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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 07.01.2015


Isabel Allende - Amandas Suche
Teresa Lunz

Kriminologie ist die Leidenschaft der introvertierten Highschoolschülerin Amanda. Dann beginnt ein Serienkiller sein Unwesen zu treiben, der in Verbindung mit Amandas Mutter steht. Die 16jährige ...




... Amanda Martín ist in ihrem Internat als eher verschlossenes, unzugängliches Mädchen bekannt.

Ihren Hauptkontakt bilden die online über Skype kommunizierenden "Ripper-Spieler". Es handelt sich um eine Gruppe weltweit verstreuter Jugendliche, durchweg sozial isolierte, problematische Kinder ohne AnsprechpartnerInnen im nicht-virtuellen Leben, die es sich zum Ziel gesetzt haben, reale Kriminalfälle zu lösen. Bald stoßen sie auf eine mysteriöse Serie von Morden, deren Parallelen zueinander der Polizei zunächst verborgen bleiben. Doch jedes der Opfer hatte etwas mit verhaltensauffälligen Kindern aus zerrütteten Elternhäusern zu tun und in Nähe jeder Leiche findet sich ein hinterlassenes Wolfssymbol als Signatur des Täters.

Hilfe bei ihren verdeckten Ermittlungen bekommen die Jugendlichen von Amandas Großvater Blake und durch ihre Einblicke in die Arbeit ihres Vaters, des Chief Inspectors Bob Martín vom Mordkommando San Francisco.

Amandas längst von Bob getrennt lebender Mutter, der etwas weltfremden Heilpraktikerin Indiana Johnson, sind solche blutigen Geschäfte fremd. Sie lebt im alternativen randstädtischen Milieu San Franciscos umgeben von Marihuana abhängigen Künstlern, transsexuellen Barkeepern und rheumatischen Pudeln. Erfüllung findet sie im Kontakt mit ihren PatientInnen, der Anwendung von Aromatherapie und esoterischen Ritualen. Sie kümmert sich nicht um das schmutzige Verbrechen auf den Straßen, sondern genießt lieber das Luxusleben, das ihr ihr älterer, vermögender Geliebter Allan, Kunstsammler, Privatgelehrter und Lebemann, bietet. Dass ihr Patient, der mit einem amputierten Bein und traumatischen Erinnerungen aus dem Irakkrieg zurückgekehrte Navy Seal Ryan Miller, ebenfalls Gefühle für sie entwickelt hat, wird ihr nicht bewusst, bis es zur zeitweiligen Trennung von Allan kommt. Schließlich nähert sie sich Ryan an, die beiden verbringen einige Liebesnächte. Doch die schöne Indiana wird allseits umschwärmt und nimmt in naiver Weise nicht alle Avancen ernst, die ihr gemacht werden.

Nach ausführlichen Schilderungen aus dem Alltagsleben des weit gespannten Netzes der ProtagonistInnen tritt eine entscheidende Wendung ein, als Allan, eben mit Indiana ausgesöhnt und nun in der Absicht, sie zu heiraten, auf seinem Landgut ermordet wird – wieder eine Tat des Serienkillers? Hautverdächtiger ist der eifersüchtige und enttäuschte Ryan, der untertauchen muss, und von seinem Versteck aus nur noch zu den "Ripper-Spielern" Kontakt hält, entschlossen, das Rätsel um die Morde zu lösen. Indiana derweil fühlt sich schon seit längerer Zeit beobachtet, Gegenstände in ihrer Wohnung verschwinden plötzlich, als verfolge man sie selbst bis dort – eines Abends taucht sie nicht zur Essensverabredung mit ihrem Vater und Amanda auf. Bald wird klar: Sie soll das abschließende Opfer des Killers werden, in der Vollmondnacht zum Karfreitag.

Eine frenetische Suche beginnt, und schrittweise wird klar, was der Mörder und die sinnliche, unbekümmerte Liebende Indiana Johnson verbindet. Und warum er so entschlossen ist, ihre Welt für immer zu vernichten… Ryan Miller wird in dieser Verfolgungsjagd noch eine Schlüsselrolle zufallen, die den Kriegsveteranen an seine persönliche Grenze bringt.

Zur Autorin: Isabel Allende geboren1942, begann ihre Karriere als Journalistin. Nach Pinochets Militärputsch war sie 1973 gezwungen, ihre Heimat Chile zu verlassen. Ihr erster Exilroman "Das Geisterhaus" begründete ihren Weltruhm. Weitere große Erfolge aus ihrer Hand sind u. a. "Fortunas Töchter" und zuletzt "Mayas Tagebuch". Heute lebt sie mit ihrem ebenfalls als Autor bekannten Ehemann Willie Gordon in Kalifornien. (Quelle: Verlagsinformationen)
Die Autorin im Netz: www.isabelallende.com

AVIVA-Fazit: Die ursprüngliche Intention der Schriftstellerin, über das Band zwischen Müttern und Töchtern und die lebensrettende Kraft der Familie (s. Angaben im Klappentext) schreiben zu wollen, geht durch zahllose Nebenhandlungen und Randfiguren leider ein wenig verloren. Mitunter fällt es der Leserin schwer, Bezug zu Amanda und Indiana zu behalten, weil etwa die Kriegserlebnisse und das daraus resultierende Trauma des Navy Seal Ryan Miller oder die amourösen Abenteuer Bob Martíns seitenweise beschrieben werden. Zwar rettet Allendes lebendiger einfühlender Erzählstil einiges, dennoch ist ihr mit "Amandas Suche" sicherlich keiner ihrer großen Romane wie "Das Geisterhaus" geglückt. Fans von hintergründigen psychologischen Kriminalgeschichten und Allende selbst werden trotzdem auf ihre Kosten kommen.

Isabel Allende
Amandas Suche

Originaltitel: El juego de Ripper
Aus dem Spanischen übersetzt von Svenja Becker
Suhrkamp Verlag, erschienen August 2014
Gebunden, 473 Seiten
ISBN 978-3-518-42410-0
24,95 Euro
Weitere Infos unter:
www.suhrkamp.de

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Beitrag vom 07.01.2015

AVIVA-Redaktion