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Beitrag vom 09.02.2010
Lisa Hoffman - Fräulein Hoffmans Erzählungen
Daniela Besser
Die heute 90-jährige Lisa Hoffman erzählt die Geschichte ihres tragischen und turbulenten Lebens. Als Jüdin aus Deutschland geflüchtet, als Frau die ewige Geliebte, als Lebenskünstlerin begabt.
Lisa Hoffman, die als Liesel Hoffmann 1919 in Essen geboren wurde, ist groß, blond und blauäugig. Schon als Kind rühmen alle ihre Schönheit – mit ihren "langen, blonden Korkenzieherlocken und den tiefblauen Augen" sah sie wie ein kleiner Engel aus, wie "das Inbild des arischen Kindes". Liesel ist das erste Kind von Else und Otto Hoffmann und wächst in behüteten und wohlhabenden Verhältnissen auf. Die Familie, inzwischen ist das zweite Kind Hans-Erich geboren, ist gerade von München nach Frankfurt gezogen, die 1930er Jahre sind angebrochen und das Leben der Familie wird sich grundlegend ändern, denn Familie Hoffmann ist jüdisch.
Der Vater hofft, das aufkommende Nazi-Unheil durch Ignorieren von der Familie fernhalten zu können. Die Mutter ist realistischer, sie will Deutschland verlassen. Liesel ist fünfzehn, als sie von der Schule ausgeschlossen wird. Das väterliche Geschäft wird von den Nazis enteignet, nach und nach ist die Familie von immer mehr Demütigungen und Einschränkungen betroffen. Die Mutter denkt voraus, lässt Liesel und andere jüdische Frauen in Haushaltsführung unterrichten, damit sie bei einer Auswanderung für ihren Lebensunterhalt sorgen können. Als sie sechzehn ist, bekommt Liesel – vermittelt durch die Mutter – einen Job als Assistentin bei ihrem Hausarzt. Eine weitere Qualifikation, die ihr in ihrem späteren Leben sehr hilfreich sein wird.
Doch schon damals macht sie Erfahrungen mit dem Arzt als Mann. Einem verheirateten Mann, der sich körperlich zu ihr hingezogen fühlt. Dieses Muster – älterer, verheirateter Mann – wird sich schließlich durch ihr Leben ziehen, neben vielen anderen aufregenden Affären. Dabei gab es eigentlich nur einen Mann, Fred, die Liebe ihres Lebens. Er ist es auch, der sie aus Liebe nach Amerika schickt, weil sie nur dort eine Zukunft haben wird.
Zur Autorin: Lisa Hoffman wird am 19. Mai 1919 in Essen in eine gutbürgerliche jüdische Familie geboren. Wohlbehütet wächst sie in München auf, als sie zehn Jahre alt ist, übersiedelt die Familie nach Frankfurt. Den wachsenden Antisemitismus bekommt auch die Familie Hoffmann zu spüren, Lisa gelingt kurz vor Kriegsbeginn die Flucht nach Großbritannien. Dort arbeitet sie als Haushälterin und Köchin, und erlebt Schrecken und Elend während der Bombenangriffe auf London. 1946 wandert sie nach New York aus, wo sie zunächst als Zahnarzthelferin arbeitet und sich später zur Masseuse weiterqualifiziert. Schließlich wird sie Journalistin, schreibt für europäische und amerikanische Zeitungen und Zeitschriften. Sie betätigt sich als Autorin eigener Bücher, aber auch als PR-Agentin für andere AutorInnen. Sie trifft Prominente und interviewt Stars und Sternchen – und schreibt auch mit 90 Jahren immer noch gern ihre Kolumnen.
AVIVA-Tipp: Die Schilderungen von Lisa Hoffman sind so gehaltvoll und lebensweise, dass frau viel über das Leben und die Menschen aus ihnen lernen kann. Trotz der Tragik und Enttäuschungen in ihrem Leben ist der Ton von Hoffman nie bitter-anklagend, sondern voller Scharfblick und Ironie. Die Ehrlichkeit – mit sich und anderen – macht ihren Stil authentisch. Die Lebensgeschichte dieser unbeirrt mutigen und kraftvollen Frau sollte vor allem Frau, aber auch Mann gelesen haben.
Lisa Hoffman
Fräulein Hoffmans Erzählungen
Collection Rolf Heyne, erschienen Oktober 2009
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 304 Seiten, 72 Abbildungen
ISBN: 978-3-89910-440-0
19,90 Euro
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