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Beitrag vom 20.12.2009
Luise Berg-Ehlers - Das Glück des Schreibens
Jana Muschick
In der Anthologie werden u.a. die englischen Schriftstellerinnen Jane Austen, Virginia Woolf, Agatha Christie, J.K. Rowling und ihre Schreiborte präsentiert. Berg-Ehlers Buch gibt einen Einblick...
... in Arbeit, Wohnen und Leben der Schreiberinnen.
Schwieriges Schriftstellerinnenleben
In ihrem Vorwort erläutert die Autorin Luise Berg-Ehlers, dass Frauen seit dem 18. Jahrhundert vermehrt zu schreiben begannen. Doch obwohl sich einige der Schriftstellerei widmeten, blieb es für die meisten ein unerreichbarer Traum, einmal die eigenen Worte gedruckt sehen zu können.
Spätestens ab dem 19. Jahrhundert waren schreibende Frauen jedoch aus den Bestsellerlisten nicht mehr weg zu denken. Dennoch blieb es schwierig für Frauen, sich über die gesellschaftlichen Normen hinweg zu setzen. Die ihnen zugeteilte Rolle war auf die Familie und den Haushalt reduziert, was es ihnen fast unmöglich machte, einer schreibenden Tätigkeit nachzugehen. Vor allem Klischees wie der "Engel im Haus", machten es den Frauen schwer, aus der ihnen auferlegten Rolle auszubrechen. Virginia Woolf formulierte dagegen konsequent: "Den Engel im Haus zu töten gehöre zum Geschäft der Autorin." nach "Das Glück des Schreibens", S. 9)
Romantische Klassikerin
Über die Schriftstellerin Jane Austen wird berichtet, dass sie schon als junges Mädchen vom Land in die Stadt Bath umsiedeln musste, weil ihr Vater dort Arbeit gefunden hatte. Briefe aus dieser Zeit sind kaum überliefert. Später zog es Jane und ihre Schwester Cassandra zurück aufs Land. Austens Eltern hatten sieben Kinder, die ernährt werden mussten. Austens Vater war Reverend und unterrichtete Kinder, um selbst überleben zu können. Das Talent seiner Tochter Jane fiel ihm schnell auf und er ermunterte sie zum Schreiben. Die abendlichen Lesestunden im Kreise der Familie trugen wesentlich dazu bei, dass sie Romane wie "Stolz und Vorurteil" ("Pride and Prejudice", 1813) überhaupt schreiben konnte. Noch am Sterbebett soll Jane Austen ihrer Schwester diktiert haben – ein Leben ohne ´engelhafte Weiblichkeit im Haushalt´, aber mit der Passion zum Schreiben.
Moderne Avantgardistin
Im Gegensatz zur Romantikerin Jane Austen führte Virginia Woolf den Roman hinüber in die Moderne. Während Austen im Süden Englands lebte – in Hampshire und Winchester – bewohnte Woolf anfangs das lebendige London, um 1911 in das ruhigere Lewes bei Sussex zu ziehen. Ihr Häuschen nannte sie – an die Kindheit erinnernd - Little Talland House. Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte sich die inzwischen verheiratete Woolf mit ihrem Mann ein Cottage in Rodmell, nahe Sussex. Schon 1917 gründeten Virginia und Leonard Woolf die "Hogarth Press" – einen auf moderne Literatur in Großbritannien, den USA und Russland spezialisierten Verlag. Erst 1929 veröffentlichte Virginia Woolf den Essay "Ein eigenes Zimmer" ("A Room of One´s Own"), in dem sie die Rolle der Frau der vergangenen Jahrhunderte beleuchtete und scharf umriss, mit welchen Problemen weibliche Autorinnen zu kämpfen hatten, damit sie sich überhaupt als Schriftstellerinnen durchsetzen konnten.
Am wichtigsten sei für Frauen, so Virginia Woolf, Privatsphäre und finanzielle Unabhängigkeit. Fast alle Frauen waren aus den Bereichen des ´öffentlich-männlichen´ Lebens ausgeschlossen und der Zutritt zu Universitäten konnte für sie nur langsam erlangt werden. Deshalb ist Woolfs "Ein Zimmer für sich allein" nicht nur prägnant für das Wirken von Schriftstellerinnen, sondern markiert gleichzeitig die Intention von Luise Berg-Ehlers Anthologie – nämlich den Schreibraum von Frauen zu achten, zu respektieren und Störungen jeder Art zu vermeiden.
Neben Klassikerinnen wie Jane Austen, Virginia Woolf und den Schwestern Brontë führt Berg-Ehlers auch in die Schreibwelten von Iris Murdoch, Rosamunde Pilcher, Agatha Christie und J. K. Rowling ein. Je weiter die Kapitel voran schreiten, desto kürzer werden die Ausführungen über die Autorinnen und ihre Lebensorte. Es erscheint verwirrend, dass sich diese Veröffentlichung englischen Schriftstellerinnen und ihren Lebensorten widmen will, dabei aber eher eine Aneinanderreihung von Biographien ist.
Zur Autorin: Luise Berg-Ehlers studierte Germanistik, Theologie, Theaterwissenschaft und Publizistik in Hamburg und Bochum und promovierte mit einer Arbeit über Theodor Fontane und die Literaturkritik. Sie hat als Autorin und Herausgeberin zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter "Eine kulinarische Reise mit Theodor Fontane" (1998) und "England und die Detektive" (Nicolai Verlag) - die letzten beiden zusammen mit Jutta Schreiber. (Quelle: Nicolaische Verlagsbuchhandlung)
AVIVA-Fazit: Dass das Schreiben im Leben von Autorinnen eine zentrale Rolle einnimmt, ist klar. Doch in welchen Räumen sie schrieben, wann es ihnen unmöglich war zu schreiben und wann nicht – all diese Dinge in Verbindung mit den Lebensorten der Schriftstellerinnen sind in "Das Glück des Schreibens" zu kurz gekommen. Die Orte der Schriftstellerinnen scheinen eher sekundär. Im Vordergrund stehen leider nur die Biographien von Autorinnen, die auch aus jedem erweiterten Lexikon hätten entnommen werden können.
Luise Berg-Ehlers
Das Glück des Schreibens
Nicolaische Verlagsbuchhandlung, erschienen August 2009
Gebunden, 183 Seiten
ISBN-13: 978-3-89479-292-3
24,95 Euro