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Beitrag vom 16.10.2010
Uta Brandes - Frauenzimmer im Hotel. Wie Geschäftsfrauen sich Hotels wünschen
Yasmine Georges
Meeting in Shanghai, Geschäftsessen in Indien, Konferenz in New York – Geschäftsfrauen agieren international. Welche Ansprüche sie an die Unterkunft stellen, greift die Professorin Uta Brandes...
...in ihrer Publikation auf. Zugleich hat sie einen neuen Forschungszweig für die Hotellerie an der "Köln International School of Design" begründet, da sie sich als Erste mit diesem Thema auseinandergesetzt hat.
"Dieses Buch wendet sich an alle, die professionell mit dem Hotelgewerbe zu tun haben", schreibt Professorin Uta Brandes im Vorwort zu "Frauenzimmer im Hotel – Wie Geschäftsfrauen sich Hotels wünschen". Das "studentische Forschungsprojekt" hatte sich zum Ziel gesetzt "kostengünstige Möglichkeiten vorzustellen, die die Kundinnen zufrieden stellen", ist jedoch längst über diese Ambition hinausgewachsen. Denn mit ihrem Buch über die Bedürfnisse alleinreisender Geschäftsfrauen spricht Uta Brandes nicht nur "HotelexpertInnen" an, sondern auch Frauen jeden Alters aus aller Welt.
"Frauen sind anpruchsvoller als Männer auf Geschäftsreisen", lautet die Hauptthese der Professorin, die sie mittels ausgiebiger Recherche aufgestellt hat. Diese begann mit der Auswertung der vorhandenen Sachlieteratur zur Hotellerie, welche allerdings nicht sehr ergiebig war, da dort keine frauenspezifischen Ansprüche behandelt wurden, was die Professorin in ihrem Vorhaben nur noch bestärkte. Die StudentInnen befragten Hotelangestellte aus allen Bereichen, positionierten sich in Hotels, beobachteten dort die Gäste und entwickelten anschließend Fragebögen. Diese wurden an hundertfünfzig Geschäftsfrauen. zwischen 25 und 65 Jahren versandt. Die Rücklaufquote lag bei überragenden 100 % mit Feedback aus Deutschland, Frankreich, Italien und weiteren europäischen Ländern, aber auch Japan, den USA und Hong Kong. Nun wurde erstmals der Kommunikations- und Handlungsbedarf für dieses Thema deutlich.
Anhand geschichtlicher Entwicklungen zeigt Brandes Gründe für das spezifische Verhalten heutiger Business-Frauen auf Reisen.
Dazu zählt die charakteristische Unsicherheit dieser, historisch betrachtet, noch sehr jungen Gruppe, die auf die Stellung der Frauen in den vergangenen Jahrhunderten zurückzuführen sei. Allein konnten sie sich zu Zeiten der Belle Epoque (Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Periode der Grands Hotels, einer der bekanntesten Gründer ist der Schweizer César Ritz, Anm. der Redaktion) nicht in der Öffentlichkeit bewegen und allein reisen schon gar nicht. Ehemann, Gesellschafterin, Familie - das Korsett der Bewachung war eng geschnürt.
Doch Uta Brandes führt noch weitere Gründe für die Zurückhaltung an. Darunter die Angst vor möglicherweise peinlichen Situationen, wie dem Essen allein. Die Autorin versteht es in diesen Passagen, die wissenschaftliche Studie mit psychologischer Analyse zu verbinden. Die Beschreibungen räumen mit so manchem Klischee auf und ersetzen vage Ahnungen durch Fakten. Scheinbar unbewusst greift Uta Brandes frauentypische Probleme auf und behandelt diese sachlich und nachvollziehbar, ohne in einen belehrenden Ton umzuschlagen.
Wenn sie die Gegensätzlichkeit der weiblichen Anforderungen an Hotels erläutert oder die Bedürfnisse der reisenden Business-Women erklärt, dann geht es längst nicht mehr nur um Design-Fragen.
Uta Brandes greift Szenen des Reisealltags auf und seziert diese haargenau, um die internalisierten Verhaltensmuster der Geschäftsfrauen offen darzulegen. So nennt sie beispielsweise die Bar als Stolperfalle. Am Abend, nach getaner Arbeit, möchten auch Frauen gern bei einem Glas Wein entspannen. Doch allein die Einrichtung hält sie oft davon ab, diesem Wunsch nachzugehen. Oft dominieren gedeckte Farben wie Schwarz und Braun, schwere Möbel und düsteres Licht geben dem Raum eine kneipenähnliche Atmosphäre, deshalb fühlt frau sich hier fehl am Platz. Die Design-Expertin bringt auf den Punkt, was Geschäftsfrauen von Hotels erwarten, liefert sinnvolle Lösungsvorschläge für und bietet zudem noch ein angemessenes Maß an Unterhaltung.
Dies ist nicht zuletzt der Gliederung des Buches zu verdanken. Dem Vorwort folgen einleitende Kapitel, darunter die Zusammenfassung der Ergebnisse, die historischen Hintergründe und das methodische Vorgehen. Im Hauptteil orientiert sich die Autorin am Gang durch das Hotel:
Check-InEmpfangFahrstuhlFlurLobbyHotelzimmerBadezimmerFrühstückRestaurantBarCheck-Out
Die LeserInnen begeben sich auf eine spannende Reise an der Seite einer fiktiven Geschäftsfrau. Anschließend fasst die Professorin die wichtigsten Punkte im Schnell-Überblick zusammen. Unter anderem sind hier zu finden:
Das Verhalten von Business FrauenAnsprüche der Business-FrauenDie Meinungen des HotelmanagementsEine Liste frauensensibler Hotels und weitere Tipps für Geschäftsfrauen und das Hotelgewerbe.
Zur Autorin: Prof. Dr. Uta Brandes studierte Anglistik, Politische Wissenschaften, Soziologie und Psychologie an der Universität Hannover. Ihren "Magister Artium" machte sie 1973 in Soziologie und Psychologie. 1983 promovierte sie. Sie arbeitete unter andere als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hannover und war stellvertretende Leiterin des Forschungsinstituts "Frau und Gesellschaft". Seit 1995 ist sie Professorin für Design an der Kölner "International School of Design".
AVIVA-Tipp: Uta Brandes hat mit "Frauenzimmer im Hotel" das erste Standardwerk für die frauengerechte Einrichtung von Hotels geliefert. Hoteliers können diese Informationen dank hilfreicher Lösungsansätze 1:1 übernehmen, für Geschäftsfrauen empfiehlt sich die Lektüre als Wegweiser für künftige Reisen.
Uta Brandes
Frauenzimmer im Hotel – Wie Geschäftsfrauen sich Hotels wünschen
Erich Schmidt Verlag, erschienen August 2010
Taschenbuch, 120 Seiten
ISBN-13: 978 3 503 12474 9
Euro 29,95
Weitere Informationen finden Sie unter:
"Köln International School of Design": kisd.de
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Weitere Infos finden Sie unter: www.frauenhotel-berlin.de
Auf der Seite www.frauenreisen.de finden Sie zusätzliche Informationen zu Frauenhotels in aller Welt.