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Beitrag vom 14.03.2009
Rebecca Niazi-Shahabi - Leichte Liebe
Sharon Adler
Yael, Mitte dreißig, Werbetexterin und Single, lebt in Berlin. Als ihr Vater spurlos verschwindet, begibt sie sich auf die Suche und findet auf ihrer Reise ihre Familie in Israel und ihre Wurzeln.
Familie, die Mischpoche, hat einen hohen, beinahe überdimensionalen Stellenwert in jüdischen Zusammenhängen. Nicht-lineare Lebensläufe macht sie aus, weit verzweigte Verwandtschaftsverhältnisse, nicht enden wollende Besitzansprüche und neben allem Chaos die Garantie, dass alle sich aufeinander verlassen können. Immer und zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Was aber, wenn sich einer entzieht, abwesend ist und egoistisch?
Viel ist es auf den ersten Blick nicht, was Tochter und Vater miteinander verbindet. Der unstete Antoine Hasidim ist nie sesshaft geworden, einer Seifenblase ähnlich nicht greifbar und doch übt er auf seine Umgebung eine beinah überirdische Anziehungskraft aus.
Eben diese Anziehungskraft ist es, die ihm immer wieder aus den absurdesten Situationen heraus hilft. Und in diese gerät er unweigerlich in regelmäßigen Abständen, denn nicht nur seine Abenteuer bringen ihn in Schwierigkeiten, es sind vor allem die krummen Geschäfte des Kleinganoven, der noch nie längere Zeit gearbeitet hat.
Der Bonvivant war nie in der Lage, Verantwortung zu übernehmen, er liebt nur sich selbst, die Frauen, Musik und gutes Essen.
Seine Tochter, die Mitte dreißigjährige Yael ist Single und lebt in Berlin. Als freiberufliche Werbetexterin hangelt sie sich von einer Deadline zur nächsten, immer auf der Jagd nach dem nächsten Auftrag, der dann doch wieder nur die Strom- und Telefonrechnung bezahlt.
Als der Vater wieder einmal spurlos verschwunden ist, glaubt seine Tochter Yael diesmal nicht an eines seiner unzähligen Abenteuer, in die der Vater verstrickt ist, vielmehr macht sie sich große Sorgen und begibt sich auf die Suche nach ihm. Doch Yael und die Lebensgefährtin des Vaters sind nicht die einzigen, die den Umtriebigen ausfindig machen wollen. Auch die Polizei fahndet nach ihm, denn nun wird er des Mordes an einer seiner Geliebten beschuldigt.
"Leichte Liebe" von Rebecca Niazi-Shahabi zieht von der ersten Seite an in seinen Bann und gemeinsam mit der Autorin begibt sich die Leserin auf die Suche nach dem Sinn ebendieser. Yael recherchiert das Leben des Vaters, um die blinden Flecke mit Leben zu füllen und findet auf ihrer Reise ihre Familie in Israel, ihre Wurzeln.
Hier schließlich befreit sie sich von dem charismatischen Übervater und kann so die Chance der Loslösung auf ein eigenes Leben nutzen.
Zur Autorin: Rebecca Niazi-Shahabi, geboren 1970 in Bremen, kommt aus einer deutsch-iranisch-israelischen Familie. Sie lebt als freie Autorin in Berlin und arbeitet als Texterin für verschiedene Werbeagenturen. Weitere Infos und Kontakt: www.rebecca-niazi.de
AVIVA-Tipp: "Leichte Liebe" von Rebecca Niazi-Shahabi fesselt durch sein rasantes Tempo, die scharfsinnigen Beobachtungen, und die sprachlich brillante Kombination aus konstatierender Nüchternheit und emotionaler Tiefe.
Elegant verarbeitet und verknüpft die Autorin Einblicke in knallharte Werbewelten, verloren geglaubte Märchen und die Suche nach den eigenen Wurzeln.
Rebecca Niazi-Shahabi
Leichte Liebe
rowohlt Berlin, erschienen März 2009
Hardcover, 256 Seiten
17,90 Euro
ISBN 978-3-87134-621-7