucht sie, gegen einen Formalismus anzuschreiben, der alles, was von einem beschränkt verstandenen Sozialistischen Realismus abweicht, künstlerisch einschränkte.
Erzählerisch stellt sie die Gegenwart durch Andeutung, Metapher und Mythos dar. Im Sinne der Parteiideologen zu schreiben ist nicht ihre Sache, aber sie widerspricht ihnen auch nicht. Darin liegt ihr Dilemma, aus dem sie sich als Mensch und Künstlerin nicht mehr befreien konnte.
Wie sie selbst es ausdrückte: "Im Leben hat man den Eindruck, es sei manchmal nur ein Entwurf. Allerdings ist es schrecklich schwierig ihn zu redigieren."
Die Autorin nimmt Briefe, Tagebuchaufzeichnungen und Auszüge aus den Werken Seghers zur Hilfe, um sich der Person Anna S. zu nähern. Zahlreiche Fotos dokumentieren den Lebensweg dieser faszinierenden Frau. Die Widersprüche und Brüche mit denen sie ihr Leben lang kämpfte, werden weder verschwiegen noch beschönigt, das macht das Buch so interessant.
Was bleibt, ist der Eindruck einer Persönlichkeit, die menschlich und tolerant war .Obwohl sie nach außen weder kämpferisch noch aggressiv auftrat, zeigte sie Zivilcourage, indem sie immer wieder bereit war, sich für ihre Freunde einzusetzen.
"In ihren besten Werken ist sie eine große Erzählerin mit einer wunderbaren Sprache, mit tiefem Verständnis für Leid und Hoffnung sehr unterschiedlicher Menschen", endet Romero treffend.
Romero lebt in der Nähe von Boston, ist Direktorin des Programms für Internationale Beziehungen sowie Tübingen Professor of German Direktorin des "Deutsch Programms" an der Tufts Universität, Medford, Massachusetts. Zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen und vergleichenden Literatur und zum Film, sowie eine Biographie über Simone de Beauvoir.
Der erste Band (2000, im gleichen Verlag erschienen) von Zehl Romero über Anna Seghers (1900-1947) beschäftigt sich mit ihrer Kinder- und Jugendzeit, bis zur Emigration1933 nach Frankreich und Mexiko.
Anna Seghers. Eine Biographie 1947-1983
Christiane Zehl Romero
Aufbau-Verlag 2003
479 Seiten, Hardcover, 46 Abbildungen
Mit Anmerkungen, einem Personenregister, einer Bibliographie
ISBN 3-351-03497-0
30 €
479 Seiten, Hardcover, 46 Abbildungen
Mit Anmerkungen, einem Personenregister, einer Bibliographie http://www./?r=aviva-berlin200879562275" target="_blank">