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Beitrag vom 29.07.2010
Anke Stemmann - Der Maler Max Liebermann
Elina Ioschpa
Unterhaltsam führt die Autorin junge LeserInnen durch das bewegte Leben des Malers Max Liebermann. Und erklärt spielerisch anhand der Werke des Künstlers, was Impressionismus überhaupt ist.
Max Liebermann ist unumstritten einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Impressionismus. Zu seinem Frühwerk zählen naturalistische Bilder mit sozialer Thematik. Mit dem Aufkommen des französischen Impressionismus wurden seine Gemälde farbiger und zeichneten sich durch einen schwungvollen Duktus aus. Die sich wandelnde Malweise des Künstlers verdeutlicht den Übergang der naturalistischen Kunst des 19. Jahrhunderts zur abstrakten Kunst des 20. Jahrhunderts. Als Präsident der Berliner Sezession und Leiter der Preußischen Akademie der Künste war Liebermann Wegbereiter der Moderne. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft dazu gezwungen, seine Ämter niederzulegen.
In seinen letzten Lebensjahren zog er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück und verbrachte immer mehr Zeit in seiner Villa am Wannsee. Die Villa geriet nach Liebermanns Tod in Vergessenheit und wurde 1995 unter der ehrenamtlichen Regie der Max-Liebermann-Gesellschaft als Gesamtkunstwerk von Architektur, Gartenkunst und Malerei wiederentdeckt und saniert. Am 25. Juli 2010 veranstaltete die Max-Liebermann-Gesellschaft zum 100. Jahrestag der Liebermann-Villa am Wannsee ein Fest. Mittlerweile ist die Villa wieder zu einer Stätte der Kunst und Kultur geworden und zieht TouristInnen aus aller Welt an. Auch Ausstellungen mit den Werken von Liebermann locken eine Vielzahl von Kunstinteressierten in die Museen.
Und während sich die Großen über die fabelhaften Hell-Dunkel-Kontraste der Bilder austauschen, kommt bei den Kleinen während des Museumsbesuchs nicht selten die große Langeweile auf. Wer angesichts dessen nicht resigniert und seinem Nachwuchs die aufregende Welt der Kunst näher bringen will, sollte zum Buch von Anke Stemmann greifen. Nach der Lektüre wird zumindest bei dem nächsten Besuch einer Liebermann-Ausstellung nichts mehr schief gehen.
In ihrem neu erschienen Sachbuch für Kinder "Der Maler Max Liebermann" führt die Autorin junge LeserInnen an das Leben und Werk des Malers heran. Kapitel für Kapitel veranschaulicht Anke Stemmann die bewegte Biographie des Künstlers. Nimmt ihre kleinen LeserInnen mit auf eine Zeitreise ins ausgehende 20. Jahrhundert und schildert, wie Max seinen Wunsch Maler zu werden durchsetzte, auf seinen Studienreisen die verschiedensten Städte Europas bereiste und schließlich mit einem Koffer voller Skizzen in seine Heimatstadt Berlin zurückkehrte.
In dem Kapitel "Das Atelier" werfen die LeserInnen einen Blick in die Arbeitsräume des Malers und bekommen gleich auch eine Antwort darauf, was Atelier (französisch: Werkstatt) eigentlich bedeutet. Die 60 farbigen Abbildungen veranschaulichen die verschiedenen Schaffensphasen des Künstlers, während Rätsel und Suchspiele auch die Jüngsten bei Laune halten. Neben dem Lesevergnügen kommt der Lerneffekt nicht zu kurz. Geschickt lenkt die Autorin den Blick auf wichtige Details in den Bildern und erklärt gut nachvollziehbar Themen und kunstgeschichtliche Begriffe.
"Das ist es! Das Licht, die Farben und die Komposition – alles zusammen macht diese besondere Atmosphäre aus, die Max malen wollte. Es ist unverkennbar der Hof des Amsterdamer Waisenhauses. Und doch wirkt das Gemälde völlig anders! Max wollte nicht einfach nur die Wirklichkeit abmalen, sondern das, was er beim Betrachten der Szene empfunden hat […]."
Die farbigen Abbildungen der Hauptwerke Max Liebermanns veranschaulichen sein vielfältiges Schaffen, die schwarz-weiß Fotografien vervollständigen das Bild und zeigen den Künstler in privaten Momenten. Mal sitzt er in seinem abgedunkelten Atelier und malt sein weltberühmtes Selbstbildnis, mal steht er mit seiner Staffelei mitten im Feld und skizziert die Landschaft oder ist im Kreis seiner Familie zu sehen.
Ein weiteres Highlight ist der witzig gezeichnete Dackel "Männe" (so hieß einer der Hunde der Liebermanns). "Männe" begleitet die LeserInnen Seite für Seite durch das Buch und ist ein schöner Hingucker für die Kinder, die noch nicht lesen können.
Zur Autorin: Anke Stemmann wurde 1972 in Brandenburg an der Havel geboren und lebt heute in der Nähe von Berlin. Sie ist Kunsthistorikerin, Museumspädagogin und Autorin. Von 2003-2006 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Liebermann-Villa am Wannsee tätig. Neben ihrer Arbeit als Autorin organisiert Anke Stemmann Museumsführungen für Erwachsene und Kinder in Berlin und Brandenburg. "Der Maler Max Liebermann" ist das erste Buch, das von ihr im Nicolai Verlag erschienen ist.
(Quelle: Verlagsinformationen)
AVIVA-Tipp: "Der Maler Max Liebermann" ist ein schönes Sachbuch für Kinder. Hier lernen die jungen LeserInnen nicht nur etwas über die Zeit, in der Liebermann lebte, sondern auch über die Hauptwerke des Künstlers und seine verschiedenen Malstile. Kleine Rätsel und Suchspiele machen das Lesen zu einem Erlebnis und führen die Kinder spielerisch an das Thema Kunst heran.
Anke Stemmann
Der Maler Max Liebermann
Waldtraut Braun (Hg.)
Nicolai-Verlag, erschienen Juni 2010
Hardcover, 64 Seiten, 60 farbige Abbildungen, 20 x 24 cm
ab 10 Jahre
ISBN: 978-3-89479-585-6
14,95 Euro
Weitere Infos zur Liebermann-Villa am Wannensee finden Sie unter:
www.max-liebermann.de
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
"Berlin entdecken - Der Stadtführer für Kinder", erschienen im Nicolai Verlag, überarbeitete Neuauflage, 2005
Geheime Orte für Kinder. Abenteuertouren durch Berlin erschienen im Nicolai Verlag, 2003
"Jüdisches Berlin - Photos aus Kaiserreich und Weimarer Republik" erschienen im Jaron Verlag, 2008