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Beitrag vom 14.07.2011
Joanna Trollope - Schwiegertöchter
Marie-Luise Wache
Im neuen Roman der britischen Bestsellerautorin steht erneut eine Familiengeschichte im Vordergrund. Geschildert wird das Schicksal einer Mutter, die erkennen muss, dass sich ihre Rolle...
... in der Familie mit den Ehen ihrer drei Söhne und deren Lebensplanungen und -vorstellungen drastisch ändert.
"Schwiegertöchter" behandelt einen fast verzweifelten Kampf um Identität und die zentrale Position einer Mutter innerhalb der Familie. Es sind aber auch die Schicksale der Söhne, die Einflüsse der Schwiegertöchter und die schwierigen, emotionsgeladenen Bindungen untereinander, die Trollope in ihrer Komplexität ausführlich beschreibt.
Die Beziehung zwischen den Söhnen Edward, Ralph, Luke und deren Mutter scheint sich nach den Hochzeiten zunächst nicht verändert zu haben, da alle drei Rachel wie die Jahre zuvor mit Liebe und Respekt begegnen. Als jedoch Ralphs Firma durch eine Fehlkalkulation Bankrott geht, ändert sich dieser Zustand. Denn die überumsorgende Rachel plant im Alleingang einen Ausweg aus der Misere und übersieht dabei die Wünsche und Positionen der einzelnen Familienmitglieder, ganz besonders die ihrer Schwiegertöchter.
Ralph soll, wie von seiner Mutter initiiert, für einen neuen Job mit seiner Familie nach London ziehen. Als sich seine Frau Petra jedoch weigert mitzukommen, droht die Ehe zu zerbrechen.
Der jüngste Sohn Luke heiratet die schöne, unabhängige und moderne Charlotte. Diese allerdings wird von ihrer Schwiegermutter kaum wahrgenommen und fordert, dass sich Luke zwischen seiner Mutter und ihr positionieren soll.
Auch an Edward und seiner Frau Sigrid gehen die Probleme und Familiendiskussionen um die Situationen Ralphs und Lukes nicht spurlos vorbei. So flüchtet sich Sigrid, um kurzzeitig dem Familientumult zu entgehen, ohne Vorankündigung mit der gemeinsamen Tochter Mariella in ihre Heimat Schweden.
Für die Brüder wird klar, dass der Einfluss der Mutter auf ihre Entscheidungen zu groß wird und so ihre Beziehungen gefährden könnte. Rachel hingegen vergeht vor Angst, ihre Söhne zu verlieren. Das von Joanna Trollope gezeichnete Drama scheint somit unaufhörlich auf einen Showdown hinauszulaufen. Doch der bleibt aus.
Der Versuch der Autorin, eine komplexe, hochsensible Situation von allen Seiten zu beleuchten, scheitert jedoch leider an der Fülle der Erzählstränge. Der Fokus, trotz einfacher und strukturierter, schnörkelloser Sprache, verliert sich in den Wirren der Familienbande und bleibt so nur oberflächlich angetastet.
Zur Autorin: Joanna Trollope wurde 1943 in Gloucestershire, Großbritannien geboren. Sie arbeitete im Auswärtigen Amt und als Lehrerin, bis sie sich entschloss, nur noch als Schriftstellerin tätig zu sein. Ihre Bücher stehen regelmäßig auf den Bestsellerlisten, wurden in mehr als 25 Sprachen übersetzt und zum Teil verfilmt. Mehr Informationen zur Autorin finden Sie unter: www.joannatrollope.com
AVIVA-Fazit: Die kompliziert gezeichnete aber unterhaltsame Familiengeschichte liest sich am besten während eines Urlaubstages am Strand oder bei einer gemütlichen Tasse Tee am Feierabend. Schade ist nur, dass eine erzählerische Auseinandersetzung mit dem sensiblen Thema Schwiegertochter-Schwiegermutter wenig behandelt wird und in den Schatten der Mutter-Sohn-Beziehungen rückt, die im Fokus dieses Romans stehen.
Joanna Trollope
Schwiegertöchter
Originaltitel "Daughters-in-Law"
Ãœbersetzung aus dem Englischen von Angelika Kaps
Bloomsbury Verlag Berlin, erschienen April 2011
Gebundene Ausgabe, 352 Seiten
ISBN 978-3827010223
19,90 Euro
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