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Beitrag vom 23.05.2010
Romain Gary - Frühes Versprechen
Daniela Besser
Aus ärmsten Verhältnissen stammend, wird Gary als Immigrant in Frankreich zum preisgekrönten Schriftsteller und weltgewandten Diplomaten avancieren. Und dies alles hat er einer Frau zu verdanken...
... – seiner Mutter.
Die Mutter Nina ist die eigentliche Protagonistin – im Buch wie im Leben von Romain Gary, denn "Frühes Versprechen" ist eine in Roman-Form geschriebene Autobiografie über einen Teil seines Lebens. Gary stellt sich selbst als Sohn einer überambitionierten Mutter dar, die mit unerbittlicher Hartnäckigkeit an ihn glaubt. Ihren Vorstellungen zufolge soll der Sohn alles Mögliche werden, wenn nicht Geigenvirtuose, dann eben gefeierter Tänzer oder aber weltberühmter Schriftsteller. Alles ist ihr recht, Hauptsache es bringt Prestige und die finanziellen Mittel für einen gehobenen Lebensstil.
Leider erweist sich der kleine Romain in einigen Dingen als völlig untalentiert. Er selbst entdeckt eine gewisse Neigung zur Malerei bei sich, was die Mutter jedoch missbilligt, weil für sie alle Maler arme Schlucker wie Van Gogh sind. Obwohl sie nicht viel haben, schafft es die alleinerziehende Mutter immer, genügend Geld für die vielseitige Ausbildung ihres Sohnes aufzubringen. Unbeirrt hält sie an ihren Ambitionen für den Sohn fest, denn sie ist sich sicher: Aus ihm wird einmal etwas ganz Großes.
Es ist der große Traum der Mutter, endlich etwas zu gelten in der Welt. Da sie selbst ihn nicht verwirklichen konnte, projiziert sie alle Hoffnung auf ein besseres Leben auf ihren einzigen Sohn, den sie über alles und jeden stellt. Sie nimmt jede Entbehrung für sich in Kauf – mangelnde Ernährung, unermüdliche Arbeit, keinen anderen Mann in ihrem Leben zu dulden, als ihren überalles geliebten Sohn –, Hauptsache Romain geht es gut. Dass diese Liebe der Mutter verpflichtet, spürt Romain deutlich, und er versucht sein Bestes ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Und obwohl er den ersehnten gesellschaftlichen Aufstieg schafft, bleibt in ihm dennoch eine gewisse Wehmut, ob er die größte Aufgabe seines Lebens meistern kann – nämlich die, erwachsen zu werden.
Zum Autor: Romain Gary wurde am 8.Mai 1914 in Wilna (Litauen) als Roman Kacew geboren. Seine Mutter Nina entstammte einer Familie russisch-jüdischer Uhrmacher aus Kursk. 1926 siedelte die Mutter mit ihrem Sohn nach Warschau über, zwei Jahre später nach Nizza. Romain Gary studierte Jura in Aix-en-Provence und Paris. 1935 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. Gary war seit 1938 als Pilot bei der Luftwaffe, 1940 floh er nach London und trat dort in die Luftstreitkräfte des Freien Frankreichs ein. 1945 veröffentlichte er seinen ersten Roman (davor schon Kurzgeschichten) und erhielt den Prix des Critiques. Im selben Jahr trat er in den diplomatischen Dienst ein und heiratete die britische Schriftstellerin Lesley Blanch. Beruflich verschlug es ihn in den folgenden Jahren nach Sofia, Paris, Bern, New York, Los Angeles und La Paz. 1956 wurde er für seinen Roman "Les Racines du ciel" ("Die Wurzeln des Himmels") mit dem renommierten französischen Literaturpreis Prix Goncourt ausgezeichnet. 1962 heiratete Romain Gary die amerikanische Schauspielerin Jean Seberg, im darauf folgenden Jahr wurde ihr gemeinsamer Sohn Alexandre Diego Gary geboren. 1970 ließ das Paar sich scheiden. Im Jahr 1975 erhielt Gary zum zweiten Mal den Prix Goncourt, diesmal unter dem Pseudonym "Emile Ajar".
Am 2. Dezember 1980 beging Romain Gary in Paris Selbstmord.
AVIVA-Tipp: Frau/ man kann viel schmunzeln bis herzhaft lachen über die erfrischend-uneitle Selbstironie in diesem Buch. Es ist ein echtes Lesevergnügen – gleichwohl mit reichlicher Anregung zur Selbstreflexion. Ich kann nur sagen: Lassen Sie sich auf das Buch ein, Sie werden Ihre helle Freude damit haben!
Romain Gary
Frühes Versprechen
Aus dem Französischen von Giò Waeckerlin Induni
Mit einem Nachwort von Sven Crefeld
Originaltitel: La promesse de l`aube
SchirmerGraf Verlag, erschienen: 2008
Leinen mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 416 Seiten
ISBN: 978-3-86555-049-1
22,80 Euro
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