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Beitrag vom 02.09.2017
Ariel Levy - Gegen alle Regeln. Eine Geschichte von Liebe und Verlust
Rita Booker Solymosi
Die jüdisch-amerikanische, feministische Journalistin und Schriftstellerin Ariel Levy ("Female Chauvinist Pigs: Women and the Rise of Raunch Culture") verarbeitet in ihrem Memoir die traumatischen Erfahrungen der Fehlgeburt in der 19. Schwangerschaftswoche. Das Buch basiert auf dem im "The New Yorker" erschienenen Essay, "Thanksgiving in Mongolia".
"And the truth is, the ten or twenty minutes I was somebody´s mother were black magic. There is nothing I would trade them for. There is no place I would rather have seen."
Ariel Levy hat ihr Baby auf einer Dienstreise verloren. Alleine, auf dem Badezimmerboden eines Luxushotels ihr 19-wöchiges Baby zu Thanks Givings in der Mongolei auf die Welt zu bringen, um es innerhalb weniger Minuten sterben zu sehen, ist für die Amerikanerin lebensverändernd. In der Folge der Ereignisse verliert sie auch ihre alkoholkranke Ehefrau, ihr gemeinsames Heim und fast sogar den Glauben an ihren gesunden Menschenverstand. Wie alle großen Ereignisse, wirft auch dieses seine Schatten lange voraus, doch die überaus leidenschaftliche und erfolgreiche Ariel ist im blinden Fleck ihres unkonventionellen Erfolgslebens angekommen, und vermag die Zeichen nicht recht zu deuten. Im Dauerrauschen der Isolation jeder Kämpferinnennatur ist jede Konvention für sie lediglich eine Aufforderung, damit zu brechen, und das nächste Erfolgstreppchen ins Visier zu nehmen.
Die Journalistin Ariel Levy setzt ihr größtes Talent zur Selbstheilung ein, das Schreiben. Es geht ihr nicht um große Kunst am Wort oder noch mehr Ruhm mit diesem Buch, denn sie ist schon preisgekrönt und beim renommierten Magazin The New Yorker fest angestellt. Sie will die intimsten Irrtümer und Verletzungen ihres Lebens so aufschreiben, dass begreiflich wird, wie sich das Leben als jüdische, lesbische Frau im wohlbehüteten, amerikanisch-jüdischen New York der letzten 30 Jahre wirklich anfühlt. Sie versucht herauszufinden, was sie falsch gemacht haben könnte.
Ariel Levys Spezialgebiete sind Themen wie der amerikanische Drogenkonsum, die Rolle der Geschlechter, Geschichte und Kultur der LGBT, sowie moderner Feminismus, die das Buch sehr lehrreich machen. Es tut gut, wie sie mit Beispielen aus ihrer langjährigen Arbeit dieses persönliche Bild der Neunziger Jahre in den USA zeichnet. Ihre Perspektive auf Weltereignisse der letzten Jahrzehnte baut viele Brücken für Menschen, die weniger reisen können. Aus ihrer Leidenschaft für das Beschreiben der Welt in der sie lebt ist eine Karriere geworden, auf die sie mit Fug und Recht stolz sein kann. Ob sie ihr Schicksal mit diesem Stolz herausgefordert hat, ist hier ihre Kernfrage.
Dass sie seit dem Verlust ihres Babys die Welt anders sieht und kein Selbstmitleid gelten lässt, macht ihr das Leben schwer. Nur die Korrespondenz mit dem südafrikanischen Arzt, der sie in der Mongolei bei ihrer Fehlgeburt versorgt hat, gibt ihr einen neuen Grund zu hoffen. Und so endet das Buch mit einer optimistisch gestimmten, neuen Dienstreise.
AVIVA-Tipp: "Gegen alle Regeln" berührt viele gesellschaftliche Tabus und beschreibt große Gefühle und Ereignisse, allerdings nicht in der erhofften Tiefe. Trotzdem ist es ein empfehlenswertes Buch, das mit vielen Stereotypen aufräumt, ohne aktivistisch oder bemüht zu wirken.
Zur Autorin: Ariel Levy wurde 1974 in Larchmont, New York geboren und arbeitet seit vielen Jahren als preisgekrönte Journalistin für das renommierte Kulturmagazin The New Yorker. Ihre Reportage "Thanksgiving in Mongolia" ( www.newyorker.com) wurde mit dem National Magazine Award for Essays and Criticism ausgezeichnet. Diese persönliche Geschichte diente als Grundlage für das vorliegende Buch, das international für Aufsehen sorgte. 2005 veröffentlichte sie den Roman" Female Chauvinist Pigs: Women and the Rise of Raunch Culture". Nominiert wurde sie für den "GLAAD Media Award - Outstanding Magazine Article".
Ariel Levy war seit 2007 mit der Gründerin und Geschäftsführerin von Greensulate Amy Norquist verheiratet, von der sie seit 2017 geschieden ist.
<>Mehr Infos zu Ariel Levy unter: www.ariellevy.net, www.newyorker.com und www.newyorker.com
Ariel Levy
Gegen alle Regeln. Eine Geschichte von Liebe und Verlust
Originaltitel: The Rules Do Not Apply: A Memoir
Ãœbersetzung von: Maria Hochsieder
Knaur Verlag, erschienen 21.08.2017
Hardcover, 236 Seiten + 1 Seite Danksagung + 1 Seite Zitatnachweis
ISBN: 978-3-426-21430-5
Euro 19,99
Mehr zum Buch unter: www.droemer-knaur.de
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