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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 03.04.2011


Jockels Schweigen - der neue Roman von Adriana Stern für Jugendliche ab 14 Jahren
Anna Hohle

Viele ihrer Bücher thematisieren gesellschaftliche Tabus und AußenseiterInnen - in "Jockels Schweigen" erzählt die Autorin nach einer wahren Begebenheit vom Missbrauch eines Jungen in einer...




...Jugendeinrichtung.

Als Joachim, genannt Jockel, seinen großen Bruder David um die Unterschrift auf dem Formblatt einer Talentagentur bittet, ahnt der zunächst nichts Böses: Der Wunsch des Elfjährigen, Schauspieler zu werden, erscheint ihm durchaus verständlich und so setzt er anstelle seiner Eltern seinen Namenszug unter den Vertrag.

Eine Handlung mit schwerwiegenden Folgen, denn hinter dem klangvollen Namen Kirschbaum verbirgt sich in Wahrheit ein Pädophilen-Ring.
Die schleichend einsetzenden Veränderungen an Jockel bleiben jedoch zunächst unentdeckt, denn alle Mitglieder der Familie Grün haben mit eigenen Problemen zu kämpfen: So wird Jockels Vater in einen Prozess um einen ärztlichen Kunstfehler verwickelt, was die Aufmerksamkeit der Eltern voll und ganz in Anspruch nimmt. David sorgt sich derweil um seinen besten Freund Chip, der sich zunehmend von ihm distanziert und lernt nebenbei auch noch seine erste große Liebe kennen.

Packend und einfühlsam nähert sich Adriana Stern einem sensiblen Thema. Sie erzählt sowohl von den Umständen, unter denen Missbrauch möglich wird, als auch von den Auswirkungen auf die betroffenen Kinder und deren Angehörige. Gleichzeitig sensibilisiert die Autorin für die möglichen Anzeichen sexueller Gewalt, die oft nur auf den zweiten Blick erkennbar sind.

Es gelingt ihr dabei erneut, differenziert über ein noch weitgehend tabuisiertes Thema zu informieren und dabei gleichzeitig überzeugend aus einer jugendlichen Perspektive zu erzählen. Dies macht den Roman sowohl für junge LeserInnen als auch für Eltern und PädagogInnen lesenswert.

Dass der Missbrauch von Jungen und das Schweigen der Opfer präsente gesellschaftliche Themen sind, wurde mit den jüngsten Aufdeckungen im Jahr 2010 erstmals Teil des öffentlichen Bewusstseins. Jockels Schweigen entstand nach einer wahren Begebenheit, die sich 2008 in Berlin zugetragen hat.
Am Ende des Buchs finden die LeserInnen eine Liste mit Beratungsstellen für von Missbrauch betroffene Jungen.

AVIVA-Tipp: Der neue Jugendroman von Adriana Stern berichtet nicht nur teilnehmend und aufschlussreich über ein wichtiges Thema, sondern liest sich auch durchweg spannend. Die Autorin nähert sich der sensiblen Materie in einer Weise, die die jugendliche LeserInnen einfühlsam informiert und sensibilisiert, ohne sie zu überfordern. Ein wertvoller Betrag zu einer traurigen gesellschaftlichen Realität, deren Aufarbeitung in Zeiten der wiederholten Rehabilitierung missbrauchsbeschuldigter Geistlicher erst ganz am Anfang steht.

Zur Autorin: Adriana Stern, 1960 am Niederrhein nahe der holländischen Grenze geboren und Grenzgängerin geblieben, begann mit 12 zu schreiben, meist "über das, worüber niemand reden wollte". Sie ist als Gestalttherapeutin, Zirkuspädagogin und Sozialarbeiterin in der Mädchenarbeit und der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher kultureller und religiöser Hintergründe tätig. In der jüdischen Gemeinde Köln arbeitet sie mit Kindern und Jugendlichen. Seit 1992 veröffentlicht Adriana ihr Leben in unterschiedlichen Welten in Anthologien. In ihren Jugendbüchern widmet sie sich häufig AußenseiterInnen und gesellschaftlichen Tabus. 2001 erschien ihr erster Jugendroman
Hannah und die Anderen, es folgten Pias Labyrinth (2003) sowie 2010 Und dann kam Sunny.
(Quelle: Homepage der Autorin)

Weitere Infos und Kontakt unter: www.adriana-stern.de

Adriana Stern
Jockels Schweigen

Jacoby & Stuart, erschienen Februar 2011
Hardcover, 320 Seiten
ISBN 978-3941787261
14,95 Euro
www.jacobystuart.de

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Interview mit Adriana Stern zum Erscheinen von "Jockels Schweigen" auf der Leipziger Buchmesse 2011

"Und dann kam Sunny"

"Pias Labyrinth"

"Hannah und die Anderen"

"Ab heute heißt du Marianne - Lesben und Antisemitismus", ein Beitrag von Adriana Stern



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Beitrag vom 03.04.2011

AVIVA-Redaktion