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Beitrag vom 11.07.2015
Die Meister-Sammlerin. Karoline Luise von Baden. Herausgegeben von Holger Jacob-Friesen und Pia Müller-Tamm
Sharon Adler
Der umfassende Ausstellungskatalog und die Ausstellung "Baden-Württemberg in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe" (bis 6.9.2015) zeigen anhand der Werke und Aufsätze renommierter Autor_innen...
... die Entwicklung der Amateurin und Kunstliebhaberin zur –kennerin.
Markgräfin Karoline Luise zu Baden-Durlach (Carolina Louisa Margräfin zu Baden-Durlach, 1723−1783), geborene Landgräfin zu Hessen-Darmstadt, seit 1751 verheiratet mit Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach, war eine Sammlerin von europäischem Rang. Durch ihr internationales Netzwerk von Korrespondent_innen machte sie die noch junge Residenzstadt Karlsruhe zu einem Ort regen intellektuellen Austauschs. Aufgeklärter Esprit, Kunstliebe und geschicktes Agieren auf dem französischen, niederländischen und deutschen Kunstmarkt zeichnen ihr Sammeln aus. Im Zentrum der "Großen Landesausstellung" steht die Präsentation des über 200 Gemälde umfassenden privaten Mahlerey-Cabinets.
Karoline Luise hatte eine Vorliebe für niederländische Meister des Goldenen Zeitalters und die zeitgenössische Kunst Frankreichs. Sie konnte unter anderem
bedeutende Werke von Teniers, van Dyck, Rembrandt, Dou, Boucher, Vernet und Chardin erwerben. Vor Augen geführt wird auch ihre Entwicklung von der Amateurin zur geschätzten Kunstexpertin. Wie ihre von ihr selbst angefertigten Pastelle und Zeichnungen zeigen, erreichte sie als Schülerin Liotards auch selbst ein hohes künstlerisches Niveau. Der begleitende Aufsatzband enthält zwanzig Forschungsbeiträge renommierter Autor_innen, die 2014 auf einer Tagung in Karlsruhe präsentiert wurden.
Ausstellung
Die Meister-Sammlerin Karoline Luise von Baden
Große Landesausstellung Baden-Württemberg
30.05. 2015 – 06.09.2015
Ein Großteil der über 200 Gemälde, die die Meister-Sammlerin kaufte, gehört noch heute zum Bestand der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, darunter Meisterwerke von Teniers und Rembrandt, Vernet und Chardin. Dieser Bilderschatz wird nun vollständig gezeigt, teilweise in den prachtvollen historischen, frisch restaurierten Rahmen. Als Leihgaben kehren andere Gemälde aus Karoline Luises Besitz nach Karlsruhe zurück, so etwa ein grandioses Porträt von Anton van Dyck (Washington), ein dramatischer "Seesturm" von Willem van de Velde (London), die feine Darstellung einer Köchin von Gabriel Metsu (Madrid) und ein sinnliches Blumenstillleben von Maria van Oosterwyck (Denver).
Die zeitgenössischen Künstler François Boucher und Jean-Etienne Liotard, der Karoline Luise in der Pastellmalerei unterrichtete, sind durch signifikante Werke vertreten.
Der gebildeten, aufgeklärten und gut vernetzten Markgräfin ist es zu verdanken, dass die Stadt Karlsruhe schon fünfzig Jahre nach ihrer Gründung europaweit als ein Ort der Wissenschaften und Künste anerkannt war. Sie pflegte die Verbindung zu zahlreichen bedeutenden Menschen ihrer Zeit, und so begegnet frau/man in der Ausstellung, in der rund 130 Leihgaben aus zahlreichen Museen Europas und der USA zu sehen sind, der Kaiserin Maria Theresia, dem Philosophen Voltaire, der Kunstfreundin und königlichen Mätresse Madame de Pompadour, dem Botaniker Linné, dem Kunstagenten Jean-Henri Eberts und dem Sammler Comte de Vence. Mit analytischem Verstand und ästhetischem Empfinden sammelte Karoline Kunst, aber auch Porzellan und Naturalien – Genres, die in der Ausstellung ebenfalls ausgestellt werden.
Mehr Infos unter:
www.kunsthalle-karlsruhe.de
Begleitausstellung in der Jungen Kunsthalle zu "Die Meister-Sammlerin. Karoline Luise von Baden" 11 x Karoline Luise
30.05.2015 – 06.09.2015
Die Ausstellung in der Jungen Kunsthalle zeigt die Markgräfin als Kunstkennerin, Kunstsammlerin und Anfängerin, "Dilettantin" in der Malerei. Aber in den Objekten ihrer Leidenschaft wird auch die Unternehmerin mit durchaus ökonomischen Zielen sichtbar, außerdem die literarisch, historisch und antiquarisch Interessierte, die eine ebenso ausgeprägte Neigung für die Naturwissenschaften, insbesondere die Botanik hatte. Von der Wissbegierde Karoline Luises angesteckt, können junge Besucher_innen auf Entdeckungsreise gehen und selbst die vielen Tätigkeitsfelder der Markgräfin mit detektivischem Spürsinn erforschen. Dabei erfahren sie viel über das 18. Jahrhundert und das Leben in der Karlsruher Residenz.
Mehr Infos unter:
www.kunsthalle-karlsruhe.de
Die Meister-Sammlerin. Karoline Luise von Baden
hrsg. von Holger Jacob-Friesen und Pia Müller-Tamm, in Verbindung mit Christoph Frank und Wolfgang Zimmermann
Deutscher Kunstverlag, erschienen Frühjahr 2015
ca. 496 Seiten mit 500 meist farbigen Abbildungen, 24 × 29 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-422-07312-8
Preis (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten): 39,90 €
www.deutscherkunstverlag.de
AVIVA-Tipp: Karoline Luise von Baden und ihr Wirken und Werk gilt es, (neu) zu entdecken. Sei es durch den Besuch der Ausstellung oder die Lektüre des gut recherchierten Ausstellungskatalogs, der nicht nur durch die Abbildung ihrer Sammlung und Karoline Luise von Baden eigenen Werkes, sondern auch durch die Dokumentation der handschriftlichen Notizen der frühen Sammlerin als Standardwerk zu Karoline Luise von Baden gelten muss.
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Quellen: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Deutscher Kunstverlag