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Beitrag vom 11.07.2015
Raphaela Buder - Die Wurzeln der Lena Siebert
Clarissa Lempp
Das Buch-Debüt der Berliner Illustratorin nimmt die Perspektive der fünfjährigen Lena ein. Die muss sich in einer Pflegefamilie neu arrangieren, als ihre Mutter in psychiatrische Behandlung muss.
Lenas Welt ist von den Erwachsenen geprägt. Zum Beispiel von den Verfolgungsängsten ihrer Mutter, die ständig wüste Beschimpfungen gegen "die Scientologen" ausstößt. Lena passt mit auf, dass niemand sie entdeckt, und dem großen Fluchtplan gen "Amerika" im Wege steht. Als Lenas Mutter beim Einkaufen im Supermarkt handgreiflich gegen eine andere Kundin wird, ändert sich alles. Lenas Mutter wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und Lena kommt zu einer Pflegefamilie. Hier geht es Lena gut, auch weil sie ihre Mutter regelmäßig besucht. Doch die hat noch einen letzten Hoffnungsschimmer ihren Amerika-Plan durchzuziehen und nimmt Lena kurzerhand mit Richtung Meer.
In "Die Wurzeln der Lena Siebert" verteilen die Erwachsenen gern Kekse an die Kinder, wenn die traurig sind. Oder etwas besonders gut gemacht haben. Zum Beispiel die Mutter an den Wohnungsschlüssel zu erinnern, oder rechtzeitig vor dem Zugschaffner warnen, so dass sich die beiden auf ihrer Flucht vor der Polizei vor ihm verstecken können. Aber auch die Polizistin gibt Lena Kekse, als die beiden doch noch aufgegriffen werden und auf der Wache warten müssen. Manchmal freut sich Lena über die Kekse und manchmal hat sie keine Lust darauf. Denn auch wenn die Erwachsenen alles bestimmen, bekommt Lena sehr wohl mit, was um sie geschieht. Diese kindliche Perspektive ist der Clou an Raphaela Buders Comic-Debüt und nimmt auch ihren Zeichenstil ein. In fast dokumentarischen Szenen und erfrischend einfach strukturierten Bildern, fängt sie mehr als ein Jahr in Lenas jungem Leben ein. Die Bilder erinnern an klassische Kinder- und Jugendbuchillustrationen und finden doch unerwartete Intensität in den bewegten Momenten, wenn Lena und ihre Mutter durch die Polizei getrennt werden oder Lena einfach keine Lust mehr hat und ihre Müslischüssel mit einem lauten "Nein!" auf dem Boden zerschlägt.
Raphaela Buders Comic wurde durch den AFKAT Preis 2015 gefördert, der seit drei Jahren zusammen mit dem mairisch-Verlag neue Talente und ihre Graphic Novels verlegt.
AVIVA-Tipp: Die Geschichte von Lena Siebert besticht durch die unaufgeregte, aber emotionale Erzählweise, die immer Lenas Sicht der Dinge zum Ausgangspunkt nimmt und bei allen dramatischen Ereignissen die Unbeschwertheit des Kindseins nicht vernachlässigt.
Zur Autorin: Raphaela Buder wurde 1987 in Berlin geboren und studierte Kommunikationsdesign an der Burg Giebichenstein in Halle und Illustration an der Universität der Künste Berlin.
Bilder aus dem Comic und mehr Infos zu ihren Arbeiten finden sich auf Raphaela Buders Blog.
Raphaela Buder
Die Wurzeln der Lena Siebert
Mairisch-Verlag, erschienen Frühjahr 2015
Klappenbroschur, 128 Seiten
ISBN: 978-3-938539-34-7
www.mairisch.de
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