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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 21.12.2016


Rudi. Discovering the Weissenstein Archive. Herausgegeben von Anna-Patricia Kahn, Ben Peter, Michal Amram
Sharon Adler

Anlässlich des 80. Geburtstags des Archivs von Rudi Weissensteins, der gemeinsam mit seiner Frau Miriam 70 Jahre lang das Pri-Or PhotoHouse in Tel Aviv geführt hatte, zeigt der Bildband bislang unveröffentlichtes Bildmaterial des israelischen Fotografen.




Rudi Weissenstein (1910 – 1992) war der prominenteste Chronist des Lebens, Alltags und des politischen Geschehens im noch jungen Staat Israel – für das Verständnis der Sozialgeschichte des Landes sind seine authentischen Schwarz-Weiß-Fotos von beachtlicher Bedeutung. Sie bezeugen vor allem den Idealismus und Hoffnung dieser Zeit, die Dynamik beim Aufbau des Landes und lassen in jeder Aufnahme die Liebe des Fotografen zu seinem Beruf sichtbar werden.

Rudi Weissenstein, als Shimon Rudolph Weissenstein in Iglau/Jihlava im heutigen Tschechien geboren, studierte von 1929 bis 1931 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Fotografie.
Als er 1936 in Palästina einwanderte, besaß er nur seine Kamera, einen Presseausweis und zehn Lira. Er arbeitete als freier Fotojournalist für Zeitungen im Land und die jüdische Presse im Ausland - u.a. für die Berliner "Jüdische Rundschau".
1940 heirateten Rudi und die Tänzerin Miriam Arnstein (1913 – 2011). Im gleichen Jahr übernahmen sie das Pri-Or PhotoHouse in Tel Aviv, das sich schnell zu einer anerkannten Kulturinstitution entwickelte.



Rudi und Miriam Weissenstein führten das "Zalmania Pri-Or" in der Allenby-Straße 30 gemeinsam. Über 70 Jahre lang arbeiteten sie hier Hand in Hand. Er machte die Fotos, sie kümmerte sich um den Laden. Einige der bekanntesten Fotos der israelischen politischen Führungsriege der ersten Stunde an hatte Rudi vor seiner Kamera und lange befanden sich die unersetzlichen Negative der Fotos der Unabhängigkeitserklärung bei Rudi und Miriam zu Hause. Gemeinsam dokumentierte das Paar die Geschichte und die Persönlichkeiten des jungen Staates über Jahrzehnte. Wer als großes Portrait im Schaufenster ihres Ladens hing, wurde gewählt – darüber waren sich alle einig. Doch ob Aufnahmen von Straßenkreuzungen wie Ben Yehuda/Allenby aus dem Jahr 1946, bis zu Landschaften wie dem See Kinneret (1952) oder die verschiedensten Gesichter – sie alle spiegeln den Melting Pot Israel auf authentischste Weise wider.

Rudi Weissenstein erhielt zahlreiche Auszeichnungen für seine Arbeit, darunter den ersten Preis der internationalen Fotografieausstellung in Moskau.



Heute wird das Pri-Or PhotoHouse, das mit über einer Million Negative das größte private Bildarchiv des Landes ist, von Enkel Ben Peter Weissenstein betreut. Zur Feier seines 80. Geburtstags wird das Archiv neu entdeckt und viele seiner Glanzstücke hier zum ersten Mal veröffentlicht. Weissensteins Nachlass wird von der CLAIR Gallery vertreten, ihre Direktorin Anna-Patricia Kahn ist Mitherausgeberin dieses Buches.

Rudi starb 1992, Miriam 2011. Das Pri-Or PhotoHouse existiert noch heute.



Tamar Tal, Fotografin und Dokumentarfilmerin aus Israel, hat in ihrem Film "Life in Stills" Miriam Weissenstein portraitiert und der Arbeit des Ehepaars ein filmisches Denkmal gesetzt. Die Doku wurde u.a. mit dem Publikumspreis des 18. Jüdischen Filmfestivals ausgezeichnet.

AVIVA-Tipp. Jedes der Fotos von Rudi Weissenstein erzählt eine Geschichte. Die Jahrhundertaufnahmen stehen als Zeitzeugen einer Ära in der Historie des Staates Israel, der in dieser Form heute nicht mehr existiert. "Rudi. Discovering the Weissenstein Archive" ist somit ein wertvolles Zeitdokument.

Rudi
Discovering the Weissenstein Archive

HerausgeberInnen: Anna-Patricia Kahn, Ben Peter, Michal Amram
AutorInnen: Amir Kliger, Anna-Patricia Kahn, Ben Peter
Künstler: Rudi Weissenstein
Interview mit Ben Peter: Anna-Patricia Kahn/ CLAIR
Gestaltet von Michal Amram
Kehrer Verlag, erschienen 2016
Festeinband, 24 x 28 cm, 160 Seiten, 96 Duotonabbildungen
Englisch
ISBN 978-3-86828-745-5
Euro 45,00
www.artbooksheidelberg.com

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Life in Stills. Die u.a. mit dem Publikumspreis des 18. Jüdischen Filmfestivals ausgezeichnete Doku erschien am 11. Januar 2013 als Kauf-DVD bei GMfilms/good!movies
Im Interview: Tamar Tal, Fotografin und Dokumentarfilmerin aus Israel über ihren Film, der die toughe 96-jährige Protagonistin Miriam Weissenstein und das legendäre Photo House in Tel Aviv in den Mittelpunkt ihres Sujets und sieben Jahre andauernden Recherche rückt.



Quelle: Kehrer Verlag
Copyright Fotos vom Pri-Or PhotoHouse in Tel Aviv: Sharon Adler, 2016


Literatur

Beitrag vom 21.12.2016

Sharon Adler