AVIVA-Berlin >
Literatur
AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 -
Beitrag vom 25.05.2011
MM - Das private Archiv von Marilyn Monroe - Text Lois Banner, Fotografien Mark Anderson
Sharon Adler
Der Inhalt zweier unscheinbarer Aktenschränke offenbart neue Erkenntnisse über das private und öffentliche Leben und die Karriere der Ikone Marilyn Monroe. Die "Monroe Collection" galt über vierzig..
... Jahre lang als verschollen. Im März 2011 ist sie im Knesebeck Verlag erschienen.
Im Jahr 2005 erhielt der Fotograf Mark Anderson den Auftrag, den Inhalt aus zwei Aktenschränken, der eine aus hellbraunem, der andere aus grauem Stahlblech, fotografisch zu archivieren.
Als Anderson das Material sichtete, nahm er Kontakt mit der Biografin, Autorin und Zeithistorikerin Lois Banner auf, die über viele Jahre Recherchen über Marilyn Monroe Leben betrieben hatte. Sie verstand sofort die Bedeutung dieses Archivs und war elektrisiert: es war tatsächlich die lange gesuchte Monroe Collection. Das Mysterium um die Odyssee der Schränke selbst sowie der Verbleib diverser Schmuck- und Schriftstücke aus dem Tresor blieb jedoch ein Rätsel, das trotz vieler Recherchen nicht gelöst werden konnte. Marilyns langjährige Freundin und Ex-Finanzberaterin Inez Melson hatte die Schränke in Verwahrung genommen, deren Neffe Millington Conroy bewahrte sie nach ihrem Tod in seinem Haus auf.
In diesen sachlich wirkenden Möbelstücken befanden sich über fünftausend Dokumente und Fotografien, darunter persönliche und geschäftliche Briefe, Postkarten, Telegramme und Verträge. Aber auch Zeitungsausschnitte, Hochglanzmagazine, die Marilyn großformatig auf ihrem Cover zeigen, Fanpost aus allen Ecken der Welt, ihre geliebte Briefmarkensammlung, Quittungen aller Art und eigene Notizen hat Marilyn darin sorgfältig aufbewahrt.
Besonders die persönlichen Korrespondenzen des Stars geben nun noch mehr Aufschluss als jemals zuvor darüber, wie sehr sie geliebt werden wollte und wie einsam und verletzlich sie wirklich war. Marilyn hielt mit ihr nahestehenden Menschen ständigen Kontakt, wobei sie in ihren Formulierungen Herz, Witz und Großzügigkeit zeigte.
Wichtige Einblicke liefern die erhaltenen Schriftwechsel zwischen der Monroe und Agenten und Studios. Sie zeichnen ein neues, ein unbekanntes Bild der Schauspielerin, das der Geschäftsfrau, die letztendlich ihre Entscheidungen allein traf.
"Ich will Künstlerin sein, kein Lustobjekt. Ich möchte nicht
als Aphrodisiakum auf Zelluloid ans Publikum verhökert werden.
Die ersten paar Jahre habe ich mitgemacht, aber jetzt liegen die Dinge anders."
(Marilyn Monroe, My Story)
Die im Buch abgebildeten Fotos schließlich zeigen die private Seite der Marilyn Monroe ebenso wie die Diva, das Sex-Symbol und die Glamourwelt. Wir sehen Marilyn als kleines Kind in ihrem schönsten Kleid oder am Strand, Marilyn als Sängerin vor tausenden Soldaten, Marilyn bei einer Party mit Surfern in Malibu im Jahr 1947, aber auch offizielle Aufnahmen der Filmstudios sowie Standfotos und Marilyn am Set. Auch eigene Fotos der Monroe sind vertreten, denn sie fotografierte ausgesprochen gern und viel.
Mit der Auswertung der "Monroe Collection" sollte die "Grundlage für eine umfassende und vollständige Geschichte ihrer Genialität und Legende" geschaffen werden. Man hegte die Hoffnung, dieses Archiv enthielte die Antworten auf alle niemals beantworteten Fragen zu Marilyn Monroe und lüfte das Geheimnis ihres Todes.
Tatsächlich liefert die "Monroe Collection" neue Erkenntnisse, vor allem durch Informationen zu Marilyns trauriger Kindheit und Jugend. Auch das Verhältnis zu ihrer Mutter, die einige Tage nach der Geburt am 1. Juni 1926 in Los Angeles das Baby zu Pflegeeltern gab, wird offengelegt. Die Schizophrenie der Mutter, mit der Marilyn später zeitweise wieder zusammenlebte, ein abwesender Vater, diverse Waisenhäuser und wechselnde Pflegeeltern bestimmten ihre Kindheit und führten zu einem Trauma, das sie nie überwinden sollte. Marilyns unerfüllter Kinderwunsch, ihre beinahe obsessive Suche nach Zuneigung, drei gescheiterte Ehen und einige unglückliche Affären machten ihr späteres Leben aus. Enttäuschungen, die in die Depression, Alkohol- und Tablettenabhängigkeit mündeten.
Norma Jean Baker Mortenson, so ihr Geburtsname, wurde nur 36 Jahre alt.
Sie starb in ihrer Wohnung, in der Nacht vom 4. auf den 5. August 1962, in Brentwood, einem Vorort von Hollywood an einer Überdosis Schlaftabletten. Um ihren Tod ranken sich noch heute unzählige Gerüchte und Verschwörungstheorien.
Am 1. Juni 2011 wäre Marilyn Monroe 85 Jahre alt geworden.
"Ich fühlte mich, als wären in mir zwei Personen:
Norma Jean aus dem Waisenhaus, die zu niemandem gehörte.
Wer die andere war, wusste ich nicht,
aber ich wusste, wem sie gehörte:
Sie gehörte dem Meer, dem Himmel und der ganzen Welt."
(Marilyn Monroe)
AVIVA-Tipp: Auch fast fünfzig Jahre nach ihrem Tod fasziniert das Schicksal der Marilyn Monroe noch immer. "MM – Das private Archiv von Marilyn Monroe" lässt die Leserin noch einmal eintauchen in die Welt einer ganz besonderen Frau und Künstlerin.
Zur Autorin: Lois Banner, geboren 1939, ist Professorin für Geschichte und Gender Studies an der University of Southern California. Sie veröffentlichte neben zahlreichen erfolgreichen Biografien und Betrachtungen über Frauen den viel- und kontrovers diskutierten Band American Beauty. Weitere Infos unter: http://dornsife.usc.edu
Zum Fotografen: Mark Anderson arbeitet weltweit, so für Zeitschriften wie Vanity Fair, Elle, Esquire und Vogue. Weitere Infos unter: www.markandersonphoto.com/mm
MM – Das private Archiv von Marilyn Monroe
Lois Banner (Text), Mark Anderson (Fotografien)
Knesebeck Verlag, erschienen 3. März 2011
Gebunden, 336 Seiten
Mit 273 farbigen und schwarz-weißen Abbildungen
Euro 39,95
ISBN 978-3-86873-277-1
www.knesebeck-verlag.de
(Quellen: Knesebeck-Verlag, AVIVA-Berlin)