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Beitrag vom 13.05.2010
Jessica Gruner und Rob Reger - Emily the Strange - Die verschwundenen Tage
Jana Muschick
Emily hat alles vergessen und weiß nicht, wer sie ist. Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit schreibt sie ihr witziges Tagebuch und lässt die LeserInnen so an ihren strangen Erlebnissen teilhaben
Comicstrip in Romanform
Nach zahlreichen Comics erschien nun Emilys erster Roman mit dem Titel "Die verschwundenen Tage". Doch wie seine Protagonistin, so ist auch das Buch keineswegs so gewöhnlich wie andere Bücher. Mit zahlreichen Illustrationen, verschiedenen Textformen in Dialog, Tagebuchnotiz und chronologischen Aufzählungen sowie einem Farbenspiel aus rot und weiß erscheint Emily in gewohnt schräg-morbider Manier.
Totale Amnesie
Etwas Merkwürdiges ist passiert: Emily erwacht eines Tages auf einer Parkbank und kann sich an nichts erinnern: nicht an ihren Namen, nicht daran, wie sie in diese Stadt gekommen ist und schon gar nicht, wie sie eigentlich ihre Erinnerungen verloren hat.
Das Örtchen Blackrock wird bei ihrer Suche zu ihrem neuen Zuhause. Sie schläft in einer Kühlschrankschachtel, schlägt sich mit Putzarbeiten im Café Dungeons durch und scheint niemanden zu haben, der sie kennt oder ihr helfen könnte. Ihre Liebe zu schwarzen Katzen und ihre Affinität zu allem schrägen Kram hat sie aber nicht vergessen! Darüber hinaus zeigen die Notizen in ihrem Tagebuch stets etwas Langeweile, da Emily so richtig aufregende Sachen nur in ihren Träumen zu erleben scheint.
Die Suche nach dem Mädchen hinter dem Vergessen wird zu einer witzigen Ermittlung á la Emily. Detailliert schildert sie in ihrem Tagebuch alle Ereignisse, merkwürdige Träume und zwiespältige Begegnungen mit den BewohnerInnen des Ortes. Als man sie auch noch in eine Schule schicken will, nimmt Emily Reißaus, landet aber schnell wieder in Blackrock, da diese verschlafene Stadt der einzige Ort ist, an den sie wenigstens ein paar Erinnerungen hat.
Skurrile Erkenntnisse
Bei ihren Nachforschungen entdeckt Emily auf einem Dachboden ein altes Fotoalbum mit Bildern der Stadtgründerin von Blackrock, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Doch kann es sein, dass sie die Gründerin einer Stadt ist, die vom Wüstensand komplett beige eingefärbt ist, obwohl sie eigentlich schwarz am liebsten mag? Wird sie ihr Gedächtnis wiederfinden?
Emily the Strange ist für ihre verrückten Tagträume, ihre ständige Lethargie, aber auch ihren unberechenbaren Zynismus bekannt, den sie an all den Leuten auslässt, die ihr in irgendeiner Weise merkwürdig vorkommen. Dabei erstaunt es Emily-KennerInnen keineswegs, dass es stets die Anderen sind, die "strange" daherkommen und nicht das kleine Goth-Punk-Girl.
AVIVA-Tipp: Durch die vielfältigen comicartigen Zeichnungen, die Emilys Vorlieben für Katzen und Steinschleudern illustrieren, besitzt der Roman das gleiche Erscheinungsbild wie die der Comics. Zwar tritt die "typische" Emily etwas zurück, doch ihr Wesen wird durch ihren Blick auf die Welt schnell wieder zum Vorschein gebracht. Mit ihrem Zynismus erfreut Emily das Herz jeder Nihilistin ohne dabei ganz die Freude am Leben zu verlieren.
Jessica Gruner und Rob Reger
Emily the Strange
Die verschwundenen Tage
Originaltitel: Emily the Strange: The lost Days
Aus dem Amerikanischen von Gudrun Likar
Verlag Lappan Achterbahn, erschienen September 2009
Gebunden, 266 Seiten
ISBN 978-3-89982-307-3
9,95 Euro
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