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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 23.09.2009


Romain Gary - Das Gewitter
Daniela Besser

Die Sammlung von Erzählungen aus den Jahren 1935 bis 1970, die Romain Gary teils auf französisch, teils auf englisch schrieb, bieten einen Einstieg in das facettenreiche Oeuvre des Schriftstellers




Der Band enthält sieben Erzählungen: "Außer Atem", "Das Gewitter", "Menschliche Geographie", "Zehn Jahre danach oder Die älteste Geschichte der Welt", Sergeant Gnama", "Eine kleine Frau" und "Der Grieche". Gary verhandelt in ihnen mehrere Themen: Von Gesellschaftskritik, aber auch eigene Kriegserfahrungen als Pilot, über Liebe und Tod sowie deren Verwicklungen, bis zu Fragen von Identität und Flucht entfaltet Gary seine Erzählkunst.

An dieser Stelle weisen wir auf eine philosophische Kostprobe aus der Erzählung "Der Grieche", die wie folgt beginnt, hin: Er hielt sich nie länger als einen oder zwei Monate auf einer Insel auf, gerade lange genug, um sich mit der Gegend vertraut zu machen, ohne den Leuten am Ort die Zeit zu lassen, ihn allzugut kennenzulernen. Jedesmal, wenn ihn einer fragte: "Wovon lebst du eigentlich, Kleiner?", wußte er, daß es Zeit war, schleunigst zu verschwinden. Eine merkwürdige Frage übrigens, wovon lebst du eigentlich. Haben Sie die schon mal gestellt bekommen? Sie gibt einem wirklich das Gefühl, daß es nicht genügt zu leben, ja sie versetzt das Leben gewissermaßen in eine Minderheit, verdrängt es auf den zweiten Platz, als würde es nicht genügen, am Leben zu sein, als müßte man auch noch dafür bezahlen.

Zum Autor: Romain Gary wurde am 8. Mai 1914 in Wilna (Litauen) als Roman Kacew/Kassew geboren. Seine Mutter Nina entstammte einer Familie russisch-jüdischer Uhrmacher aus Kursk. 1926 siedelte die Mutter mit ihrem Sohn nach Warschau über, zwei Jahre später nach Nizza. Romain Gary studierte Jura in Aix-en-Provence und Paris. 1935 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. Gary war seit 1938 als Pilot bei der Luftwaffe, 1940 floh er nach London und trat dort in die Luftstreitkräfte des Freien Frankreichs ein. 1945 veröffentlichte er seinen ersten Roman und davor schon einige der im Band "Das Gewitter" enthaltenen Kurzgeschichten und erhielt den Prix des Critiques. Im selben Jahr trat er in den diplomatischen Dienst ein und heiratete die britische Schriftstellerin Lesley Blanch. Beruflich verschlug es ihn in den folgenden Jahren nach Sofia, Paris, Bern, New York, Los Angeles und La Paz. 1956 wurde er für seinen Roman "Les Racines du ciel" ("Die Wurzeln des Himmels") mit dem renommierten französischen Literaturpreis Prix Goncourt ausgezeichnet. 1959 begegnete Romain Gary der amerikanischen Schauspielerin Jean Seberg. Die Hochzeit folgte 1962 und ein Jahr später wurde ihr gemeinsamer Sohn Alexandre Diego Gary geboren. 1970 ließen sie sich wieder scheiden. Im Jahr 1975 erhielt Gary zum zweiten Mal den Prix Goncourt, diesmal unter dem Pseudonym "Emile Ajar". Am 2. Dezember 1980 beging Romain Gary Selbstmord in Paris.

AVIVA-Tipp: Romain Gary versteht es einfach unheimlich gut, Geschichten zu erzählen. Spannend und fantasievoll – Gary überrascht einen jedes Mal aufs Neue. Jede Erzählung von Romain Gary ist eine Welt für sich und es wäre vermessen, der jeweiligen Stimmung in wenigen Worten gerecht zu werden, weshalb Ihnen hiermit die eigene Lektüre wärmstens empfohlen wird.

Romain Gary
Das Gewitter

Aus dem Französischen und Englischen von Carina von Enzenberg und Giò Waeckerlin Induni
Originaltitel: L`Orage
SchirmerGraf Verlag, erschienen: 2006
Gebundene Ausgabe, 208 Seiten
ISBN: 978-3-86555-034-7
17,80 Euro

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Beitrag vom 23.09.2009

AVIVA-Redaktion