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Beitrag vom 22.10.2008
Yael Hedaya - Eden
Anna-Lena Berscheid
Ein fesselnder Roman über einen kleinen Ort in Israel, in dem neben der alles beherrschenden Angst vor Terror und Krieg scheinbar alltägliche Probleme das Leben der BewohnerInnen bestimmen.
Eden ist ein Moschaw, eine Art ländliche Siedlung, ganz in der Nähe der Großstadt Tel Aviv. Wo früher die Menschen in ihren kleinen Höfen selbst Obst und Gemüse anbauten und Kleinvieh züchteten, wohnen nun junge Familien, die aus der Stadt flohen, um ihre Kinder in der sicheren Provinz aufwachsen zu sehen. Dadurch hat sich die einst freundschaftliche Nachbarschaft entfremdet – und Eden ist weit davon entfernt, ein idyllisches Paradies für seine EinwohnerInnen zu sein.
Yael Hedaya hat ihren Roman episodisch angelegt und erzählt ihre Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven ihrer einzelnen ProtagonistInnen: Dafna und Eli sind ein Paar, das unterschiedlicher nicht sein kann. Während Dafna sich als Sprecherin einer Friedensbewegung um die Annäherung von Israelis und PalästinenserInnen bemüht, ist ihr Ehemann Eli ein arbeitstüchtiger Rechtsanwalt in Tel Aviv. Seit acht Jahren versucht das Paar nun, ein Kind zu bekommen, doch keine Methode der künstlichen Befruchtung und keine chinesische Wundermedizin haben bisher zu einer Schwangerschaft geführt. Das nicht kommen wollende Baby, das die Beziehung von Dafna und Eli festigen sollte, sorgt für eine immer größer werdende Kluft zwischen den beiden. Eli beginnt schließlich eine Affäre, die ihn neben seiner Ehe auch seine Freiheit kosten könnte.
In unmittelbarer Nachbarschaft wohnt Alona, Lektorin und alleinstehende Mutter zweier Kleinkinder. Vom ständigen Stress um die Erziehung ihres Nachwuchses ist sie vollkommen ausgelaugt, zusätzlich macht ihr der exzentrische Autor Uri Bronstein zu schaffen. Ihr Noch-Ehemann Mark lebt mit seiner pubertierenden Tochter Ronny nur wenige hundert Meter von Alonas Haus entfernt – doch seine Hilfe lässt sie nur ungern zu. Obwohl die beiden seit zwei Jahren in Trennung leben, verbringen sie viel Zeit miteinander. Dass er für Alona noch tiefe Liebe empfindet, wird Mark schmerzlich bewusst. Doch eine Annäherung scheint unmöglich. Außerdem macht ihm die Umtriebigkeit der ältesten Tochter zu schaffen, die er verdächtigt, harte Drogen zu nehmen. Ronnys eigentliches Geheimnis bleibt dem Vater jedoch verborgen, was ihn zumindest nachts besser schlafen lässt.
Zur Autorin: Yael Hedaya wurde 1964 in Jerusalem geboren. Sie studierte Philosophie in Jerusalem, Englische Literatur und Kreatives Schreiben in New York. Yael Hedaya arbeitet als Journalistin und freie Schriftstellerin in der Nähe von Tel Aviv. Nach ihrem Debutroman "Liebe pur" war "Zusammenstöße" der zweite Roman der Autorin.
AVIVA-Tipp: Yael Hedaya vermag es, die Leserin für Stunden an ihren Roman zu fesseln. Ihr Erzählstil ist ungewöhnlich, der überwiegende Teil der Handlung wird in Rückblicken in den Gedanken der ProtagonistInnen dargestellt. Trotz der großen Zahl auftretender Charaktere gelingt es der Autorin, allen Figuren Leben einzuhauchen und eine Verbindung zur Leserin zu schaffen, alltägliche Sorgen und Ängste überträgt sie authentisch und einfühlsam. Trotz des enormen Umfangs des Buches kommt das Ende nahezu plötzlich – und frau bedauert es, nicht mehr über das Leben der Bewohnerinnen Edens zu erfahren.
Yael Hedaya
Eden
Diogenes Verlag, erschienen September 2008
Gebunden, 931 Seiten
ISBN: 978-3-257-06638-8
24,90 Euro