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Beitrag vom 20.11.2008
Die Peanuts - Werkausgabe 1959 und 1960
Henriette Jankow
Wer kennt sie nicht, Charlie Brown und seine FreundInnen? Sie sind der Mikrokosmos der amerikanischen Vorstadtgesellschaft. Seit 2006 erscheint bei Carlsen Comics die Werkausgabe der Peanuts...
...In diesem Jahr ist der fünfte schwarz-weiß Band der beliebten Comicserie erschienen. Er umfasst alle Tages- und Sonntagsstrips der Jahre 1959 und 1960.
Dieser Comic-Band erinnert an ferne Kindertage als man sich Sonntag morgens vor den Fernseher lümmelte und Snoopy, Charlie Brown, Lucy, Linus und Schroeder bei ihren täglichen Abenteuern zusah. Liest man ihre Geschichten 20 Jahre später durch die Brille einer mehr oder weniger Erwachsenen, so scheint es, als sei man erst jetzt für den subversiven Humor empfänglich, der in den Dialogen der Peanuts steckt. Hier eine kleine Kostprobe:
Snoopy bringt seine Bewunderung über Schneeflocken zu Ausdruck: "Da schweben Millionen von ihnen sanft zu Boden...und keine soll sein wie die andere! Nicht eine gleicht dem Rest...Die letzten unbändigen Individualisten!"
Die kleinen sympathischen Charaktere sind stets etwas altklug und nicht minder eigensinnig: Snoopy, der sprechende Hund, verbringt die Nächte lieber auf dem Dach seiner Hundehütte als im Schutz der vier Wände. Er tut dies, um einen freien Blick auf den Sternenhimmel zu haben, wenn er sich fragt, warum er eigentlich geboren wurde. Charlie Brown ist der unbeholfene Pechvogel, der so gern ein Held wäre und doch immer nur der Esel ist, wenn er als Baseballkapitän seine Mannschaft wieder nicht zum Sieg führt. Dann steht er an der Mauer und versinkt in Selbstmitleid, während die gewitzte und energische Lucy ihn maßregelt und ihm schonungslos seine Schwächen aufzählt. Lucy ist das vorlaute Alphaweibchen unter den kleinen Freunden. Insgeheim verliebt in den wortkargen kleinen Klaviervirtuosen und von Beethoven besessenen Schroeder, kann sie im Grunde nicht anders als die Welt zu retten, indem sie andere auf ihre Fehler hinweist. Ihr kleiner Bruder Linus zeigt sich davon wenig beeindruckt. Als der mit Abstand jüngste der Peanuts bietet ihm nicht allein seine Schmusedecke Schutz - nach der er zugegebener Maßen süchtig ist -, sondern auch seine Schlagfertigkeit:
Linus schwärmt von seiner Schmusedecke: "Mit dieser Decke fühle ich mich wie ein Bankier, der sein Geld gut angelegt weiß." Lucy: "Hast du gesehen, dass ich ein kleines Stück aus deiner Decke geschnitten habe, Linus? Meine Puppe brauchte unbedingt eine neue Bettdecke. Das ist doch kein Problem, oder?" Linus starrt auf seine kaputte Decke und brüllt seine Schwester an: "Jetzt ist ein großes Loch in meiner Finanzdecke!"
Dass die Peanuts zeitlos sind, wird durch ihr Dasein als Comic-Legende bezeugt.
Sie sind eine kleine Komödie, die sich auf kindliche Weise mit den Themen der Großen beschäftigt und damit auch vermag, Erwachsene zum Schmunzeln zu bringen. Dabei wird nicht selten eine ganze Gesellschaft aufs Korn genommen. Wenn Linus an den "großen Kürbis" schreibt, um ihm seine Wünsche zu Halloween kund zu tun, darf man das durchaus als augenzwinkernde Kritik der Festtagskommerzialisierung sehen: "Warum trommeln wir nicht alle zusammen und singen Kürbislieder?"
AVIVA-Tipp: Dieser Band ist ein Muss für alle Comic-Fans, FreundInnen des feinen Humors, große und kleine prinzipientreue AnhängerInnen der Peanuts und all diejenigen, die noch gar nicht wissen, worum es bei Charlie Brown und seiner Rasselbande geht. Kurzum, es ist für jede etwas dabei. Wer noch nicht angefangen hat, die Peanuts-Cartoons zu sammeln und ihnen einen Ehrenplatz im Bücherregal zu gewähren, der sei geraten, dies jetzt zu tun.
Diese Werkausgabe der Jahre 1959/60 ist bereits der fünfte Band. Ein sechster wird Anfang nächsten Jahres folgen.
Zum Autor: Charles M. Schulz, 1922 in Minneapolis geboren, wurde schon früh mit der Leidenschaft für Comics konfrontiert. Er erlernte das Zeichnen an der Art Instruction School. Nach einigen erfolglosen Jahren als Cartoonzeichner gelang ihm mit den "Li`l Folks", der Durchbruch. Er verkaufte einen Strip mit mehreren Bildern an das Zeitungssyndikat, welches die Comicreihe gegen den Willen des Autoren in "die Peanuts" umbenannte. Ab Mitte der 1960er Jahre war die kleine Rasselbande auch im Fernsehen zu sehen. Charles M. Schulz starb am 12. Februar 2000 an Krebs. Ein Tag darauf erschien sein letzter Comic-Strip.
Charles M. Schulz
Die Peanuts - Werkausgabe 1959/60
Carlsen Comics, erschienen September 2008
ab 8 Jahren
360 Seiten / Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-551-78815-3
29,90 Euro