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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 20.03.2009


Oliver Polak - Ich darf das, ich bin Jude
Iella Peter

Mit seinem selbstironischen Erstlingswerk tritt Oliver Polak dem Einen oder Anderen kräftig auf die Füße und macht auch sonst vor keinem jüdisch-deutschen, jüdisch-christlichen ... Tabu halt.




Hält man das Buch in den Händen, könnte man fälschlicherweise davon ausgehen eine ganz normale Autobiographie eines jungen, jüdischen Mannes aus dem Städtchen Papenburg im Emsland vor sich zu haben. Vielleicht kurz durch den Titel irritiert und doch nicht annähernd vorbereitet auf das, was einen tatsächlich erwartet: "Ich bin Oliver Polak... und ich bin Jude. Sie müssen trotzdem nur amüsiert sein, wenn es Ihnen wirklich gefällt."

Als Oliver Polak zum ersten Mal das Wort "Juden-Deportation" hört, fallen ihm spontan die wöchentlichen Autofahrten, gefangen in der elterlichen S-Klasse, zur Osnabrücker Synagoge ein. Die oder der politisch korrekte LeserIn stellt sich jetzt natürlich die Frage: Selbstironisch über das eigene jüdische Leben zu schreiben ist das Eine, aber den Holocaust gleich mit durch den Kakao ziehen? Polak gelingt es mit seinem Buch, wahrscheinlich jedem, ob jüdisch oder nicht, einen Aufschrei der Empörung schon ab der ersten Seite zu entlocken. Um die von allen Seiten lang gepflegten Tabus schert er sich nicht. Er beschreibt sein Leben und dabei ist ihm nichts Komisches fremd. Auch die großen Tücken des Alltags mit der typisch jüdischen Mutter werden vorzüglich zu Papier gebracht. Trägt man den roten Pullover fragt die Mutter direkt, ob der grüne nicht gefällt. Polak bringt es auf den Punkt "Bindung durch Schuldbewusstsein" und jede/r, der ebenfalls solch ein Exemplar Mutter sein Eigen nennt, wird ihn im Stillen für diese endlich ausgesprochene Wahrheit umarmen wollen.

Das Alltägliche ist in seinem Buch Thema. Von der Schulzeit als einziger Jude weit und breit im niedersächsischen Nichts über seine drei Jahre auf einem orthodoxen englischen College und der Entdeckung einer neuen Spezies: Dem jüdischen Mädchen! Oliver Polaks Geschichte endet vorerst mit seinem jetzigen Leben als Comedian in Berlin.

Zu den Autoren: Oliver Polak, geboren in Papenburg im Emsland, war Moderator (VIVA, RTL), Schauspieler (u.a. Bernds Hexe, Zack) und Schlagzeuger der Band Sternzeit. Er lebt als Stand-up-Comedian in Berlin. Weitere Infos und Kontakt: oliverpolak.com

Jens Oliver Haas, geboren in Frankfurt am Main, arbeitet als Drehbuch-, Fernseh- und Buchautor. Er schrieb u.a. für RTL Samstag Nacht, den Deutschen Comedypreis, Let´s Dance und Ich bin ein Star, holt mich hier raus. Von ihm erschien "101 Gründe, ohne Frauen zu leben". Jens Oliver Haas lebt bei München.

AVIVA-Tipp: "Ich darf das, ich bin Jude" ist eine wunderbare Sammlung aus den, wohlgemerkt ziemlich vielen, Highlights des dreißigjährigen Lebens des Autors. So etwas gelingt oft genug nicht, Oliver Polak ist es gelungen. Sein Buch wird jede/n köstlich unterhalten, der sich auf seinen beißenden Humor einlässt und sich über Sätze wie "Ich vergesse die Sache mit dem Holocaust – und Sie verzeihen uns Michel Friedman" amüsieren wird.


Oliver Polak, Jens Oliver Haas
Ich darf das, ich bin Jude

ISBN: 978-3-462-04050-0
Kiepenheuer & Witsch, erschienen 22. September 2008
192 Seiten, Taschenbuch
KiWi 1070
Euro 8,95



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Beitrag vom 20.03.2009

AVIVA-Redaktion