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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 17.05.2024


Galka Scheyer und die Blaue Vier. Kandinsky, Feininger, Klee, Jawlensky. Ausstellung vom 23.2. bis 19.5.2024 im Städtischen Museum Braunschweig
AVIVA Redaktion

Die jüdische, Malerin, Kunsterzieherin, Kunstagentin und Sammlerin Galka (Emmy) Scheyer (1889–1945) war Gründerin der legendären Gruppe "Die Blaue Vier". Sie vermittelte in ihrer Wahlheimat Hollywood die Werke zahlreicher Avantgarde-Künstler*innen in namhafte Sammlungen und gehörte damit – neben Peggy Guggenheim und Hilla von Rebay - zu den bedeutenden Förderinnen moderner europäischer Kunst in den USA. Wärmstens ans Herz gelegt sei der im Hirmer Verlag erschienene aufwendig gestaltete Katalog.




Von Braunschweig nach Hollywood - die in Braunschweig geborene jüdische Kunstagentin Galka Scheyer (1889–1945) gilt als »Dynamo der Moderne« und bedeutende Förderin europäischer Kunst in den USA. Sie vermarktete und verkaufte die Werke der Künstler Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger und Alexej von Jawlensky, die 1924 unter dem von ihr maßgeblich gegründeten Label "Die Blaue Vier" zunehmend bekannt waren, an Hollywood-Prominente, vermittelte Arbeiten der "Blauen Vier" in Ausstellungen und bedeutende Sammlungen.

Ihr Haus in Hollywood-Hills fungierte als Epizentrum der Intellektuellen, der Liebhaber:innen und Kenner:innen von Kunst und Kultur, die Partys sollen legendär gewesen sein.
Um das Interesse für moderne Kunst beim jugendlichen Nachwuchs im eigentlich an Kunst eher marginal interessierten Amerika zu wecken, gab sie außerdem Kunstunterricht für Kinder und Jugendliche aller sozialen Schichten.
Die Schauspielerinnen Greta Garbo und Marlene Dietrich gehörten zu ihrem kunstinteressierten wie illustren Bekanntenkreis ebenso wie etwa der Komponist und Künstler John Cage.

Galka, (russisch für "Dohle"), so die Bedeutung des ihr von Alexey Jawlensky verliehenen Namens wegen ihrer schwarzen Haare und prägnanten Stimme, stammte aus einer jüdischen Familie aus dem industriellen Großbürgertum, die seit 1908 die erfolgreiche Konservenfabrik Maseberg betrieb. 1938 wurde die Familie von den Nazis gezwungen, die Fabrik (weit unter Wert) zu verkaufen. Die Eltern waren Leopold Scheyer (1852–1909) und Henriette Scheyer, geborene Katzenberger (1861–1942). Die Mutter beging Selbstmord, um der bevorstehenden Deportation in ein Konzentrationslager als letztem Ausweg zu entgehen. Galka und ihre Brüder hatten alles versucht, die Mutter zu retten, ins Ausland nachzuholen, was nicht gelang.

Das gehörte sicherlich zum Gepäck, das Galka Scheyer trotz ihrer Erfolge mit sich trug. Die trotz oder auch wegen all dieser Erfahrungen und auch Widerstände, trotz aller Herausforderungen als jüdische Emigrantin, trotz eines starken deutschen Akzents und als eine alleinstehende Frau beharrlich Pionierinnenarbeit für die Wahrnehmung moderner Kunst in den USA betrieb.

AVIVA-Tipp Galka (Emmy) Scheyer vereinigte vieles und war in Vielem die Erste. Sie war Künstlerin und Kunstagentin in einer Person, außerdem erfolgreiche Netzwerkerin, die wichtige Türen öffnete für viele, die in Europa keine Heimat mehr hatten. Der sorgsam wie aufwendig gestaltete, umfangreiche Katalog, wie auch die Ausstellung in Braunschweig zeichnen ihren künstlerischen und persönlichen Weg akribisch nach und machen so ihre Verdienste und ihr Wesen sichtbar. Denn während die Namen Kandinsky, Feininger, Jawlenksy und Klee wohl einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind, war der Name Galka Scheyer lange Zeit ein Geheimtipp.

Galka Scheyer und die Blaue Vier
Hg. Peter Joch, Bianca Strauß für das Städtische Museum Braunschweig
Beiträge von L. Berg, G Holzgang, B. Strauß, G. Williams, I. Wünsche
mit einem Essay in englischer Sprache
288 Seiten, 230 Farb-Abbildungen
23,5 × 28,5 cm, gebunden
ISBN: 978-3-7774-4332-4
Mehr Informationen: www.hirmerverlag.de


Ausstellung

Galka Scheyer und die Blaue Vier - Kandinsky, Feininger, Klee, Jawlensky

Kunstagentin, Emigrantin, Jüdin, "Tornado" – die Ausstellung "Galka Scheyer und die Blaue Vier" präsentiert das schillernde Leben der Kunstagentin Galka Scheyer (Braunschweig 1889 – 1945 Hollywood). Galka Scheyer gründete 1924 zusammen mit den Künstlern Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger und Alexej von Jawlensky die Gruppe Die Blaue Vier. Als Agentin vermittelte sie in ihrer Wahlheimat Hollywood Werke der hochkarätigen Künstler in namhafte Sammlungen wie die von Walter und Louise Arensberg oder Greta Garbo. Galka Scheyer gehörte zu den bedeutenden Förderinnen moderner europäischer Kunst in den USA.

Vorgestellt werden in der Ausstellung Scheyers Lebensstationen von Braunschweig bis Hollywood und bahnbrechende Kunstwerke der Blauen Vier in erzählerischen Themeninseln – von Beschwingt bis Testbild. Auch ein umfangreiches Rahmenprogramm wird angeboten.
Anlass für die Ausstellung im Städtischen Museum Braunschweig ist u.a. das 100-jährige Jubiläum der Künstlergruppe im Jahr 2024. Die Schau ist vom 23.2. bis 19.5.2024 im Haus am Löwenwall zu sehen.
Das Städtische Museum Braunschweig zeigte bereits mit der Ausstellung "Stars ohne Glamour – Lette Valeska. Eine Braunschweiger Fotografin in Hollywood" (5. September 2023 bis 7. Januar 2024) Werke einer bedeutenden Jüdin aus Braunschweig: Lette Valeska (1885–1985). Diese war nicht nur Fotografin, Bildhauerin und Malerin, sondern auch die Jugendfreundin von Galka Scheyer. Nach dem Tode der Freundin am 13. Dezember 1945 ordnete Lette Valeska (geboren als Hella-Hilde Heinemann) deren Archiv und Nachlass. Zudem editierte sie Galkas Tagebücher und veröffentlichte das Buch "Galka Emmy Scheyer und die Blaue Vier". Für ihre Verdienste um Galka Scheyer wurde Lette Valeska 1973 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

Ausstellung
Braunschweig | Städtisches Museum Braunschweig, Haus am Löwenwall
23.2.2024 bis 19.5.2024
Mehr Informationen: www.braunschweig.de/kultur/museen/staedtisches-museum

Mehr Informationen zu Galka (Emmy) Scheyer

Galka Emmy Scheyer Zentrum: www.galka-scheyer.de
Kurzfilm: Galka Scheyer und die Blaue Vier. Ein Film von TV38 www.youtube.com

PEGGY GUGGENHEIM. Ein Leben für die Kunst.
Lisa Immordino Vreeland zeichnet in ihrem Dokumentarfilm ein facettenreiches Bild der Kunst-Ikone, eine der einflussreichsten und extravagantesten Frauen der Kunstszene des 20. Jahrhunderts. (2016)

Katja von der Bey - Hilla von Rebay. Die Erfinderin des Guggenheim Museums
Der Ausstellungsort in New York ist ein Symbol der modernen Kunst. Dagegen ist die Frau, die maßgeblich zur Entstehung der Sammlung Guggenheims und zur Idee eines "Tempels für die Kunst" beigetragen hat, weitgehend unbekannt. (2013)

Quellen: Hirmer Verlag, Städtisches Museums Braunschweig, AVIVA-Berlin


Literatur

Beitrag vom 17.05.2024

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