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Beitrag vom 02.09.2009
Sylvia Plath - Die Glasglocke
Stefanie Denkert
Im Suhrkamp Verlag, der den Klassiker von 1963 erstmals auf Deutsch veröffentlichte, ist eine minimalistisch designte Neuauflage des einzigen Romans der amerikanischen Lyrikerin erschienen.
Als die erst 30-jährige Sylvia Plath sich 1963 das Leben nahm, war ihr erster und einziger Roman gerade mal seit vier Wochen auf dem Markt. Da sie sich als Lyrikerin bereits einen Namen gemacht hatte und weil die Geschichte von Esther in "Die Glasglocke" (engl. "The Bell Jar") eindeutig biographische Züge enthielt, benutzte Plath bei der Veröffentlichung das Pseudonym "Victoria Lucas".
Erst 1971 erschien "Die Glasglocke" in den USA und avancierte dort zum Bestseller – und zu einem Standardwerk der Neuen Frauenbewegung. Die meisten ihrer Werke erschienen übrigens erst nach ihrem Tod, so wurde auch Plaths lyrisches Gesamtwerk ("The Collected Poems") erst 1982 veröffentlicht und postum mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Sylvia Plath, Tochter eines deutschstämmigen Biologieprofessors und der aus Österreich abstammenden Lehrerin Aurelia Schober, kommt am 27. Oktober 1932 bei Boston, Massachusetts zur Welt. Bereits als 8-Jährige beginnt sie Gedichte zu schreiben und veröffentlicht als Jugendliche erste Werke in einer Schülerzeitung. Dank eines Begabtenstipendiums von der Romanautorin Olive Higgins Prouty kann Sylvia Plath 1950 ein Studium am Smith College in Massachusetts aufnehmen.
Mit 20 gewinnt sie mit der Kurzgeschichte ´Sonntag bei den Mintons´ einen Schreibwettbewerb von "Mademoiselle" und kann 1953 in New York zusammen mit anderen Studentinnen an der Augustausgabe der Modezeitschrift mitarbeiten. Von ihrem einmonatigen Aufenthalt im Big Apple kehrt Plath jedoch stark depressiv zurück und begibt sich daheim in eine erfolglose Elektroschock-Therapie. Am 24. August 1953 überlebt sie ihren ersten Suizidversuch mit Schlaftabletten und verbringt die nächsten Monate in der Psychiatrie.
Esther als Alter Ego
Diese Erlebnisse, angefangen bei den deutschsprachigen Wurzeln und dem Tod des Vaters, als Sylvia noch ein Kind ist, bis hin zu dem Aufenthalt in New York und den Depressionen sowie der danach folgenden Therapie, finden sich auch in der Geschichte von Esther, Protagonistin und Ich-Erzählerin, die sich buchstäblich wie gefangen unter einer "Glasglocke" fühlt, wieder.
So wie Esther hat Sylvia Plath zunächst Hoffnung, dass ihr Leben eine gute Wende nimmt: trotz über einjähriger psychiatrischer Behandlung kann sie 1955 ihr Studium abschließen und erhält ein Stipendium an einem College der Universität Cambridge in England. Ein Jahr später verliebt sie sich in den Schriftsteller Ted Hughes und heiratet ihn nach nur einigen wenigen Monaten.
Von 1957 bis 1959 arbeiteten beide in den USA, wo Plath sich erneut in psychiatrische Behandlung begeben muss. 1960, zurück in London, kommt ihre Tochter zur Welt. Im selben Jahr erscheint Plaths Gedichtsammlung ´The Colossus And Other Poems´ in Europa. 1962 erfolgt die Geburt ihres Sohns, dennoch trennt sich das Paar im Herbst desselben Jahres. Am 11. Februar 1963, begeht Plath Selbstmord, indem sie in der Küche Schlafmittel schluckt, den Gashahn aufdreht und den Kopf in den Backofen legt.
AVIVA-Tipp: Sylvia Plaths "Die Glasglocke" ist zu Recht von der Frauenbewegung als wichtiges feministisches Werk gefeiert worden, das wegen seiner Universalität und Zeitlosigkeit auch in nicht-frauenbewegten Kreisen als ein "Jahrhundertbuch" bezeichnet wurde. Ab der ersten Seite werden die LeserInnen in den Bann von Plaths Sprachgewandtheit, sowie von dem schwarzem Humor und den spannenden Erlebnissen der Protagonistin Esther in New York, gezogen – und können das Buch erst nach der letzten Seite wieder aus der Hand legen.
Sylvia Plath
Die Glasglocke
Aus dem Englischen von Reinhard Kaiser
Suhrkamp Verlag, erschienen im März 2009
Gebunden (Halbleinen), 261 Seiten
ISBN: 978-3-518-46060-3
10 Euro
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