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Beitrag vom 30.11.2009
Eva Menasse - Lässliche Todsünden
»Nana« Nicole Wenger
Habgier, Neid, Hochmut und Wollust. Das sind schon einmal vier der sieben Todsünden, wie wir sie zumindest aus den (alten) heiligen Schriften kennen. Aber handelt es sich bei ihnen auch heute...
... noch um wirklich verpönte und verachtenswerte Charaktereigenschaften, denen wir auch im 21. Jahrhundert noch (traditionelle) Moralvorstellungen und "Werte" entgegen stellen wollen und können?
Oder leben wir nicht vielmehr in einer "modernen" Gesellschaft, die von einer "Geiz-ist-geil"-Haltung und der Jagd nach dem "Must-have" der Saison geprägt wird? Fördern wir nicht möglicherweise mit Abwrack-Prämie und omni-präsenten Casting-Shows "Habgier", "Neid" und "Hochmut"?
Nun, diese Fragen mögen zunächst ein wenig philosophisch und "abgehoben" klingen. Denn schließlich gilt es vielleicht erst einmal, die allgemein bekannten "Todsünden" auf ihren Inhalt und Auftreten zu überprüfen.
Genau das hat Eva Menasse in ihrem neuen Buch getan. Und sind wir einmal ganz ehrlich, Liebe, Hass und Missgunst sind doch genau genommen immer noch die großen ProtagonistInnen der Literatur, der Musik und der "Seifen-Opern" unseres Alltags. Schließlich ist der/die beste FreundIn des Menschen – meist er oder sie selbst und vor allem das eigene Ego (und sein -ismus).
So erzählt uns Eva Menasse in sieben sehr klugen, tragik-komischen wie poetischen Geschichten mit viel Ironie und Humor von den Sünden-Fallen des Lebens: Die verletzten Gefühle eines geschiedenen Ehepaares verhindern auch noch beim Begräbnis des gemeinsamen Kindes eine kurzweilige Waffenruhe. Familiendramen gären in der Urlaubsidylle und Lebenslügen in den unterschiedlichsten Lebenslagen lähmen ihre BesitzerInnen und führen zur Starre und Kälte.
Sie fühlen sich jetzt nicht angesprochen? – Keine Sorge, bei diesem Buch ist (Selbst-) Erkenntnis garantiert!
Zur Autorin: Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, begann als Journalistin bei Profil in Wien. Sie wurde Redakteurin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, begleitete den Prozess um den Holocaust-Leugner David Irving in London und arbeitete nach einem Aufenthalt in Prag als Kulturkorrespondentin in Wien. Sie lebt seit 2003 in Berlin. (Presse- Informationen)
Weitere Informationen im Netz unter:
www.kiwi-verlag.de
AVIVA-Tipp: Oft lassen sie sich doch nicht vermeiden, die kleinen und großen Sünden des Lebens. Manche sind so weit verbreitet, dass sie sich als "Todsünden" gar nicht so leicht identifizieren lassen. Denn oft sind sie allzu menschlich, wie Eva Menasse mit scharfer Beobachtungsgabe in ihren kleinen und großartigen Geschichten mit poetischer Raffinesse illustriert. Und da die "Tugend" dem "Laster" manchmal näher, als dem Menschen lieb ist ... verzichtet die Autorin auch ganz auf den erhobenen Zeigfinger. Ein sündig-gutes Buch!
Eva Menasse
Lässliche Todsünden
Kiepenheuer & Witsch, erschienen August 2009
Gebundene Ausgabe: 252 Seiten
ISBN: 978-3-462-041279
18,95 Euro
Weiterlesen: "Vienna" und "Der Holocaust vor Gericht" von Eva Menasse.