Hebräisch für Alle. Von der Sprache zur Vielfalt. Konzipiert von Dr. Hila Amit Abas, Mitgründerin des literarischen Projekts Anu אנו نحن: Jews and Arabs writing in Berlin und Gründerin der International Hebrew School - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Literatur



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 08.08.2020


Hebräisch für Alle. Von der Sprache zur Vielfalt. Konzipiert von Dr. Hila Amit Abas, Mitgründerin des literarischen Projekts Anu אנו نحن: Jews and Arabs writing in Berlin und Gründerin der International Hebrew School
Sharon Adler

Das erste queere und feministische Hebräisch-Lehrbuch in Deutschland erscheint im September oder Oktober 2020 in der edition assemblage. Gefördert wurde die Produktion von der Stiftung ZURÜCKGEBEN. Das Arbeitsbuch enthält neben einer klaren Struktur und lebensnahen Beispielen viele Übungen, um den Wortschatz direkt anzuwenden und zu verinnerlichen. Mehr zum Buch, zur Autorin und den Bestellinfos auf AVIVA-Berlin.




Traditionelle Hebräisch-Lehrbücher richten sich hauptsächlich an eine jüdische, hetero-normative Zielgruppe und präsentieren ein eher konservatives, von traditionellen Geschlechterrollen und Zweigeschlechtlichkeit geprägtes Gesellschaftsbild. In der Regel fehlt es ihnen an einer offenen und modernen Annäherung an das Lernen der komplexen hebräischen Sprache.
Dr. Hila Amit, die Verfasserin des neuen Hebräisch-Lehrbuchs "Hebräisch für Alle. Von der Sprache zur Vielfalt" gründete 2014 die International Hebrew School. Ihre Erfahrungen fließen in dieses Lehrbuch ein: "Wie sich herausstellte, wollen besonders viele nicht-jüdische Menschen, darunter 50% Frauen und eine große Anzahl von Menschen aus der LGBTIQ*-Community, Hebräisch lernen."

Dieser Umstand war das maßgebliche Motiv für die mehrfach ausgezeichnete israelische Autorin und Hebräisch-Lehrerin, Dr. Hila Amit, mit "Hebräisch für Alle" (לכולן עברית) das erste hebräische Lehrbuch zu entwickeln, das sich an ein breites und diverses Publikum richtet und den persönlichen Hintergrund und die Diversität von Menschen auch abseits hetero-normativer Zuschreibungen berücksichtigen will.
Hila Amit war es ein ebenso großes Anliegen, eine "respektvolle Lernumgebung zu schaffen" und "Allianzen zwischen verschiedenen sozialen Akteur*innen herzustellen", für die Hebräisch eine wichtige Rolle in ihrem persönlichen und beruflichen Leben sowie in ihrem Umfeld spielt.



Hila Amit: In meiner Arbeit als Hebräischlehrerin unterrichtete ich verschiedene Gruppen von Personen mit unterschiedlichem Hintergrund und mit verschiedenen Motivationen, Hebräisch zu lernen. 2014 gründete ich die International Hebrew School. Viele meiner Schüler*innen waren von den bislang erhältlichen Lehrmaterialien, die sich auf veraltetes Hebräisch konzentrierten, frustriert. Sie bemängelten die in diesen Büchern behandelten Themen, die für ihr Leben im Allgemeinen irrelevant waren und fanden sich darin nicht persönlich wieder. Schließlich repräsentieren diese Materialien und Bücher eine sehr heteronormative Beschreibung der jüdischen Gesellschaft und Welt."

Jedes Kapitel des Buches beginnt mit einem von Dr. Amit mit Fokus auf diverse Charaktere und Themen konzipierten Text. Diese einleitenden Texte fungieren als Grundlage für den progressiven Ansatz des Buches und dienen den Schüler*innen als Einstieg in Grammatik und Vokabeln der Lektion.
Die Texte repräsentieren vielseitige und diverse Charaktere, die entgegen den üblicherweise abgebildeten normativen Geschlechterrollen und Familienbildern nicht-heteronormative Lebensmodelle in ihrer Alltäglichkeit porträtieren. Die Figuren im Buch sind hauptsächlich Frauen* und queere Menschen.

Die ersten vier Kapitel des Buches beginnen mit kurzen Texten, die an den noch begrenzten Wortschatz von Anfänger*innen angepasst sind. Diese Texte führen nach und nach die Figuren und Charaktere, die die Schüler*innen durch das ganze Buch begleiten. Die Namen der Protagonist*innen (Stephanie, Mohammed, Tom, Nina, Ibtisam, Nathan, und weitere) spiegeln Herkunft und Diversität der Figuren wider. Stephanie kommt aus London, Ibtisam aus Ramallah, Mohammed aus Jerusalem, Tom aus Barcelona, Nathan aus Toronto und Nina aus Paris. In den ersten vier Kapiteln lernen die Schüler*innen grundlegende Kenntnisse, um sich vorzustellen, anderen Menschen Fragen zu stellen, über den eigenen Beruf, den Wohnort oder die Telefonnummer zu sprechen. Die Kapitel 5-10 führen ein Set aus sechs Texten ein, die komplexer sind und vielschichtige Narrative abbilden.

Auch die Art der Tätigkeit, der die Figuren nachgeht oder ihr Familienstatus wurde von der Autorin sorgsam und bewusst ausgewählt, um moderne und diverse Charaktere vorzustellen, mit denen sich Sprachschüler*innen heute selbst identifizieren können. Die behandelten Themen ermöglichen ein auf Inhalten gestütztes Lernerleben, während Grammatik und Vokabeln im Einklang mit den Themen und Charakteren vermittelt werden.
Dafür hat Hila Amit ihre Erfahrungen aus der Praxis mit ihren Fähigkeiten kombiniert und ein wegweisendes und vielgestaltiges Hebräisch-Lehrbuch entwickelt, das auf Content-based instruction (CBI) und kommunikativen Ansätzen des Spracherwerbs basiert.

Um eine ansprechende und motivierende Sprachlernerfahrung zu schaffen, wurde das Lehrbuch außerdem in einem zeitgemäßen Layout entwickelt. Für die Gestaltung konnte das feministische Grafikdesign-Studio Lee & Tamar in Tel Aviv gewonnen werden. Lee Adar und Tamar Honigman, die auch als Kunstvermittlerinnen am Tel Aviv Museum of Art tätig sind und dabei alternative Vermittlungsmethoden nutzen, verfolgen die These, dass die Art der Gestaltung eine bedeutende Rolle bei der Lernerfahrung von Kindern wie auch Erwachsenen spielt.



Zur Autorin: Dr. Hila Amit wurde 1985 in Kfar Saba in Israel in einer jüdischen Familie mit iranischen und syrischen Wurzeln geboren. Mit 18 begann sie während ihrer Armee-Zeit damit, palästinensischen Kindern in Israel Hebräisch-Unterricht zu geben. Sie promovierte in Gender Studies an der SOAS University of London. Ihre Kurzgeschichtensammlung "Moving On From Bliss" wurde mit dem Preis des israelischen Ministeriums für Kultur für Debütautor*innen ausgezeichnet. In ihrem ersten Sachbuch "A Queer Way Out: The Politics of Queer Emigration from Israel" befasst sie sich mit Israelis in der Diaspora. Dafür erhielt sie 2019 den AMEWS Book Award (Association of Middle East Women´s Studies). Dr. Hila Amit lebt seit 2014 in Berlin und ist Mitgründerin des literarischen Projekts "Anu אנו نحن: Jews and Arabs writing in Berlin". 2014 hat sie die International Hebrew School gegründet, mit der sie das Hebräischlernen mit einer queeren, feministischen und pluralistischen Methode vorantreiben möchte. Für die Realisation ihres Lehrbuchs "Hebräisch für Alle - Von der Sprache zur Vielfalt" wurde sie 2019 von der Stiftung ZURÜCKGEBEN gefördert.
Mehr zu Hila Amit Abas: www.hilaamit.com
Mehr Infos zur International Hebrew School: www.learnhebrewnow.com
Mehr zu Anu אנו نحن: Jews and Arabs writing in Berlin: arabjewsberlin.wordpress.com und www.facebook.com/ArabJewsBerlin

Dr. Hila Amit Abas
Hebräisch für Alle - Von der Sprache zur Vielfalt
Hebräischlehrbuch für Anfänger*innen

edition assemblage, erscheint im September oder Oktober 2020
Broschur, 190*290mm, 152 Seiten, farbige Illustrationen
Illustrationen von Lee Adar und Tamar Honigman
Ca. 25€
ISBN 978-3-96042-091-0 | WG 2-862
Alle, die das Buch schon jetzt bis zum 31. August 2020 vorbestellen sparen 5€.
Mehr Informationen zum Buch und Bestellung mit Subskriptionspreis unter: www.edition-assemblage.de


Quelle: Hila Amit


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Beitrag vom 08.08.2020

Sharon Adler